Cannabispflanzen wachsen in einem Blüteraum des Pharmaunternehmens Demecan.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Sebastian Kahnert

Die Cannabis Social Clubs sitzen bereits auf heißen Kohlen. Die einen könnten direkt starten, und die anderen sind kurz davor aufzugeben.

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So bereiten sich Cannabis Social Clubs auf die Legalisierung vor

Ende der Woche steht der Gesetzentwurf für die Cannabis-Legalisierung vor dem Bundesrat und die Cannabis Social Clubs sitzen schon auf heißen Kohlen. Darf es danach losgehen? Die einen könnten direkt starten, die anderen sind kurz davor aufzugeben.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Wenn es nach Kilian Bohn, dem Inhaber des CBD-Shops "Hanf im Glück" in Regensburg, geht, würden die Lkw längst rollen, um die Anbauflächen für seinen Cannabis Social Club Regensburg aufzubauen. Seine Vorstellung: Eine große Halle, abgeschirmt von der Außenwelt, ohne Fenster oder Tageslicht. Betreten nur unter strengen Vorgaben erlaubt. Von außen würde keiner erahnen, dass innen über 400 Cannabis-Pflanzen angebaut werden.

Gründung von Cannabis Social Clubs in Regensburg und Straubing geplant

Vor drei Jahren hat Kilian Bohn begonnen, Nutzhanfprodukte in seinen zwei "Hanf im Glück"- Läden in Regensburg und Straubing zu verkaufen. Momentan in seinem Sortiment: Tees, Samen, Cremes und Öle mit CBD (Cannabidiol). Diese Produkte sind frei verkäuflich und nicht berauschend, sondern können leicht beruhigende Wirkung haben und werden als Nahrungsergänzungsmittel oder Kosmetik angeboten.

Damals hatte Kilian Bohn nicht daran gedacht, THC (Tetrahydrocannabinol), den hauptsächlich rauschbewirkenden Bestandteil der Hanfpflanze, mit in den Verkauf aufzunehmen. Doch mit der Ampelkoalition 2021 kam die Teillegalisierung auch bei ihm auf den Tisch. Jetzt plant er die Gründung von Cannabis Social Clubs in Regensburg und Straubing und den damit verbundenen eigenen Anbau von Cannabis.

Gesetzesvorschlag: Anbau und Konsum von Cannabis ab 1. April

Der Gesetzvorschlag sieht vor, dass ab dem 1. April Anbau und Konsum von Cannabis unter bestimmten Rahmenbedingungen erlaubt sein wird. Ab dem 1. Juli 2024 sollen die Cannabis-Clubs nach dem Gesetzvorschlag der Bundesregierung starten.

Damit dürfte in zwei Wochen auch in der Öffentlichkeit Cannabis konsumiert werden. Aber mit Ausnahmen: Der Konsum wäre in unmittelbarer Gegenwart von Personen unter 18 verboten, in Schulen, Kindergärten, Kinder- und Jugendeinrichtungen sowie Spielplätzen und einem Bereich von 100 Metern Umkreis. Außerdem ist der Konsum in öffentlichen Sportstätten, Fußgängerzonen zwischen 7 und 20 Uhr, in Anbauvereinigungen und in militärischen Bereichen der Bundeswehr verboten.

💬 Mitdiskutieren lohnt sich: Die folgende Passage ist aufgrund von Anregungen aus der Community entstanden. Im Rahmen des BR24-Formats "Dein Argument"  suchen wir in den Kommentarspalten nach Argumenten, um sie in unsere Berichterstattung aufzunehmen.

Dehoga bereitet sich auch auf die Teil-Legalisierung vor

Auch der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband Dehoga bereitet sich auf die Cannabis-Legalisierung vor. Laut Thomas Geppert, Landesgeschäftsführer der Dehoga Bayern, werde Cannabis genauso wie Tabak behandelt und damit in Restaurants verboten sein. In den Außenbereichen von Gaststätten und Hotels gebe es bisher keine einheitliche Regelung. Laut Thomas Geppert hat jedoch grundlegend der Wirt das Hausrecht und könne selbst entscheiden, wie er den Konsum von Cannabis handhabt. 💬

Cannabis-Legalisierung: "Alles ist besser als vorher"

Den Gesetzentwurf beschreibt Shop-Inhaber Kilian Bohn folgendermaßen: "Alles ist besser als vorher." Deshalb steht er bereits in den Startlöchern. Für seinen Cannabis Social Club gibt es online bereits die Möglichkeit, sich für die Mitgliedschaft voranzumelden – die Teilnehmerzahlen steigen.

