Das Erinnerungsprojekt ʺDie Rückkehr der Namenʺ will an Menschen erinnern, die durch das NS-Regime verfolgt und ermordet wurden.
Bildrechte: BR/Kulturreferat Landeshauptstadt München/Arne Tympe

Das Erinnerungsprojekt ʺDie Rückkehr der Namenʺ will an Menschen erinnern, die durch das NS-Regime verfolgt und ermordet wurden.

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"Rückkehr der Namen": NS-Opfern ein Gesicht geben

Im April soll 1.000 NS-Opfern aus München gedacht werden: Bei dem Erinnerungszug in der Innenstadt übernehmen Bürger Patenschaften und tragen Schilder mit Fotos und Namen. Auch Schüler beschäftigen sich aktuell mit dem Projekt.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Es ist eines von unzähligen Münchner Schicksalen: Emma Auburger bekam früh eine Hirnhautentzündung, blieb geistig zurück und wurde von den Nazis als - wie es damals hieß - "unwertes Leben" ermordet. Felicitas Fischer – sie sitzt selbst im Rollstuhl – fährt nah an das großformatig ausgedruckte Foto von Emma Auburger an der Tafel heran. An der Fachoberschule der Pfennigparade in München ist das BR-Projekt gerade Unterrichtsstoff.

Emma Auburgers Geschichte hat die Schülerin berührt; deshalb ist sie deren "Patin" und wird auf der Kundgebung im April mit einem Foto an Auburgers Schicksal erinnern. Fischer will ein Zeichen setzten: "Ich stelle mich an diesem Tag mit vollem Stolz auf den Königsplatz und werde versuchen, die damalige Zeit zu repräsentieren. Ich will, dass man sieht, dass so etwas nicht mehr passieren darf. Das müssen wir genau jetzt tun. Sonst könnte so was noch mal geschehen."

Aufarbeitung an der Fachoberschule der Pfennigparade

Im Unterricht schalten die Schülerinnen das iPad an. Auf der Projektseite können sie 1.000 Geschichten von Münchnern, die Opfer der Nazis wurden, aufrufen. Sie lesen die Biografien, sehen auf dem Bildschirm Gesichter, diskutieren die Vergangenheit mit ihrer Lehrerin Carola Birzele: "Ich bin Geschichts- und Politiklehrerin und mir ist dieses Projekt wichtig. Es liegt mir sehr am Herzen, weil wir von der Geschichte lernen müssen. Wir müssen schauen, dass wir gerade in der heutigen politischen Situation aufklären, den Kindern beibringen, für ihre Rechte zu kämpfen, sich politisch zu engagieren."

Schicksale zur Identifikation

Durch das BR-Projekt "Rückkehr der Namen" bekommen die Ausgegrenzten und Ermordeten aller Opfergruppen ihre eigene Lebensgeschichte zurück. Schicksale, mit denen sich die Schülerinnen identifizieren können. Genau das will Andreas Bönte als BR-Projektbeauftragter erreichen: "Mir ist vor allem wichtig momentan in diesen Zeiten, in denen Antisemitismus, Rassismus und Antiziganismus einfach so zunehmen, dass man etwas dagegen setzt. Und wenn wir unsere deutsche Vergangenheit anschauen, sehen wir Terror und millionenfachen Mord. Ich glaube, man kann sich nur wirklich daran erinnern, wenn man sich die einzelnen Schicksale anschaut."

Und so wird Felicitas Fischer beim Erinnerungszug am 11. April mit dem Foto von Emma Auburger auf einem Schild dabei sein. Als Mahnung, dass sich Geschichte nicht wiederholen darf.

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