In einem Verkehrsspiegel spiegelt sich ein Wachturm der Justizvollzugsanstalt in Straubing
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In einem Verkehrsspiegel spiegelt sich ein Wachturm der Justizvollzugsanstalt in Straubing

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Straubing bayernweit Gesundheits-Schlusslicht: JVA ein Grund?

Der Sozialatlas des Barmer-Instituts hat ergeben, dass in Straubing die Krankheitsbelastung der Menschen im bayernweiten Vergleich mit am höchsten ist. Eine entscheidende Rolle könnten laut dem Straubinger Gesundheitsamt die JVA und das BKH spielen.

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Der am Donnerstag veröffentlichte neue Morbiditäts- und Sozialatlas des Barmer-Instituts für Gesundheitssystemforschung hat unter anderem ergeben, dass in Straubing die Krankheitsbelastung der Menschen im bayernweiten Vergleich mit am höchsten ist. Auch ist der Anteil der Menschen mit einem diagnostizierten Alkohol- oder Drogenproblem im bundesweiten Vergleich am höchsten. Nun steht die Frage nach den Gründen im Raum.

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Viele Suchtkranke in JVA und BKH

Eine entscheidende Rolle könnten laut dem Gesundheitsamt der Stadt Straubing die Justizvollzugsanstalt (JVA) und das Bezirkskrankenhaus (BKH) spielen. In den beiden Einrichtungen sind, wie Stadtsprecher Johannes Burgmayer dem BR mitteilte, zahlreiche Personen mit den in der Barmer-Studie angeführten Diagnosen untergebracht.

Zudem würden im Bezirkskrankenhaus seit 2019 vermehrt auch suchtkranke Menschen aus ganz Niederbayern behandelt werden. In der JVA gibt es insgesamt 845 Haftplätze, im Bezirkskrankenhaus stehen 230 Therapieplätze bereit.

Der Stadt zufolge lag man schon 2018 und 2019 in der Studie über dem bundesweiten Durchschnitt. Methodik und Aussagekraft der Studie könne man allerdings nicht beurteilen.

Straubing: 95 Prozent über dem Durchschnitt

Für die Auswertung des Barmer-Instituts wurden ambulante und stationäre Diagnosen und Arzneimittelverordnungen von Versicherten der Barmer Krankenkasse aus dem Jahr 2020 auf die Gesamtbevölkerung hochgerechnet, um die gesundheitliche Situation zu ermitteln.

Demnach waren 2020 in Straubing auf 1.000 Einwohner gerechnet rund 36 Menschen drogen- und alkoholabhängig. Der bundesweite Durchschnitt liegt bei 18,4 Fällen pro 1.000 Einwohner – Straubing somit 95 Prozent über dem Durchschnitt.

Tabak-, Alkohol-, Drogenmissbrauch

Das bestätigte auch Stefani Meyer-Maricevic, Pressesprecherin der Barmer Bayern, dem BR auf Anfrage. Es handle sich dabei um diagnostizierte Erkrankungen wie schwerwiegender Alkohol- und Drogenmissbrauch sowie psychische Krankheiten und Verhaltensstörungen durch Tabak. Gründe dafür wurden in der Studie nicht erhoben.

Bei der Barmer sind laut Sprecherin Meyer-Maricevic rund 8,7 Millionen Menschen in ganz Deutschland versichert, eine Million davon in Bayern.

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