Waffenverbot am Nürnberger Hauptbahnhof
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Am Wochenende galt ein Waffenverbot am Nürnberger Hauptbahnhof. Die Bundespolizei kontrollierte mit einem großen Aufgebot.

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37 Verstöße aufgedeckt: Waffenverbot am Nürnberger Hauptbahnhof

Der Nürnberger Hauptbahnhof gilt als einer der gefährlichsten Bahnhöfe Deutschlands. Am Wochenende war dort das Mitführen gefährlicher Gegenstände per Allgemeinverfügung verboten. Insgesamt 37 Verstöße stellte die Bundespolizei am Wochenende fest.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Das Image des Nürnberger Hauptbahnhofs war schon mal besser. Im Februar ging er sogar durch die Schlagzeilen, als einer der drei gefährlichsten Bahnhöfe Deutschlands. Auffällig ist vor allem die Zunahme an Gewaltstraftaten – 30 Prozent mehr waren es im vergangenen Jahr. Nun hat die Bundespolizei die Reißleine gezogen.

Ein Wochenende lang – von Freitag bis Montag – war von jeweils 20.00 Uhr bis 6.00 Uhr das Mitführen von gefährlichen Werkzeugen, Schusswaffen, Schreckschusswaffen, Hieb-, Stoß- und Stichwaffen sowie Messern aller Art verboten. Das galt auch für alles, was zu einer Waffe hätte umfunktioniert werden können.

Bundespolizei stellt knapp 40 Verstöße fest

Insgesamt 37 Verstöße gegen das zeitlich begrenzte Mitführverbot von gefährlichen Gegenständen stellte die Bundespolizei am Wochenende am Nürnberger Hauptbahnhof fest. Kontrolliert wurden insgesamt rund 1.250 Menschen, teilten die Beamten mit. Demnach hatten 27 Männer insgesamt 37 gefährliche Gegenstände dabei – vor allem Messer, aber auch potenzielle Schlag- und Stichgegenstände, wie ein Billardqueue oder eine Schere. In einigen Fällen gab es demnach auch Verstöße gegen das Waffengesetz.

Außerdem stellten die Bundespolizisten 25 andere Straftaten beziehungsweise Ordnungswidrigkeiten fest, etwa mehrere Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz sowie 28 Fahndungstreffer. Acht Kontrollierte waren zur Festnahme ausgeschrieben. Ein Mann muss sich laut Mitteilung wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte verantworten, weil er sich gegen die Sicherstellung seines Taschenmessers zur Wehr setzte.

Die Bundespolizei wertet die Kontrollen als erfolgreich verlaufene Aktion, die zu einem Sicherheitsgewinn im Bahnverkehr beigetragen habe. Die Bundespolizeidirektion München plane, solch einen Einsatz zusammen mit dem Erlass einer Allgemeinverfügung zu einem späteren Zeitpunkt zu wiederholen, heißt es in der Bilanz.

Bundespolizei rückte in großer Zahl an

Um im Rahmen der Allgemeinverfügung zu kontrollieren, hatte die Bundespolizei Kräfte aus ganz Deutschland nach Nürnberg geholt. In Trupps von mindestens sechs Beamten waren sie im Nürnberger Hauptbahnhof unterwegs. Positioniert waren die Polizisten als mobile und stationäre Einheiten an allen Ausgängen. Es sollte engmaschig kontrolliert werden.

Die erste Kontrolle traf ein deutlich alkoholisiertes Pärchen am Haupteingang. Neben einer Leibesvisitation stand die Durchsuchung der Handtasche und eines Rucksacks an. Die Personalien wurden festgestellt.

Durchsuchungen unter lautstarken Protesten

Nun war auch klar, warum die Beamten immer in größeren Gruppen kontrollieren. Augenblicklich fanden sich Passanten ein, die teils lautstark gegen die Durchsuchung protestierten, fragten, ob die Beamten dies überhaupt dürften, den Anlass der Kontrolle erklärt haben wollten.

