Als Risikogruppen für schwere Verläufe gelten bei RSV zum Beispiel Frühgeborene, Kinder mit Lungen-Vorerkrankung oder mit Herzfehler, Erwachsene über 65 und Menschen mit beeinträchtigtem Immunsystem.
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Archivbild: Ein am Respiratorischen Synzytial-Virus erkranktes Kind liegt in einem Krankenbett.

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RS-Virus: Lage in Bayerns Kliniken bislang noch entspannt

Dem Robert Koch-Institut zufolge ist die Welle der RSV-bedingten Atemwegserkrankungen mittlerweile losgerollt. In Bayern ist die Lage bislang noch entspannt, die Kliniken rechnen aber mit einem baldigen Anstieg der Patientenzahlen.

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In Deutschland ist nach Einschätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) die Welle der RSV-bedingten Atemwegserkrankungen gestartet. Ihr Beginn wurde rückwirkend auf die Woche ab dem 20. November datiert, wie aus dem wöchentlichen RKI-Bericht zu akuten Atemwegserkrankungen hervorgeht. RSV ist die Abkürzung für Respiratorisches Synzytial-Virus.

Das RS-Virus befällt den Atemtrakt – vor allem die Schleimhäute der oberen Atemwege sowie das Flimmerepithel der Luftröhre und der Bronchien. Nach RKI-Angaben wurde die Verbreitung in der Bevölkerung lange Zeit unterbewertet. Eine RSV-Meldepflicht ist noch relativ neu, die Meldedaten zu bisherigen Fällen sind dem Bericht zufolge "zurzeit noch nicht gut zu bewerten". Anfragen des BR bei bayerischen Kliniken zeigen indessen: Noch ist die Lage entspannt.

Schweinfurter Klinik: Vier Kinder in stationärer Behandlung

Das Schweinfurter Leopoldina Krankenhaus meldet derzeit vier am RS-Virus erkrankte junge Patienten in seiner Klinik für Kinder und Jugendliche. Wie Mathias Usener, leitender Oberarzt der Kinderklinik, dem BR mitteilte, sind aktuell vier Kinder stationär in Behandlung. Alle seien auf der Normalstation. "Aus der Erfahrung der Schwankungen der RSV-Infektionen mit der Notwendigkeit der stationären Behandlung aus der Zeit vor Covid rechnen wir mit einem deutlichen Anstieg der Patientenzahlen um den Jahreswechsel" so Usener.

Bayreuth: Häufige Infekte, nicht nur RS-Virus

Die Kinderklinik Bayreuth teilte mit, dass sich dort gerade die Infektionsfälle häuften. Das RS-Virus sei dabei der am häufigsten auftretende Erreger, aber nicht der einzige. Auch Magen-Darm-Infekte "gehen rum". Eine konkrete Anzahl konnte durch das Klinikum noch nicht ermittelt werden. Allerdings sei die Einschätzung die, dass es sich auf dem jahreszeitlich üblichen Niveau bewege.

Oberpfalz: Es wird mit Verschärfung der Lage gerechnet

Auch in Kliniken in der Oberpfalz sind bisher nur wenige RSV-Fälle registriert worden. Das ergab eine stichprobenhafte Umfrage. Wie Christopher Thiel, Leiter der Hygieneabteilung der Kliniken Nordoberpfalz, dem BR mitteilte, wurden seit November 2023 nur zwei RSV-positive Patienten in den Kliniken Nordoberpfalz behandelt. Die Patienten waren demnach ein Erwachsener und ein Kind mit Erkältungssymptomen.

Auch in der Kinderuniklinik Ostbayern (Kuno) der Klinik St. Hedwig in Regensburg habe die RSV-Welle "noch nicht richtig begonnen", so Michael Kabesch, Ärztlicher Direktor der Kuno. Seit November wurden hier 20 RSV-Patienten stationär versorgt. "Allerdings sehen wir seit zwei Tagen vermehrt Patienten mit RSV, die so schwer erkrankt sind, dass sie stationär aufgenommen werden müssen“. Fast alle Patienten seien Säuglinge, einige davon Neugeborene, die noch keine vier Wochen alt sind.

