No-Go-Area Königstorpassage? "Ich würde nachts hier nicht vorbeilaufen wollen"

Der aktuelle Kriminalbericht für Bayern zeigt: In Nürnberg passieren die meisten Straftaten im Freistaat. Aber woran liegt das? Hauptsächlich an der Königstorpassage, die den Bahnhof und die Innenstadt unterirdisch verbindet.

Von: Raffael Barth

Stand: 22.03.2017 | Archiv

Nürnberger Königstorpassage | Bild: BR-Studio Franken/Sebastian Küster

Montagnachmittag 14.30 Uhr in der Königstorpassage in Nürnberg: Ein Typ mit Gesichtstattoo wird von vier Polizisten inklusive Drogenspürhund gefilzt. Daneben: der Fahrkartenautomat. Solche Kontrollen gibt es hier ständig und wenn man sich ein bisschen umsieht, bekommt man auch den ein oder anderen Drogendeal mit. Viele der Leute, die hier vorbeilaufen, fühlen sich in der Königstorpassage deshalb nicht so wirklich sicher.

"Ich find's absolut unsicher und dauernd liest man was in der Zeitung. Hier muss irgendwas geändert werden."

Nürnberger Passantin

Andere sehen das Problem eher gelassen. Sie sagen zwar, dass die Leute hier manchmal creepy sind, sie aber noch nie Probleme hatten und einfach vorbei laufen.

Die Statistik zeigt aber: Fehlende Sicherheit in der Königstorpassage ist nicht nur ein subjektives Gefühl. Jede fünfte Körperverletzung in Nürnberg passiert hier. Auch die Zahl der Drogendelikte ist 2016 laut der Statistik um ein Viertel im Vergleich zum Jahr davor angestiegen. Eine Erklärung, die die Statsitik selbst dafür liefert ist, dass die Polizei deutlich häufiger kontrolliert hat. Klar, dass dann auch mehr Delikte erfasst werden.

Polizeieinsatz vs. Sozialarbeit

Damit die Königstorpassage nicht zu einer richtigen No-Go-Area für die Nürnberger wird, wird zum Beispiel auch die Videoüberwachung immer weiter ausgebaut. Außerdem gilt in der Passage seit Januar ein Alkoholverbot nach 22:00 Uhr, denn zwei Drittel der Straftäter hatten Alkohol im Blut.

Die Frage ist: Ist diese Taktik der Polizei wirklich nachhaltig? Denn durch die häufige Anwesenheit der Polizei werden zwar die Leute verdrängt, die Probleme aber nicht gelöst.

Genau das kritisiert zum Beispiel die Mudra, die Nürnberger Drogenhilfe. Weil das Geld in die Polizeieinsätze gesteckt wird, bleibt teilweise Sozialarbeit, die etwas zur Problemlösung beitragen kann, in der Königstorpassage auf der Strecke. Die Mudra schickt zwar regelmäßig Streetworker hier hin, sagt aber auch, dass sie deutlich mehr Geld bräuchte, um wirklich etwas bewirken zu können. Außerdem fordert sie einen Drogenkonsumraum. Den lehnt die Stadt Nürnberg bisher aber ab.