Um die kontrollierenden Polizisten vor den teils aggressiven und teils einfach nur neugierigen Passanten zu schützen, standen sie Rücken an Rücken. Gefährliche Gegenstände wurden bei dem betrunkenen Paar aber nicht gefunden.

Versteckte Messer gefunden

Ein junger Mann geriet an einem der Zugänge zu den Bahnsteigen in eine Kontrolle der Bundespolizei. Bei ihm fanden sie ein sogenanntes Karambit, ein klauenartig geschwungenes Messer mit feststehender Klinge. In Deutschland ist der Besitz des Messers erlaubt, das Mitführen aber nicht.

Der junge Mann wurde in ein stillgelegtes Bahnbüro abgeführt. Dort hatte die Bundespolizei ihre Bearbeitungsstraße eingerichtet – ein mobiles Büro für eine schnellere Bearbeitung der Fälle. Weil das Messer ein verbotener Gegenstand nach dem Waffengesetz war, fanden strafprozessuale oder Maßnahmen nach dem Ordnungswidrigkeitenrecht statt, erklärte Anna Markl, Sprecherin des Bundespolizeiinspektion Nürnberg vor Ort. Kurz: Das Karambit wurde einbehalten, gegen den Mann wird nun ermittelt. Und es könnte ein Zwangsgeld fällig werden: Je nach Vorbelastung des Deliquenten drohen bis zu 25.000 Euro Strafe.

Alltagsgegenstände sind potenziell gefährlich

Eine Gruppe Männer wurde auch mit einer mobilen Sonde durchsucht. Sie piept laut, wenn ein metallischer Gegenstand in der Kleidung oder am Körper versteckt ist. Bei einem jungen Mann wurde es sehr laut: Er hatte ein großes Taschenmesser und einen Nagelzwicker bei sich. Beides, so Markl, könnte als Waffe eingesetzt werden. Und viele bedächten nicht, dass so ein Taschenmesser auch gegen die Menschen gerichtet werden könnte, die solche Gegenstände mit sich führten, erklärt sie.

Grundsätzlich wollte die Bundespolizei die Menschen gerade am Bahnhof dafür sensibilisieren, dass auch Alltagsgegenstände in Konfliktsituationen gefährlich werden können. Das Taschenmesser und den Nagelzwicker bekommt der junge Mann in dieser Woche wieder zurück. Dazu wird er eine schriftliche Ermahnung bekommen, weil er gegen das geltende Verbot am Hauptbahnhof Nürnberg verstoßen hatte.

Polizei will Einsatztaktik am Hauptbahnhof anpassen

Florian Paul, der stellvertretende Leiter der Bundespolizeiinspektion Nürnberg, nimmt die Entwicklung am Hauptbahnhof sehr ernst. Im Gespräch mit dem BR erklärte er, die Kriminalität sei hier sehr sichtbar, deswegen müsse die Bundespolizei auch deutlich sichtbar sein. Die Zunahme von Straftaten und die steigende Zahl an Waffen, die dabei eingesetzt werden, finde er mehr als schwierig.

Die Mischung aus verschiedenen Faktoren begünstigt Pauls Einschätzung nach die Zunahme an Straftaten: Durch die langen Öffnungszeiten der Geschäfte gäbe es grundsätzlich mehr Menschen, die sich am Hauptbahnhof aufhalten. Dazu kämen viele Clubbesucher in und um den Bahnhof herum teils zum Vorglühen hierher.

Wenn dann noch Waffen ins Spiel kämen, könnte eine Situation schnell eskalieren. Das Verbotswochenende und die Ergebnisse der durchgeführten Kontrollen würden im Nachgang ausgewertet, so der stellvertretende Leiter der Bundespolizeiinspektion Nürnberg. Entsprechend werde die Einsatztaktik am Nürnberger Hauptbahnhof künftig angepasst.

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