Das Sprechen in unruhigen Umgebungen ist für die Stimme Stress pur. Kommt noch das Tragen einer Maske hinzu, wird's richtig anstrengend. Lehrkräfte sind davon besonders betroffen. Für die entwickelt die Uni Regensburg ein besonderes Stimmtraining ...
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Das Sprechen in unruhigen Umgebungen ist für die Stimme Stress pur. Kommt noch das Tragen einer Maske hinzu, wird's richtig anstrengend.

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Uni Regensburg entwickelt Stimmtraining für Lehrkräfte

Stimmen von Lehrkräften sind besonders stressbelastet. Viele von ihnen erkranken an Kehlkopfentzündungen oder Heiserkeit. An der Universität Regensburg wird deshalb ein Stimmtraining für Lehrerinnen und Lehrer entwickelt.

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Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Die Studentin Vanessa Nagel ist angehende Grundschullehrerin, nächstes Jahr beginnt ihr Referendariat. Bei Praktika in der Schule hat die 23-Jährige bereits festgestellt, dass der Einsatz der Stimme kraftraubend ist. "Ich habe die ganze Zeit gedacht, ich muss trinken", sagt Nagel. "Und selbst nach zwei Stunden Unterrichtsangebot merke ich, wie das auf die Stimme geht, egal ob mit oder ohne Maske."

Stimmtraining soll Erkrankungen bei Lehrern verhindern

Nagel nimmt als Testperson an einem neuen Projekt an der Universität Regensburg teil. Gemeinsam mit dem Arbeitsmedizinischen Institut für Schulen in Bayern (AMIS) wird hier ein Stimmtraining für Lehrkräfte entwickelt. Denn: Im Unterricht vor großen Klassen immer laut und deutlich zu sprechen, kann auf Dauer zu Erkrankungen der Stimmbänder bei Lehrerinnen und Lehrern führen.

Laut Bayerischem Landesamt für Gesundheit fallen drei Viertel aller Lehrkräfte mindestens einmal in ihrem Berufsleben wegen Stimmproblemen aus.

In einem Online-Kurs für Zuhause sollen Lehrerinnen und Lehrer deshalb bald lernen können, wie sie ihre Stimme fit halten, damit sie nicht an Kehlkopfentzündungen, Heiserkeit oder Stimmbandknötchen erkranken. Der Kurs wird Tipps zur Schonung der Stimme und Anleitungen für Übungen zur Stärkung und Entspannung der Stimmbänder bereitstellen.

Stimmen von Lehrkräfte in Grundschulen besonders belastet

Damit der Online-Kurs genau auf die Bedürfnisse der Lehrkräfte an Bayerns Schulen zugeschnitten werden kann, helfen Testpersonen wie Vanessa Nagel bei der Entwicklung.

Lehrkräfte an Grundschulen seien besonders stark von Stimmbelastungen betroffen, sagt Dr. Christian Gegner, Sprecherzieher an der Uni Regensburg. "Das liegt zum einen daran, weil sie mit Kindern zu tun haben, die viel höher sprechen als sie selbst, und zum anderen, weil in der Grundschule viel gesungen wird, was anstrengend für die Stimme ist."

Christian Gegner begleitet das Projekt und führt zum Beispiel Stimmanalysen bei Lehramtsstudierenden durch. Die Stimme sei ein Muskel, der trainiert werden müsse, um belastbar zu sein, erklärt er. Corona habe die Situation für Lehrerstimmen verschlechtert. Gegen den Stoff der Masken anzusprechen, erfordert laut Gegner noch mehr Anstrengung.

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Vanessa Nagel, angehende Grundschullehrerin, bei einer Stimmanalyse.

Wenig Stimmtraining in der Lehrerausbildung

Dr. Sarah Becker ist Arbeits- und Organisationspsychologin am Arbeitsmedizinischen Institut für Schulen in Bayern (AMIS) und ebenfalls beteiligt am Projekt. Neben dem Lärm sorgt ihr zufolge auch die schlechte Raumakustik in Klassenzimmern für Stress bei der Stimme von Lehrkräften, sagt sie.

"Dazu kommt auch noch, dass viele Lehrkräfte häufig auch schlecht ausgebildet sind in ihrer Stimme." Im Referendariat, aber auch schon im Lehramtsstudium und später im Berufsleben komme die Stimmausbildung noch viel zu kurz, so die Psychologin.

Mit dem Regensburger Stimmtraining soll sich das bald ändern. Das Projekt ist am 1. Juli 2022 gestartet und hat eine Laufzeit von drei Jahren – bis es bei den Lehrerinnen und Lehrern in Bayern ankommt, dauert es also noch.

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Lehrerinnen und Lehrer beim Stimmtraining

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