Säugling mit Schnuller und Sauerstoffschlauch im Krankenhausbett
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RSV: Fragen und Antworten zu Infektionen mit dem RS-Virus

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RS-Virus-Welle: Wer ist gefährdet, wie schützt man sich?

Zurzeit grassieren viele Atemwegserkrankungen. Auch das RS-Virus breitet sich gerade aus. RSV kann besonders für Säuglinge gefährlich werden. Aber auch ältere Menschen tragen ein erhöhtes Risiko. Fragen und Antworten zu der Infektionskrankheit.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Überall ist es wieder zu hören: Husten, Schnäuzen und Niesen. Die Zahl der Atemwegserkrankungen steigt nach Berichten des Robert Koch-Instituts (RKI) deutlich an. Vor einigen Wochen habe auch die Welle der RSV-bedingten Atemwegserkrankungen begonnen. "Insbesondere Kinder unter zwei Jahren sind von einer Krankenhauseinweisung mit RSV-Infektion betroffen", schreibt das RKI zur derzeitigen Lage.

Was ist das RS-Virus?

Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) ist eigentlich ein bekanntes und häufiges Virus, welches sich viele Menschen immer mal wieder einfangen können, denn durch eine Infektion entsteht keine langfristige Immunität. In den meisten Fällen kommt man mit einer kleinen Erkältung davon. Anders kann das bei Kleinkindern aussehen: Hier ist das RS-Virus einer der häufigsten Erreger von Atemwegserkrankungen und auch einer der häufigsten Gründe, warum Kinder in Europa ins Krankenhaus kommen.

Wer ist besonders durch das RS-Virus gefährdet?

Hochrisikopersonen für einen schweren Krankheitsverlauf durch das RS-Virus sind Säuglinge unter sechs Monaten und Frühgeborene, Kinder mit Lungen-Vorerkrankung oder mit Herzfehler, Erwachsene über 65 Jahre und Menschen mit beeinträchtigtem Immunsystem.

Wie wird das RS-Virus übertragen?

Das RS-Virus wird überwiegend durch Tröpfcheninfektion übertragen, das heißt von erkrankten Personen, die husten und niesen. Wenn man diese Tröpfchen einatmet, können die Erreger in die Schleimhäute eindringen. Aber auch via Schmierinfektion kann sich das Virus verbreiten, zum Beispiel über kontaminierte Oberflächen, die ein Erkrankter mit seinen Händen berührt hat. Deshalb ist - wie bei allen Infektionskrankheiten - Handhygiene besonders wichtig.

Was sind die Symptome einer RSV-Infektion?

Eine RSV-Infektion kann unterschiedlich schwer verlaufen. Sie beginnt meist mit einer laufenden Nase und mangelndem Appetit. Dazu kommen ein entzündeter Rachen, Husten und Niesen. Häufig tritt auch Fieber auf. Eine Infektion der oberen Atemwege durch das RS-Virus sei dabei klinisch nicht von anderen Atemwegsinfektionen zu unterscheiden, so das RKI.

"Im weiteren Verlauf können sich aber auch Infektionen der unteren Atemwege entwickeln, mit schleimhaltigem Husten. Dazu zählen eine Entzündung der feinen Äste der unteren Atemwege (Bronchiolitis) sowie Lungenentzündungen. Durch die Entzündung und Schleim kann es zu einer Verengung der Atemwege mit erschwerter oder sehr schneller Atmung und Atemnot kommen", schreibt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Symptome einer RSV-Infektion können bei Säuglingen schnelles, angestrengtes Atmen, Kraftlosigkeit oder Trinkschwäche sein.

Wie gefährlich ist das RS-Virus für Säuglinge?

Bei empfindlichen oder unreifen Lungen ist ein Übergreifen des RSV-Erregers auf die oberen (Nase, Nasennebenhöhlen, Rachen) und unteren Atemwege (Kehlkopf, Luftröhre, Bronchien, Lunge) wahrscheinlicher als bei ausgereiften Lungen. Hier kann der Erreger krampfartigen Husten oder Entzündungen auslösen. Deswegen sind gerade Säuglinge und Frühgeborene besonders gefährdet: "[Diese Kinder] haben nämlich noch dazu kleine Lungen und kleine Atemwege und erkranken damit häufig schwerer, mit Schleimhautschwellungen und Muskelkontraktionen", erklärte Bernhard Resch, Professor für Neonatologie am Uniklinikum Graz, im Interview mit der radiowelt auf Bayern 2 im September.

Warum müssen einige Säuglinge bei einer RSV-Infektion ins Krankenhaus?

Die Therapie einer RSV-Infektion kann nur symptomatisch erfolgen. Deshalb müssen gerade Säuglinge häufig stationär in einem Krankenhaus aufgenommen werden, um sie im Notfall auch beatmen zu können: "Wir gehen davon aus, dass ungefähr zwei bis drei Prozent aller Kinder mit einer RSV-Infektion in einer Klinik landen und dort Sauerstoff brauchen oder Hilfe bei der Ernährung. Ein Teil dieser Kinder muss am Ende auch intensivmedizinisch behandelt werden", sagt Dr. Martin Wetzke von der Medizinischen Hochschule Hannover.

Im Youtube-Video: So klingen die Symptome einer schweren RSV-Infektion bei einem Säugling

Wann sollten Eltern mit kranken Kindern zum Arzt?

