Grüne Buckelwiesen mit drei kleinen Hütten,  vorn im Hintergrund die grauen Felsgipfel des Karwendels bei Mittenwald, darüber leicht bewölkter Himmel
Bildrechte: stock.adobe.com/Gina Bromá

Buckelwiesen im Karwendel bei Mittenwald

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Verkehrswende in den bayerischen Voralpen?

Drei Viertel aller Wanderer und Bergsteiger in Bayern nutzen das Auto für ihre Touren, weil es oft keine andere Möglichkeit gibt. Das soll sich ändern. Mit dem 49-Euro-Ticket und verschiedenen DAV-Bergbussen entstehen echte Alternativen.

Über dieses Thema berichtet: Rucksackradio am .

Was muss passieren, dass Wanderer und Bergsteiger bei der Anreise auf das Auto verzichten? Das hat sich ein Team des DAV Kempten gefragt. Und den Allgäuer Bergbus ins Leben gerufen. Der ist seit Anfang Juni unterwegs. Jeden Samstag und Sonntag starten die Busse an vier Plätzen in Kempten. Unterwegs gibt es Zustiegsmöglichkeiten.

Umdenken bei Bergsteigern

Seit Jahrzehnten suchen sich Wanderer einen Gipfel für ihre Tour am Wochenende aus. Dort wollen sie dann hinauf. Matthias Keller von der DAV Sektion Kempten hofft auf ein Umdenken von Bergbegeisterten. Wie komme ich in die Berge und welche Angebote gibt es - da kann sich dann auch ein ganz anderer Gipfel ergeben.

Sieben Routen bietet der Allgäuer Bergbus

Die Route Hörnerdörfer zum Beispiel führt über Ofterschwang und Grasgehren bis nach Balderschwang. Insgesamt stehen sieben Routen zur Auswahl. Wer mitfahren will, bucht sich vorher online das Ticket. Jeder ist willkommen - egal ob DAV-Mitglied oder nicht. Noch ist der Allgäuer Bergbus wenig bekannt. Bis jetzt waren die Touren an den Wochenenden gut gebucht, aber nie voll.

Mit ÖPNV umständlich nach Kempten

Mitglieder des DAV Kempten berichten, dass es schwierig sei, aus dem Umland nach Kempten zu kommen. Bevor sie mehrmals umsteigen, würden sie lieber gleich im Auto sitzenbleiben. Vor allem würden ÖPNV-Busse nur selten fahren. Der Allgäuer Bergbus fährt bis Ende Oktober - dann können die Initiatoren des DAV Kempten eine erste Bilanz ziehen.

Bildrechte: Julian Rohn DAV Kempten
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Bushaltestelle im Allgäu (Symbolbild)

Augsburger Bergbus gut ausgelastet

Bereits seit eineinhalb Jahren gibt es den Augsburger Bergbus. Er wird gut genutzt, sagt Katharina Holzer von der DAV Sektion Augsburg. Mitfahren können alle - egal ob Sektionsmitglied oder nicht. Acht Touren pro Jahr gibt es, im Winter können auch Skifahrer und Schneeschuhwanderer in Augsburg einsteigen. Der Rosenheimer Bergbus ist eher für Skitourengeher gedacht. Damit kommen vor allem geführte DAV-Gruppen gemeinsam ans Ziel. Vorbild für alle ist der Münchner Bergbus, der vor drei Jahren gestartet ist.

Münchner Bergbus ausgebucht

Alle Bergbusfahrten in diesem Sommer und Herbst sind jetzt schon ausgebucht. Das 49-Euro-Ticket, das auch im Münchner Bergbus gilt, hat die Nachfrage noch verstärkt, sagt Christian Stolz, Mobiltätsexperte beim DAV. Im nächsten Jahr wird der Münchner Bergbus in den Linienverkehr eingebunden. Geplant sind zwei Routen an jedem Wochenende von Mai bis Oktober – eine Richtung Thiersee in Tirol und die andere nach Pfronten im Ostallgäu.

Kreative Ideen für Mobilität

Er könne sich auch weitere Angebote an den Endpunkten vorstellen, wie On-Demand-Systeme für den letzten Kilometer, Verleihstationen für Fahrräder oder E-Autos – Christian Stolz sieht den Schienenausbau als einzigen Weg zu einem umweltfreundlichen und nachhaltigen Bergtourismus. Für ihn gibt es keine Alternative zum Schienenausbau. Die oft eingleisigen Strecken und die veraltete Infrastruktur müssten erneuert werden. Die Leute seien bereit, ihr Mobilitätsverhalten zu ändern, sagt Stolz im BR24-Interview.

Kostenloser Bustransport und 49-Euro-Ticket

Dass es funktionieren kann, beweist das Modell in Oberstdorf. Seit vergangenem Jahr gibt es einen kostenlosen Bustransport für Übernachtungsgäste nicht nur im Ort, sondern auch in allen Tälern rund um Oberstdorf - und damit zu den Ausgangspunkten der Wanderungen und Bergtouren. Seither sind deutlich weniger Autos unterwegs und das sieht man genauso auf den Parkplätzen der Bergbahnen, so Jörn Homburg von den Bergbahnen Oberstdorf und Kleinwalsertal.

Auch am Tegernsee tut sich was. Der große Verkehrs-Gau sei bisher ausgeblieben. Ob das mit dem 49-Euro-Ticket zusammenhängt, kann Tourismussprecher Christoph Schempershofe nicht sagen. Die Bayerische Regiobahn bestätigt auf jeden Fall deutlich mehr Fahrgäste auf dieser Strecke.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!