Rosenheimer Stadtrat ruft die Rosenheimer Bevölkerung zum Impfen auf
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Die aktuelle Impfquote in Stadt und Landkreis Rosenheim liegt bei 58 Prozent

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Rosenheimer Stadtrat ruft Bevölkerung zum Impfen auf

"Diese Impfung ist gerade nicht nur eine persönliche Angelegenheit", heißt es in einer Resolution, die der Rosenheimer Stadtrat am Mittwochabend verabschiedet hat und die sich an die Bürgerinnen und Bürger richtet.

Eiskalt ist es in der Rosenheimer Luitpoldhalle, dem aktuellen Sitzungsort des Stadtrates, in dem die Abstände besser gewahrt werden können. Manche Stadträte sitzen dick eingemummelt in Winterjacken auf ihren Stühlen und lassen sich vom Leiter des Gesundheitsamtes und dem Geschäftsführer der RoMed-Kliniken die aktuelle Lage schildern. "Bedrückend", bilanziert am Ende CSU-Stadtrat Daniel Artmann.

Oberbürgermeister mit eindringlichen Worten

Rosenheim sei in der vierten Welle so schwer betroffen wie nie zuvor, so Oberbürgermeister Andreas März. Deswegen müsse sich auch der Stadtrat unbedingt mit dem Thema befassen. "Noch nie hatten wir so viele Corona-Patienten in unseren Kliniken", sagt Rosenheims OB. Die Mehrheit davon sei nicht geimpft. Es sei wichtig, die Bürger vom Sinn der Impfung zu überzeugen, sonst sitze man im nächsten Herbst wieder da und diskutiere über Maßnahmen.

"Die Situation ist ernst", so der Klinik-Geschäftsführer

Wer heute in Rosenheim schwer an Covid erkranke, könne mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, nicht in Rosenheim zu Ende behandelt zu werden, betont Klinik-Geschäftsführer Jens Deerberg-Wittram zum Thema Abverlegungen von Patienten. In der vierten Welle seien die Intensivpatienten relativ jung, der Durchschnitt liege bei 66 Jahren. 431 Menschen seien in seinen vier Häusern und in den Händen seiner Kolleginnen und Kollegen bereits an und mit Covid verstorben. Dies führe zu einer Erosion bei Leuten, die sonst mit Krankheit und Tod umgehen könnten. Je nach Standort habe die Pflege einen Krankenstand von 20 bis 30 Prozent. Erträglich seien dagegen fünf bis sieben Prozent, sagt Deerberg-Wittram. Man sehe wenig Kündigungen, aber viele Pflegekräfte, die in Teilzeit gehen würden und der Geschäftsführer befürchtet, dass sich diese Pflegekräfte beruflich umorientieren.

Impfquote liegt bei rund 58 Prozent

Der Leiter des Rosenheimer Gesundheitsamtes, Wolfgang Hierl, präsentierte dem Stadtrat die aktuellen Zahlen des Infektionsgeschehens in Stadt und Landkreis Rosenheim. Durchschnittlich bekomme das Gesundheitsamt derzeit 600 neue Infektionsfälle täglich gemeldet. Das Virus sei in der Mitte der Bevölkerung angekommen, meint Hierl. Mit Sorge betrachte er die Fälle in den Alten- und Pflegeheimen bei vollständig geimpften Bewohnern. Hier sei die Auffrischungsimpfung ungemein wichtig. Etwa die Hälfte der betroffenen Mitarbeiter sei ungeimpft, berichtet Hierl. Das sei zu wenig, um eine sichere Atmosphäre zu schaffen. Insgesamt betrage die Impfquote in Stadt und Landkreis Rosenheim derzeit rund 58 Prozent.

Stadtrat verabschiedet Resolution

Nach rund zwei Stunden verabschiedete der Rosenheimer Stadtrat eine Resolution. Darin ruft er die Rosenheimer Bevölkerung zum Impfen auf. Alle Bürgerinnen und Bürger sollen Verantwortung und Solidarität zeigen und sich und ihre Familie gegen Covid-19 impfen lassen. Und weiter: "Diese Impfung ist gerade nicht nur eine persönliche Angelegenheit".

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Der Text der Resolution

Auch Impfpflicht ein Thema

Vielen Stadträten geht der Resolutionstext nicht weit genug und sie fordern das Thema Impflicht mit in den Text aufzunehmen. Letztendlich stimmt der Stadtrat dann der erweiterten Resolution zu. Darin wird der Bundesgesetzgeber aufgefordert, schnellstmöglich die Rechtssicherheit für eine Impfpflicht zu prüfen und zu schaffen. In den Redebeiträgen der Stadträte wird deutlich, dass viele davon ausgegangen sind, dass sich die Bevölkerung für eine Impfung entscheiden würde. Nun müsse sich die Mehrheit positionieren und dürfe sich nicht von der Minderheit dirigieren lassen, meint die Grünen-Stadträtin Judith Kley-Stephan.

Die Resolution inklusive Impflicht wurde mit sechs Gegenstimmen verabschiedet.

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