Franz Leibl hat den Nationalpark seit 2011 geleitet. Er geht Ende Juli in den Ruhestand.
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Franz Leibl hat den Nationalpark seit 2011 geleitet. Er geht Ende Juli in den Ruhestand.

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Wachwechsel im Nationalpark Bayerischer Wald

In der Leitung des Nationalparks Bayerischer Wald steht ein Wechsel an. Der bisherige Nationalparkleiter Dr. Franz Leibl geht mit 66 Jahren in den Ruhestand. Seine Nachfolgerin ist Ursula Schuster. Die Landschaftsökologin stammt aus Passau.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Franz Leibl, ausgebildeter Biologe und lange Jahre oberster amtlicher Naturschützer bei der Regierung von Niederbayern, hatte den Chefsessel im Nationalpark Bayerischer Wald im Jahr 2011 übernommen. Leibl stammt aus Straubing. Seine Nachfolgerin Ursula Schuster ist eine gebürtige Passauerin, also ebenfalls aus Niederbayern. Sie wird die erste Frau an der Spitze des Nationalparks.

Die 47-Jährige ist ausgebildete Landschaftsökologin und arbeitete zuletzt als Büroleiterin im Bayerischen Umweltministerium. Leibl bleibt noch bis Ende Juli im Amt. Ursula Schuster leitet den Nationalpark ab 1. August.

Erneuerungsprozess läuft

Als Franz Leibl im Mai 2011 die Leitung übernahm, waren die Kämpfe um die Nationalparkerweiterung noch nicht ganz ausgestanden. 1997 war der Park in den Landkreis Regen hinein vergrößert worden. Die Folge waren jahrelange Diskussionen mit der Bevölkerung. Denn es drohte nun hier das Gleiche, was schon im 1970 begründeten Altgebiet passiert war. Borkenkäfer und Windwürfe hatten den alten Wirtschaftswald dort großflächig sterben lassen. Ein bedrückender Anblick, bevor dann ein neuer junger Wald von selbst nachwuchs und es wieder grün wurde.

Um das Sterben abzumildern, war als Kompromiss schon vor Leibls Amtsantritt vereinbart worden, den Borkenkäfer im Erweiterungsgebiet zunächst noch weiter zu bekämpfen. Aber das konnte das Absterben der alten Fichtenwälder nicht aufhalten, im Gegenteil. Tausende von Windwurf- und Borkenkäferbäumen wurden umgesägt und aus dem Wald geräumt. Junge nachwachsende Bäume hatten und haben es auf den ausgeräumten Kahlflächen schwerer als im Altpark, wo man das abgestorbene Holz als Biomasse liegen ließ. Aber der Erneuerungsprozess läuft.

Naturzonen ausgeweitet

In seiner Amtszeit schaffte es Franz Leibl außerdem, im Konsens mit den Nationalparkgemeinden und den beiden Landkreisen, die Naturzonen auf 75 Prozent zu steigern, also das Maximum eines solchen Parks.

"Für mich bedeutet das natürlich einen Höhepunkt in meiner zwölfjährigen Tätigkeit als Nationalparkleiter. 75 Prozent Naturzone heißt, dass wir jetzt internationale Standards vollumfänglich erfüllen, und das ist ein schönes Ergebnis." Franz Leibl, Nationalparkleiter seit 2011

Damit erreichte der erste deutsche Nationalpark über 50 Jahre nach seiner Gründung endlich die internationale Anerkennung der Internationalen Union zum Schutz der Natur (IUCN). In diesen 75 Prozent der Fläche wird der Mensch nicht mehr eingreifen. Die Natur wird sich selbst überlassen.

86 Prozent Zustimmung für den Nationalpark

Die großen Kämpfe um den Park haben sich gelegt. Die letzte Befragungsaktion bei der Bevölkerung der Region ergab 86 Prozent Zustimmung für den Park. Die positive Naturentwicklung im Altpark im Landkreis Freyung-Grafenau hilft dabei. Hier kann man den neuen wilden Urwald, der sich nach dem Absterben der alten Wirtschaftswälder entwickelt, schon sehen und erleben.

Touristisch ist der Nationalpark sowieso ein wichtiges Pfund für den Bayerischen Wald geworden. Nicht nur die attraktiven Besuchereinrichtungen locken Menschen an. Immer mehr, auch junge Menschen, wollen einen Wald erleben, der wirklich sich selbst überlassen wird. In Zeiten des Klimawandels wird ein Urwald, der vielleicht stabiler wird als herkömmliche Wirtschaftswälder, zum Hoffnungsträger.

Letze Erweiterung im Jahr 2022

Der Nationalpark ist auch nochmal größer geworden. 2022 wurde er um rund 700 Hektar erweitert. Dazu gekommen sind Wälder bei Finsterau, die nun auch mit weiteren Einrichtungen für Besucher ausgestattet werden. Damit ist der Nationalpark Bayerischer Wald nun insgesamt 25.000 Hektar groß.

Auch Tierarten sind im Nationalpark akzeptiert, die woanders für Diskussionen sorgen. Es gibt so viele Luchse, dass die Rehbestände durch sie schon weitgehend reguliert werden. Die fast 40 Wölfe, die vor allem im angrenzenden tschechischen Nationalpark herumstreifen, haben ebenfalls genug Wild zu fressen. Nutztierrisse kommen vor, vor allem im Sumava, führen aber nicht zu hitzigen Abschuss-Diskussionen.

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Ursula Schuster ist die neue Leiterin des Nationalparks

Die neue Chefin hat viel zu tun

Ursula Schuster wird als neue Nationalparkleiterin genug zu tun haben. Sie ist nicht nur Chefin über rund 230 festangestellte Beschäftigte – von Forschern über Forstwirte bis zu Umweltpädagogen. Sie wird sich um die alten Besuchereinrichtungen kümmern und die neuen, die im Zuge der erneuten Erweiterung bei Finsterau entstehen.

Sie muss aber, genau wie alle Leiter vor ihr, auch weiterhin Holzfälltrupps einsetzen. Denn in den rund 20 Prozent Randzonen des gesamten Parks wird der Borkenkäfer auf Dauer bekämpft, um die angrenzenden Privatwälder vor dem Schadinsekt zu schützen. Heuer ist der Käferbefall massiv.

Derzeit werden sehr viele Bäume gefällt und in den Kernzonen werden heuer vor allem am Großen Falkenstein im Erweiterungsgebiet sehr viele alte Fichten sterben – schwer auszuhalten für viele Einheimische. Der Falkenstein ist der Hausberg von Zwiesel und Lindberg. Ursula Schuster muss also wohl - wie ihre Vorgänger - viel mit den Bayerwäldlern reden, für die ihr Wald immer schon ihr "Woid" und damit seit Jahrhunderten ein Stück Identität ist.

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