Busse in einem Depot, bei einem steht auf dem Spruchband "Ich fahre rein elektrisch"
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VAG Nürnberg ist Vorreiter bei Elektrobussen. Bis 2030 soll die gesamte Busflotte elektrisch fahren.

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Verbrenner Adieu: VAG Nürnberg Vorreiter bei Elektrobussen

Der Nürnberger Verkehrsbetrieb VAG hat schon jetzt die meisten E-Busse in Bayern im Einsatz. Bis 2030 soll die komplette Flotte elektrisch sein. Dazu wird der Betrieb umgebaut. Wie das funktioniert, wo es hakt und was die Fahrgäste davon halten.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Schichtbeginn für Klaus Alt. Seit 33 Jahren ist er Busfahrer bei der Nürnberger Verkehrs-Aktiengesellschaft VAG. An diesem Vormittag fährt er auf der Buslinie 36 – quer durch die Nürnberger Altstadt. Er ist mit einem der modernen Elektrobusse der VAG unterwegs. "Emissionsfrei in die Zukunft" steht auf dessen Heck. Im Betriebshof im Stadtteil Schweinau zieht er den Stecker, dann fährt er aus der Ladestation. "Mir gefällt die Ruhe", sagt er. "Dieses Rollen, dieses Segeln im Verkehr, man fährt ganz entspannt." Und das sehen auch seine Kolleginnen und Kollegen so, die bereits elektrisch unterwegs sind.

Jeder E-Bus spart 60 Tonnen CO2 pro Jahr

Die VAG setzt künftig komplett auf Elektro-Busse. Nicht, weil die Fahrer so begeistert sind. Das ist ein Nebeneffekt. Bei der E-Bus-Strategie geht es um die Umwelt, erklärt VAG-Vorstand Tim Dahlmann-Resing. "Unser Ziel ist es, lokal komplett emissionsfrei zu fahren." Rund 50.000 Kilometer legt ein Stadtbus pro Jahr zurück. Das Potenzial für den Klimaschutz ist nach Berechnung der VAG entsprechend groß – rund 60 Tonnen CO2-Einsparung pro Fahrzeug und Jahr. Bis zum Ende dieses Jahres sollen 92 der knapp 200 VAG-Busse elektrisch fahren – so viele wie in sonst keiner anderen Stadt in Bayern. Und auch bundesweit liegt Nürnberg mit einer E-Bus-Quote von fast 50 Prozent ganz vorne.

Ohne Zuschüsse keine Umrüstung

Die Umrüstung der Busflotte kostet viel Geld, so Dahlmann-Resing. Ein Elektro-Bus sei im Schnitt doppelt so teuer wie ein herkömmliches Modell – 500.000 Euro gegenüber 250.000 Euro für den Dieselbus; beim Gelenkbus sind es 700.000 Euro statt 350.000 Euro. "Das können wir nur mit entsprechender Förderung von Land oder Bund finanzieren", sagt er. Die VAG hat sich bei den entsprechenden Förderprogrammen des Bundes schon dreimal erfolgreich beworben. Jetzt hofft der Verkehrsbetrieb, dass es auch für die restlichen Busse Zuschüsse gibt. Denn ohne diese würde der ehrgeizige Umbau nicht funktionieren.

Passagiere loben die komfortable Fahrt

Klaus Alt ist inzwischen auf der 36-Route vom Plärrer am Rathaus vorbei bis zum Doku-Zentrum unterwegs. Er ist Testfahrer der VAG und hat bisher alle Elektromodelle ausprobiert. "Ich bin noch nie liegen geblieben", sagt er. Die Fahrgäste merken kaum einen Unterschied. Der Motor sei leiser, sagen sie, das Fahrzeug ruckele weniger, das Abbremsen an den Haltstellen verlaufe sanfter. Aber sonst: alles wie immer.

Der Fahrplan muss wegen der Elektrobusse künftig nicht geändert werden. Rund 250 Kilometer schaffen die modernen Busse derzeit pro Ladung. Das reicht für einen Tag auf den meisten Linien in Nürnberg. Und: Die Akku-Technik wird immer besser. An normal warmen Tagen sind auch 300 oder 350 Kilometer drin. Doch wenn es sehr kalt oder sehr warm ist, sinkt die Reichweite. Dann wird der Strom für die Heizung oder die Klimaanlage gebraucht, erläutert Testfahrer Alt.

Getankt wird günstiger Öko-Strom

Zurück im Depot steuert Klaus Alt den Bus in die große Ladestation, den ePort. An einem dicken Kabel hängt ein Stecker von der Decke. Alt klickt ihn in die Ladebuchse, der Rest funktioniert automatisch. Bei Dieselbussen ist noch immer extra Personal für's Tanken zuständig, sagt Werkstattleiter Michael Sievers. Das wird künftig nicht mehr benötigt. Sievers kümmert sich auch um die Ladestation im Betriebshof.

Getankt wird Öko-Strom. Der kommt übrigens zum Teil von einem Solarpark, den die VAG in Unterfranken betreibt. "Nach unseren Berechnungen ist der Strom zum Laden heute vielleicht zwei Drittel günstiger als der Dieselkraftstoff", rechnet Sievers vor. Mit der Einsparung könnten die Mehrkosten bei der Anschaffung der Busse ausgeglichen werden.

Wartung von Elektro-Bussen ist einfacher

In der Werkstatt erinnert ein ausgebauter Dieselmotor an die Vergangenheit. Sechs Zylinder, rund zehn Liter Hubraum. Noch stehen hier Fahrzeuge mit Verbrennungs- und Elektromotor nebeneinander. Bei den Elektrobussen fallen weniger Arbeiten am Motor an, sagt Werkstattleiter Sievers. Auch das ist ein Vorteil. Ein Großteil der Belegschaft ist inzwischen auch für Elektrofahrzeuge geschult. "Denn 750 Volt Gleichstrom sind um ein Vielfaches gefährlicher als 220 Volt Wechselstrom aus der Haushaltsteckdose."

Feier zu "100 Jahre Omnibus in Nürnberg"

Am Samstag, 29. Juli, und am Sonntag, 30. Juli, feiert die VAG "100 Jahre Omnibus in Nürnberg" mit alten und neuen Bussen zum Anschauen und Mitfahren im Betriebshof in Schweinau in der Jaeckelstraße. Programm unter: https://www.vag.de/aktuelles/aktuelle-meldungen/detail/feierlichkeiten-zu-100-jahre-bus

E-Busse der VAG unter einem Dach mit Solarzellen.
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Die VAG Nürnberg hat ein ehrgeiziges Ziel: Bis 2030 soll die gesamte Busflotte elektrisch fahren.

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