Mehr und mehr Menschen leben in Bayern - und zwar in allen Regierungsbezirken (Foto: Kocherlball im Englischen Garten im Sommer 2022)
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Mehr und mehr Menschen leben in Bayern - und zwar in allen Regierungsbezirken (Foto: Kocherlball im Englischen Garten im Sommer 2022)

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Heimatbericht: Alle Regionen Bayerns wachsen, Geburtenzahl sinkt

Es ziehen wieder mehr Menschen in den ländlichen Raum - für Bayerns Heimatminister Füracker ein Verdienst der Staatsregierung. Gleichzeitig gibt es aber deutlich weniger Geburten. Der Opposition bereitet das aus unterschiedlichen Gründen Sorge.

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Auch Oberfranken darf sich freuen: Vor zwei Jahren musste der Regierungsbezirk noch als einziger einen leichten Bevölkerungsrückgang hinnehmen - nun verzeichnen alle Regionen in Bayern ein Plus. Das geht aus dem Bericht hervor, den Heimatminister Albert Füracker (CSU) am Montag vorgestellt hat. Demnach wuchs Bayerns Bevölkerung 2022 um mehr als 190.000 Menschen im Vergleich zum Vorjahr und damit um rund 1,5 Prozent. So wohnen in Bayern insgesamt rund 13,37 Millionen Menschen.

Füracker sieht "Imagegewinn" für ländlichen Raum

"Unsere Heimatstrategie wirkt", sagte Füracker dem BR. Die Staatsregierung habe die Kommunen finanziell unterstützt, den Glasfaserausbau "signifikant" vorangetrieben und Behörden verlagert. Außerdem würden Unternehmen im ländlichen Raum investieren und Arbeitsplätze schaffen. Vieles habe sich "zum Positiven verfestigt", so Füracker.

Den stärksten Bevölkerungszuwachs verzeichneten die Bezirke Mittelfranken und Niederbayern (jeweils plus 1,6 Prozent). In allen Regierungsbezirken wuchs die Einwohnerzahl um mindestens ein Prozent. Kein Landkreis und keine Stadt in Bayern ist geschrumpft - 2021 hatten das noch 22 Landkreise und kreisfreie Städte getan. Laut Füracker hat das auch mit einem "Imagegewinn" des ländlichen Raums zu tun. Die Menschen würden sich dort wohlfühlen und hätten erkannt, dass man sich dort noch Wohneigentum leisten könne. "Die Strategie 'Gleichwertigkeit der Lebens- und Arbeitsverhältnisse in ganz Bayern' funktioniert", so der Minister.

Bericht: Viel Zuzug von Schutzsuchenden aus der Ukraine

Zwar sind 2022 in Bayern mehr Menschen gestorben als geboren wurden. Allerdings sorgt der enorme Zuzug in den Freistaat insgesamt für ein Wachstum. Der Bericht weist aber auch auf einen wichtigen Umstand hin: "Der hohe Wanderungssaldo ist zu einem hohen Maße auf den Zuzug Schutzsuchender aus der Ukraine wegen des russischen Angriffskriegs zurückzuführen." Wie viele Menschen genau aus anderen Bundesländern und wie viele aus dem Ausland kamen, beziffert der Bericht nicht. Laut Füracker trägt das soziale Leben in den ländlichen Räumen auch dazu bei, "dass Menschen, die zu uns kommen, dort gut integriert werden können".

Deutlich weniger Geburten in Bayern

Was Geburten in Bayern angeht, weist der Heimatbericht einen deutlichen Rückgang aus: minus sieben Prozent. "Wir können uns hier vom deutschen Trend nicht abkoppeln", sagte Füracker. Bundesweit sank die Geburtenzahl 2022 laut Statistischem Bundesamt um 7,1 Prozent. Bayern unterstütze junge Familien als einziges Bundesland mit einem sogenannten Familiengeld, so der Minister: 250 Euro gibt es pro Kind und Monat in den ersten zwei Lebensjahren. Dennoch sollen die aktuellen Geburtenzahlen "uns animieren", die Betreuungsmöglichkeiten für Kinder in allen Regionen Bayerns zu verbessern, so Füracker. Man wolle die Kommunen beim Ausbau von Betreuungskapazitäten weiter "mit sehr vielen Fördergeldern" unterstützen.

Grüne werfen Staatsregierung "Lippenbekenntnisse" vor

Den Grünen reicht das nicht: "Familienland Bayern" sei eine "leere Floskel" der Staatsregierung, teilte die Fraktionsvorsitzender der Grünen im Landtag, Katharina Schulze, mit: "Wer sich heute im Freistaat für Kinder entscheidet, muss die schwierige Betreuungssituation gleich mitdenken." Seit Jahren fehlten zehntausende Kitaplätze und Fachkräfte, dafür brauche es endlich mehr Geld - doch stattdessen verteile die Staatsregierung "planlos Millionen Euro Steuergeld".

Insgesamt brauche es mehr als "Hochglanzbroschüren" wie den Heimatbericht, so Schulze - beispielsweise eine "5-Hektar-Bremse" beim Flächenverbrauch oder günstige Energie aus der Region für die bayerische Wirtschaft. "Wir brauchen mehr als schöne Worte zur Digitalisierung, zu Bus und Bahn oder der Kinderbetreuung auf dem Land", sagte Schulze und warf der Söder-Regierung "Lippenbekenntnisse" und einen "Förderdschungel" vor.

AfD: "Bayern verändert sich zu seinem Nachteil"

Laut AfD steht den fallenden Geburtenzahlen "ein hohes Bevölkerungswachstum aufgrund der Masseneinwanderung gegenüber", so Fraktionschefin Katrin Ebner-Steiner. "Bayern verändert sich dadurch kulturell und sozioökonomisch zu seinem Nachteil." Ihre Partei setze sich für eine "alternative Bevölkerungspolitik" ein, mit mehr Geld für Familien und Alleinerziehende und einer "Willkommenskultur für Kinder". Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie müsse besser gewährleistet werden, "allerdings dürfen Frauen, die sich primär der Kindererziehung widmen wollen, nicht diskriminiert werden".

Anders als der Heimatminister beurteilt die AfD-Politikerin den ländlichen Raum in Bayern noch immer als "abgehängt". Ihre Partei wolle Digitalisierung vorantreiben sowie "den öffentlichen Nahverkehr und alle relevanten Infrastrukturen auf dem Land" stärken, von Kitas über Einkaufsmöglichkeiten bis hin zur medizinischen Versorgung, so Ebner-Steiner.

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