Beschäftigte des bayerischen Handels streiken in München
Bildrechte: BR/Katharina Heudorfer

Archivbild: Auch Beschäftigte von Lidl werden wohl an dem Streik teilnehmen.

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"Versorgungsengpässe"? Erneut Streik im bayerischen Handel

Die Gewerkschaft Verdi hat Beschäftigte von mehr als 80 Betrieben in Bayern zum Streik aufgerufen. Darunter befinden sich Supermarktketten sowie Mode-, Möbel- und Elektronikgeschäfte. Verdi warnt vor teils leeren Regalen in den Filialen.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 1 am Vormittag am .

Seit elf Tagen wird das Edeka-Zentrallager in Gochsheim im Landkreis Schweinfurt bestreikt. Für Donnerstag hat die Gewerkschaft Verdi zudem die Beschäftigten von mehr als 80 weiteren Betrieben zum Arbeitskampf aufgerufen - darunter Filialen von H&M, Ikea, Saturn und Zentrallager von Rewe, Lidl, Penny und Edeka. Durch die Streikaktionen in den Zentrallagern kommt es zu Versorgungsengpässen, vor allem in den Filialen, schreibt Verdi in einer Pressemitteilung.

"Schwedische Gardinen": Streikaktion um Konzerne aus Schweden

Betroffen sind beispielsweise mehrere Zentrallager der Supermarktketten Edeka, Lidl, Penny und Rewe. Aufgerufen sind auch die Beschäftigten diverser Geschäfte in München und Augsburg - etwa Edeka, Rewe, Ikea, H&M, Massimo Dutti, Sport Scheck, Zara und Saturn. Laut Verdi sollen auch Media Markt in Rosenheim, Saturn in Augsburg sowie Kaufland in Dingolfing, Erding und anderen Städten an dem Streik teilnehmen.

Unter dem Motto "Schwedische Gardinen – Raus aus der Armutsfalle" findet in Nürnberg eine Streikaktion statt, die sich um die Betriebe der schwedischen Konzerne H&M und Ikea dreht. Dazu wird erstmalig in der Fürther Innenstadt eine Streikversammlung stattfinden.

Verdi-Verhandlungsführer kritisieren Arbeitgeberverbände

Verdi fordert für die Beschäftigten im bayerischen Einzel- und Versandhandel eine Lohnerhöhung um 2,50 Euro pro Stunde. Außerdem fordert die Gewerkschaft für die unteren Beschäftigtengruppen ein rentenfestes Mindesteinkommen von 13,50 Euro in der Stunde. Die Angebote der Arbeitgeberverbände bewegten sich zwischen 3 und 4 Prozent Entgelterhöhung in 2023, schreibt Verdi. Zum Teil ergänzt wurden die Angebote um Inflationsausgleichsprämien weit unter 1.000 Euro. Für das zweite Jahr boten die Arbeitgeber Erhöhungen zwischen 2 und 2,4 Prozent. Alle Angebote hatten eine Laufzeit von 24 Monaten.

"Die Streikaktionen zeigen mittlerweile massive Wirkung bei den Arbeitgebern, trotzdem wollen die Arbeitgeberverbände den Beschäftigten weitere Reallohnverluste zumuten", erklärt Thomas Gürlebeck, Verdi-Verhandlungsführer im bayerischen Groß- und Außenhandel. "Gerade die unteren Einkommensgruppen sind von den dramatischen Preissteigerungen besonders hart betroffen, deshalb ist ein weiterer Reallohnverlust für die Beschäftigten nicht zumutbar", so Hubert Thiermeyer, Verdi-Verhandlungsführer im bayerischen Einzelhandel.

Arbeitgeber kritisieren Verdi

"Ein überhöhter Tarifabschluss stellt angesichts der zunehmend angespannten wirtschaftlichen Lage in Deutschland für viele Arbeitgeber ein unvertretbar hohes Risiko dar", erklärt dagegen der Landesverband Bayern Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (LGAD) in einer Pressemitteilung. Dass Verdi den Einsatz der Inflationsausgleichsprämie weiter ablehne, erschwere die Verhandlungen unnötig und widerspreche zudem den Erwartungen der allermeisten Beschäftigten im Großhandel. Der Handelsverband Bayern beklagte nach der dritten Verhandlungsrunde: "Es war erneut keinerlei ernsthafte Verhandlungsbereitschaft seitens Verdi zu verzeichnen."

Die Tarifverhandlungen im bayerischen Groß- und Außenhandel gehen am 28. August in die sechste Runde, im bayerischen Einzelhandel am 16. August sowie im Buchhandel am 10. August.

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