Das Youtube-Video des REspiratory Syncytial virus Consortium in EUrope (RESCEU) kann nur eine erste Orientierung sein. Eltern sollten mit ihrem Säugling zum Arzt gehen, sobald es Hinweise auf schwere Atemprobleme gibt. Anzeichen dafür sind schnelles und angestrengtes Atmen. Auch ein trockener, knisternder Husten kann ein RSV-Symptom sein. Verhält sich das Kind auch sonst anders? Ist es schwach? Trinkt es kaum oder wenig? Beim Kinderarzt kann via Abstrich festgestellt werden, ob es sich um eine Erkältung oder eine Infektion mit dem RS-Virus handelt. So können dann die entsprechenden Maßnahmen eingeleitet werden.

Unterschätzte Gefahr: Das RS-Virus kann auch Erwachsene treffen

Gefährlich kann das RS-Virus auch für ältere Menschen werden. Oder für alle, die sich zum ersten Mal mit dem Virus infizieren und deren Immunsystem den Erreger deshalb noch nicht kennt. Das RS-Virus würde bei Erwachsenen teilweise unterschätzt, so der Infektiologe Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie an der München Klinik Schwabing. Er ist der Ansicht, dass das RS-Virus als Gefahr für ältere Menschen bisher zu wenig Beachtung gefunden habe: "RSV ist aus meiner Sicht eine völlig unterschätzte Atemwegserkrankung nicht nur für Kleinkinder, sondern auch für ältere Erwachsene." Wendtner bewertet das Virus als "mindestens so gefährlich wie Influenza". Zudem sei es sehr ansteckend.

Der Infektiologe führt Zahlen von 2022 aus den USA an, die für ihn beunruhigend seien: Danach wurden 177.000 erwachsene Menschen, die an dem RS-Virus erkrankt waren, ins Krankenhaus eingeliefert. 14.000 verstarben. Die Zahl der Kinder unter fünf Jahren, die stationär behandelt wurden, belief sich auf 58.000. Von ihnen sind rund 500 verstorben. Deshalb plädiert Wendtner ebenfalls für eine Impfung bei Älteren ab 60 Jahren sowie Risikopatienten.

Gibt es eine Impfung gegen das RS-Virus?

Seit diesem Jahr (2023) sind die beiden Impfstoffe Abrysvo und Arexvy auf dem Markt. Der Impfstoff Abrysvo wurde in Europa im Sommer für Schwangere zugelassen. Er ist auch zur aktiven Immunisierung von Personen ab 60 Jahren geeignet. Arexvy ist ebenfalls für diese Altersgruppe zugelassen, anders als Abrysvo jedoch nicht für Schwangere. Eine STIKO-Empfehlung liegt allerdings noch nicht vor.

Impfung von Erwachsenen - auch zum Schutz der Kinder

Um Risikopatienten zu schützen, empfiehlt Dr. Gunther Gosch, Kinder- und Jugendarzt aus Magdeburg, die Möglichkeiten zur breiten medizinischen Vorsorge wahrzunehmen, darunter die Impfung älterer Menschen und eine Impfung in der Schwangerschaft, um Neugeborene vom ersten Atemzug an für die ersten kritischen Monate vor RSV zu schützen. Die Immunisierung besteht die ganze Infektsaison hindurch - also circa sechs Monate.

Würden diese Impfmöglichkeiten genutzt, sei er zuversichtlich, dass es RSV in etwa fünf Jahren nicht mehr in der Heftigkeit wie in den vergangenen Jahren geben werde, sagt Marcus Krüger, Chefarzt der Kinderintensivstationen in der München Klinik Schwabing und Harlaching: "Ältere Menschen können sich mit der neuen aktiven Impfung effektiv schützen. Für die Kindermedizin ist das wichtig, weil dann die Großelterngeneration als Infektionsquelle für Säuglinge wegfällt."

Nestschutz: Geimpfte Mütter schützen ihr ungeborenes Baby

Werdende Mütter, die sich in der Schwangerschaft gegen RSV impfen lassen, übertragen ihren Impfschutz auf das noch ungeborene Kind. Die nach der Impfung von der Schwangeren gebildeten Antikörper gehen über die Plazenta in das Blut des ungeborenen Kindes über. Das Neugeboren profitiert dann von Geburt an für eine bestimmte Zeit von diesem Nestschutz und ist gegen bestimmte Erreger immun.

Passive Immunisierung von gefährdeten Kleinkindern

Eine aktive Impfung für Kinder gibt es noch nicht. Da aber Hochrisikokinder besonders gefährdet sind, durch das RS-Virus schwer zu erkranken, empfehlen Experten eine passive Immunprophylaxe durch Antikörper. Dazu musste das Mittel während der RSV-Saison einmal pro Monat in einen Muskel gespritzt werden - insgesamt fünf Mal. Jetzt ist eine neue, kostengünstigere Prävention zugelassen, die im Gegensatz zu dem bisherigen Mittel nur einmal gespritzt werden muss.

Wie lange dauert die RSV-Saison?

Ähnlich wie die Grippe-Saison dauert die RSV-Saison üblicherweise bis April. Sie beginnt aber meist schon im Herbst. Die Grippe erreicht ihren Höhepunkt in der Regel erst Anfang des neuen Jahres.

Im Video: Schutz vor dem RS-Virus - erstmals Impfstoffe verfügbar

Die RSV-Saison beginnt: Wie gut sind Eltern über das RS-Virus informiert?
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Wie gut sind Eltern über das RS-Virus informiert?

Dieser Artikel ist erstmals am 11. Dezember 2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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