Der Nürnberger Hauptbahnhof ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt, aber eben nicht nur. Er ist auch ein Platz, an dem sich die unterschiedlichsten Leute begegnen: Reisende, jugendliche Discogänger, Passanten, Menschen ohne Bleibe. Und: Er zählte 2022 leider auch zu den gefährlichsten Bahnhöfen in Deutschland. Deshalb wurde nun ein neues Sicherheitskonzept erarbeitet. Mit mehr Polizeipräsenz und verstärkter Videoüberwachung.
Mehr Polizei in und um den Hauptbahnhof
Die Deutsche Bahn (DB) setzt mehr Sicherheitskräfte ein und auch die Bundes- und die Landespolizei zeigt mehr Präsenz, aber nicht nur im Nürnberger Hauptbahnhof, sondern auch direkt davor. Die Beamten gehen dabei gemeinsam auf Streife. Routinekontrollen sollen helfen, die Polizei sichtbarer zu machen.
Abends und nachts viel los
"Wir haben zusätzliche Kräfte von mobilen Einheiten, die uns in Gewaltnächten verstärken", erklärt Bernhard Turba von der Bundespolizeiinspektion Nürnberg. Gerade abends und nachts ist an Wochenenden im Nürnberger Hauptbahnhof viel los. Nicht nur Reisende, sondern auch Jugendliche sind unterwegs, die feiern wollen. Denn mittendrin im Bahnhofsgebäude ist ein beliebter Szeneclub, der zu später Stunde öffnet. Auch viele Geschäfte und Imbisse haben rund um die Uhr auf. So sind die überdachten Hallen Anziehungspunkt für viele Menschen, mit ganz unterschiedlichen Interessen. "Wir haben Alkoholkranke, Drogensüchtige, die Obdachlosenszene. Wir haben die Discogänger, die weggehen wollen, wir haben, wenn die Fußballvereine spielen, Fußballfans", erläutert Bernhard Turba.
- Zu Artikel: Bahnhofsmissionen in Bayern – zunehmend unter Druck
Alarmierende Zahl an Gewaltdelikten 2022
Immer wieder kommt es zu Konflikten. Der Hauptbahnhof in Nürnberg ist einer der gefährlichsten in Deutschland. Die Zahlen der Bundespolizei aus dem vergangenen Jahr sind alarmierend: Mit 548 Gewaltdelikten rangiert Nürnberg hinter Hamburg (667) und Hannover (549) in dieser bundesweiten Liste auf Platz drei.
Gewalt gegen Polizisten
Neben mehr Präsenz sei aber auch eine Analyse der Zahlen wichtig, um die Lage besser einschätzen zu können, so die Bundespolizei. So spielt auch die Gewalt gegen Polizisten in dieser Statistik eine erhebliche Rolle, wie Bernhard Turba darstellt: "Wir haben ja zirka 550 Körperverletzungsdelikte im Jahr. Davon muss man wissen, dass etwa 160 schon Gewaltdelikte gegen unsere Beamte sind, gegen die Beamten der Landespolizei. Das sind dann eben Körperverletzungsdelikte, das sind tätliche Angriffe auf die Polizei."
Alkohol spielt eine Rolle
Ein wichtiger Faktor ist zudem der Alkoholkonsum. Denn obwohl ein Alkoholverbot im Bahnhof gilt, wurde die Hälfte aller Straftaten unter Alkoholeinfluss begangen. Das Verbot schreckt offenbar nur bedingt ab, wie auch immer wieder Betrunkene zeigen, die man beim Passieren auf dem Boden liegen sehen kann.
Mehr Überwachungskameras geplant
Um den Bahnhof sicherer zu machen, soll auch die Zahl die bestehenden Überwachungskameras bis kommenden Herbst verdoppelt werden, von fast 200 auf bis zu 400. Zusätzlich wird auch die US Militärpolizei unterstützen. 50.000 Armeeangehörige sind in Bayern stationiert und kommen in der Freizeit nach Nürnberg.
Bei Konflikten zwischen US-Soldaten oder Militärangehörigen und anderen Personengruppen, sollen die US-Kräfte den deutschen Beamten zur Seite stehen. Die US-Militärpolizei hat ihre vorübergehende Unterstützung angeboten, nachdem es zu einem Vorfall mit US-Militärangehörigen gekommen war, die in Grafenwöhr stationiert sind.
Gemeinsamer Maßnahmenkatalog
Die unterschiedlichen Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit am und um den Nürnberger Hauptbahnhof waren bei einem Spitzengespräch zwischen der Stadt Nürnberg, Bundes- und Landespolizei DB und Stadtreklame vereinbart worden. Zu dem Treffen hatte der Nürnberger Oberbürgermeister Marcus König (CSU) aufgrund der zuletzt deutlich gestiegenen Delikt-Zahlen eingeladen.
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