Eine Schülerin einer 2. Klasse rechnet im Klassenzimmer einer Grundschule mit Spielgeld.
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Eine Schülerin einer 2. Klasse rechnet im Klassenzimmer einer Grundschule mit Spielgeld.

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Unmut über bessere Bezahlung für Grund- und Mittelschullehrer

Viele Gymnasiallehrer rümpfen die Nase: Grund- und Mittelschullehrer sollen in Bayern bald genauso viel verdienen wie sie. Auch Finanzbeamte und Polizisten wollen das nicht so einfach hinnehmen.

Es ist eine Frage der Gerechtigkeit. Sollen Grundschul- und Mittelschullehrkräfte genauso viel verdienen wie Realschul- und Gymnasiallehrkräfte? Aus verschiedenen Bereichen der Beamtenschaft ist zu hören: "Wir gönnen es den Lehrern, aber wir fordern auch mehr."

  • Zum Artikel: "Söder: Mehr Geld für Lehrer an Grund- und Mittelschulen"

Finanzgewerkschaft: Deutlich schlechter gestellt

Man freue sich für die Lehrer, sagt Gerhard Wipijewski, Vorsitzender der Bayerischen Finanzgewerkschaft. Er argumentiert: In den 70er-Jahren seien Steuerbeamte und Grundschullehrer gleichermaßen in der Besoldungsgruppe A9 gestartet. Heute würden die Lehrer in A12 beginnen, für die Finanzbeamten stehe A10 im Gesetz, das sei aber nie umgesetzt worden.

Anhand ihrer Tätigkeiten stünde allein in Bayern rund 2.000 Steuerbeamten A9 zu, faktisch würden sie aber eine Stufe darunter arbeiten. "Die Staatsregierung wäre gut beraten, wenn sie sich mal die gesamte Staatsverwaltung anschauen würde", so Wipijewski.

Polizeigewerkschaft: Unwucht bei der Bezahlung

Ganz ähnlich die Reaktion der Deutschen Polizeigewerkschaft Bayern. Deren Landesvorsitzender Jürgen Köhnlein rechnet vor: Ein Dienststellenleiter mit 56 Beschäftigten, der täglich viele Entscheidungen treffen müsse und viel Verantwortung trage, werde ebenfalls mit A13 besoldet. Genauso viel Geld also wie künftig für alle Lehrkräfte am Anfang ihrer Laufbahn.

Das Einstiegsgehalt für einen Beamten der Polizei nach einem Studium als Dienstgruppenleiter sei A9. Köhnlein spricht von einer "Unwucht".

Verärgerung auch am Gymnasium

Der Vorsitzende des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, freut sich zwar über mehr Geld für einen Teil der Lehrerschaft. Es gebe niemanden, der den Grund- und Mittelschullehrern A13 nicht gönne, so Meidinger. Gleichzeitig sorge die Ankündigung von Ministerpräsident Markus Söder "A13 für alle" für Unzufriedenheit, sagt Meidinger. Die meisten seien der Auffassung, dass auch für die anderen Lehrergruppen Verbesserungen nötig seien. Schließlich müssten Gymnasiallehrkräften mehr arbeiten, das Studium sei länger und anspruchsvoller.

Stimmt so nicht, sagt Simone Fleischmann, Präsidentin des bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands. Die Gymnasiallehrer bekommen laut Fleischmann sowieso zusätzlich strukturelle Zulagen, die würden ihnen auch nicht genommen. Das Studium für Mittel- und Realschullehrer sei inzwischen gleich lang und gleich fordernd. Kein Grund also für weiterhin unterschiedliche Bezahlung.

Jetzt gehe es darum, eine Gleichwertigkeit bei der Bezahlung der Lehrer und damit auch beim Image zu schaffen. "Wenn der Mittelschullehrer genauso viel wert ist, wie der Gymnasiallehrer, haben auch mehr junge Leute Lust auf den Job." Meidinger dagegen will eher den Gymnasial-Lehrberuf attraktiver machen und es solle mehr dafür bezahlt werden. Wenn in drei Jahren das G9 komplett eingeführt sei, brauche es 1.000 zusätzliche Lehrer. Die Wartelisten seien aber "abgeräumt", so der Lehrer-Verbands-Chef.

Abstandsgebot bei Besoldungsgruppen noch zeitgemäß?

Gerade die besserbezahlten Gymnasiallehrer pochen auf das Abstandsgebot. Dieses besagt, dass es zwischen den einzelnen Besoldungsgruppen Unterschiede gibt, und die müssten weiterhin bestehen, argumentieren Gymnasiallehrkräfte. Die Frage ist allerdings, ob dieser Abstand noch gerechtfertigt ist. BLLV-Präsidentin Fleischmann sieht da kein Problem. "Wir fordern A13 für alle sofort und strukturelle Hebungen für alle." Das bedeutet: Der Schulleiter, der jetzt A14 bekommt, würde nach Fleischmanns Idee dann auf A15 gehoben. Damit bliebe das Abstandgebot gewahrt.

Aktuell bekommen die Grund- und Mittelschullehrer 700 Euro im Monat weniger als Gymnasiallehrer. Eine höhere Eingangsbesoldung bedeutet nicht nur mehr Geld pro Monat, sondern auch höhere Pensionsansprüche. Die Kosten für das Projekt "A13" sind hoch.

Opposition und Freie Wähler wollen schon lange A13

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) ist nach langen Diskussionen auf den Kurs der anderen Parteien eingeschwenkt. Erst kürzlich hatte er verkündet, dass alle Lehrkräfte künftig das gleiche Einstiegsgehalt bekommen sollen. Allerdings erst nach der Landtagswahl. Die Grünen, die SPD, die FDP aber auch der Koalitionspartner der CSU, die Freien Wähler, wollen das schneller umsetzen.

Das Finanzministerium rechnet auf Anfrage mit 190 Millionen jährlich, sollten alle Lehrerinnen und Lehrer mit A13 starten. Kämen noch die höheren Besoldungen für die übrigen Lehrer dazu, muss man laut Fleischmann eher mit 300 Millionen Euro pro Jahr rechnen. Sollten die übrigen Beamten tatsächlich auch mehr Geld bekommen, wäre man sehr schnell in einem hohen Milliardenbetrag.

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