Er sieht in dem Gesetzentwurf eine Möglichkeit, wie das Produkt dem Konsumenten nähergebracht werden kann. Zum Beispiel durch Workshops, Vorträge, Aufklärungsarbeit oder auch aktive Jobs im Verein. "Bisher war es so: Man hat es eingekauft, hat es konsumiert. In Zukunft wird es vielleicht so sein, dass sich die Leute einbringen dürfen, dass sie näher an der Pflanze sind und das Ganze mehr zu schätzen wissen."

Hanf gehöre nicht in die "Schmuddelecke"

Bohn möchte mit seinem Club auch selbst Cannabis anbauen. Er führt dazu bereits Gespräche mit Investoren und Grundstückseigentümern. Er arbeite mit Hochdruck daran, denn: "Wenn das Gesetz kommt, kann die Anlage innerhalb von einem Monat stehen. Grundsätzlich: Wenn wir dürften, würden wir anfangen."

Laut ihm hat Hanf noch nie in die Schmuddelecke gehört, in der er sich momentan befinde. Er befürwortet die regulierte Verbreitung von Cannabis auf dem deutschen Markt. Damit sollen Konsumenten legal auf sichere Produkte zurückgreifen können. "Bisher mussten sie immer auf Produkte vom Schwarzmarkt zurückgreifen, von denen sie nicht wussten: Was ist da drinnen? Welche Streckmittel sind drinnen, die eventuell auch gesundheitsschädlich sein können?", so Kilian Bohn.

Alle Mitglieder müssen sich beteiligen

Parallel bereitet sich ein weiterer Cannabis-Club in Regensburg auf die Teil-Legalisierung vor: der Ratisbona Cannabis Social Club. Gegründet wurde der Verein 2023. Auch hier kann man sich online für eine Mitgliedschaft vorregistrieren. Momentan stehen 650 potenzielle Mitglieder auf der Liste. Klaus Ponkratz ist der 1. Vorsitzende des Ratisbona Cannabis Social Clubs.

Der Gesetzentwurf sei ein großer Schritt in die richtige Richtung, so Ponkratz, doch die Umsetzung falle ihnen nicht ganz so leicht. Die größte Hürde für sie sei, dass sich die Mitglieder aktiv an dem Verein beteiligen müssen. Konkret geht es ihnen um Bereiche wie: Anbau, Prävention, Anmietung von Geschäfts- und Anbauräumen, Buchhaltung, Dokumentation und Qualitätskontrolle. "Das ist halt schwierig, wenn du alle ins Boot holen musst", so Ponkratz.

Viele Schwierigkeiten im Gesetzentwurf

Und die Probleme hören nicht auf: Es geht weiter bei der Suche nach geeigneten Anbauflächen und der richtigen Finanzierung. Denn um beispielsweise für bis zu 200 Mitglieder genügend Cannabis anzubauen, wären Investitionskosten von mindestens 150.000 Euro nötig. Außerdem fehle ihnen bei dem momentanen Gesetzentwurf die soziale Komponente. Das "Social" an den Clubs werde dabei groß ausgeklammert, da der gemeinsame Konsum in den Clubs nicht erlaubt sein soll. Das sieht auch Kilian Bohn so. Aber: "Es wird Mittel und Wege geben, wie sich die Leute zusammentun und treffen. Die Leute werden zusammenkommen und die Leute werden das Ganze auch gemeinsam betreiben, wie es eigentlich schon immer war."

Daneben gibt es auch bei den Clubs weiterhin viele offene Fragen. Unter anderem: Wie repressiv wird die Legalisierung in Bayern ablaufen? Die Clubs warten nun gespannt auf Freitag, den 22.3., denn dann soll der Gesetzentwurf vor den Bundesrat kommen. Er berät nochmals über das Gesetz, wobei seine Zustimmung nicht nötig ist, das heißt er kann das Gesetz nicht stoppen, nur verzögern.

Wie geht es dann weiter?

Doch wie geht es dann weiter? Kilian Bohn steht in den Startlöchern und der Ratisbona Cannabis Social Club wartet auf Rückmeldung von den potenziellen Vereinsmitgliedern. "Dann entscheiden wir weiter, ob wir das tun oder nicht. Es muss ja irgendwo Spaß machen. Das Ganze nur zu tun, dass du dich täglich mit irgendwelchen Behörden rumstreitest und die Polizei vor Ort hast, darauf haben wir keine Lust", so Klaus Ponkratz.

Doch Aufgeben wäre schade, denn "damit hebelst du die ganze Legalisierung aus. Was passiert: Die Leute gehen zu keinen Vereinen und bauen das Zeug daheim an und dann ist gar nichts nachvollziehbar und überprüfbar", so Ponkratz.

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