Kabesch rechnet damit, dass die Welle in den nächsten Tagen Fahrt aufnehmen und zwei bis drei Monate andauern werde. "Dadurch werden die Ressourcen der Kinderkrankenhäuser wieder sehr stark belastet", so Kabesch.

Niederbayern: Noch keine Auffälligkeiten

Die niederbayerischen Kliniken in Passau, Straubing und Kelheim melden keine Auffälligkeiten bezüglich des RS-Virus. Eine Sprecherin des Klinikums in Passau sagte, das Virus spiele bisher keine Rolle. Die Kliniken in Kelheim und Straubing teilten mit, dass es in dieser Saison noch keinen einzigen Fall gab. Dr. Franz Stierstorfer von der Klinik in Straubing empfiehlt älteren oder kranken Menschen, öffentliche Menschenansammlungen zu meiden, Maske zu tragen und auf Händehygiene, also regelmäßiges Händewaschen, zu achten, auch im familiären Umfeld.

Corona dominiert aktuell bei Atemwegsinfektionen

Nach aktuellen Zahlen des Landesgesundheitsamtes (LGL) dominiert bei den Atemwegsinfektionen derzeit das Corona-Virus. Das Landesamt teilte auf Anfrage mit, dass sich die Zahl der Atemwegserkrankungen derzeit in etwa auf dem Niveau des Vorjahres befinde. Allerdings sei die Verteilung eine andere. Dieses Jahr stelle man aktuell bei 1,6 Prozent der Erkrankungen Influenza, bei 2,2 Prozent RSV und bei 24,4 Prozent Corona-Viren als Ursache fest.

In den Vergleichs-Kalender-Wochen des vergangenen Jahres dominierte hingegen Influenza mit 25,7 Prozent. RSV und Corona waren mit zwölf und elf Prozent für Atemwegserkrankungen verantwortlich. Gleichzeitig geht auch das Landesgesundheitsamt davon aus, dass Influenza und RSV im weiteren Verlauf von Herbst und Winter noch zunehmen werden.

Welche Symptome Kinder bei einer RSV-Infektion haben

Kinder bekommen bei einer RSV-Infektion meist zuerst eine laufende Nase und verlieren den Appetit. Der Rachen kann entzündet sein. "Husten und Niesen folgen, und häufig tritt Fieber auf", schreibt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung auf ihrer Webseite (externer Link). In der Folge seien zum Beispiel Lungenentzündungen möglich. Bei schwerem Verlauf könne eine Beatmung nötig sein.

Maßgeblich für die Definition der RSV-Welle sind virologische Analysen: Wird in Stichproben von bis vier Jahre alten Kindern zwei Wochen in Folge ein ausreichend hoher Anteil von RSV-Nachweisen erreicht, so gilt dies auf Bevölkerungsebene als Start der Welle.

Bislang keine Empfehlung für Einsatz von Impfstoffen

Im Sommer wurden in der EU zwar zwei RSV-Impfstoffe zugelassen. Die Ständige Impfkommission hat allerdings bisher keine Empfehlung zu deren Einsatz ausgesprochen. Die Erstattung der Kosten hängt damit zunächst von der Krankenkasse ab. Die neuen Impfstoffe sind für Menschen ab 60 gedacht, einer von ihnen außerdem für Schwangere zum Schutz des Säuglings in den ersten Lebensmonaten. Für einen breiten Einsatz der Impfung bei Schwangeren muss aus Sicht von Fachleuten allerdings die Sicherheit erst klar belegt werden.

Im vergangenen Herbst und Winter hatte es in vielen Ländern eine heftige RSV-Welle gegeben. Betroffen waren viele Kinder, die wegen der Corona-Pandemie und den dagegen getroffenen Maßnahmen zuvor keinen Kontakt zu dem Erreger hatten. Kliniken und Kinderarztpraxen waren zeitweise überlastet. Für diesen Winter hatten deutsche Fachleute nun wieder eine normalere Welle erwartet.

Mit Informationen von dpa

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