Till Lindemann
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Rammstein-Sänger Lindemann

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Rammstein-Konzerte: Wird München die Einnahmen spenden?

Die Einnahmen aus den Münchner Rammstein-Konzerten im Juni gingen an die Olympiapark GmbH, einer Tochterfirma der Stadt. Jetzt kam aus dem Stadtrat der Antrag, die Höhe der Einnahmen offenzulegen und für Projekte gegen sexuelle Gewalt zu spenden.

Kurz nachdem die Vorwürfe gegen den Frontmann von Rammstein, Till Lindemann, bekannt geworden waren, fanden vier Konzerte der Band in München statt. Jetzt fordert die gemeinsame Stadtratsfraktion von Die Linke und Die Partei von der Olympiapark GmbH, die Einnahmen, die sie mit den Konzerten gemacht hat, dem Stadtrat offenzulegen und an Projekte, die sich gegen Gewalt gegen Frauen engagieren, zu spenden. Die Olympiapark München GmbH ist eine 100-prozentige Tochterfirma der Landeshauptstadt München.

Höhe der Einnahmen bislang nicht bekannt

Wie die "Abendzeitung" zuerst berichtet hatte, geht es nicht nur um die vier Konzerttage 7., 8., 10. und 11. Juni, sondern auch um einige Tage davor und danach, an denen der Auf- und Abbau der Bühne stattfand. Auch an diesen Tagen verdiente die Olympiapark GmbH. Allerdings ist bislang nicht bekannt, wie viel. Laut dem Antrag von der Fraktion Die Linke/Die Partei soll dies dem Stadtrat offengelegt werden.

Der komplette Betrag solle gespendet werden "an bereits städtisch geförderte Träger und Projekte (...), die sich gegen sexuelle Gewalt an Frauen* einsetzen und Betroffene betreuen", wie es in dem Antrag heißt.

Münchens dritte Bürgermeisterin und Aufsichtsratsvorsitzende der Olympiapark München GmbH, Verena Dietl (SPD), will laut dem Magazin "Rolling Stone" überprüfen lassen, ob die Einnahmen für karitative Zwecke, insbesondere Projekte gegen sexuelle Gewalt, genutzt werden dürfen.

CSU und Freie Wähler im Stadtrat wollen zustimmen

Mit Zustimmung zu ihrem Antrag aus anderen Parteien kann die Fraktion Die Linke/Die Partei offenbar rechnen. Manuel Pretzl, CSU/FW-Fraktionsvorsitzender im Münchner Stadtrat, verweist auf BR-Anfrage zunächst darauf, dass die Vorwürfe gegen den Rammstein-Sänger Gegenstand staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen sind, und bis ein Ergebnis vorliegt, die Unschuldsvermutung gilt. "Jedoch kann und sollte man die erschütternden Schilderungen zahlreicher Frauen nicht ignorieren. Wir würden einer Spende der Konzerteinnahmen zustimmen, sofern dies rechtlich möglich ist", so Pretzl.

Laut dem Antrag soll das Thema am 18. Juli im Ausschuss für Arbeit und Wirtschaft behandelt werden. Bei dem online gestellten Sitzungstermin ist bisher (29.6., 15.30 Uhr) noch keine Tagesordnung hinzugefügt. Auf BR-Anfrage, unter anderem zur rechtlichen Möglichkeit der angedachten Spendenverwendung, heißt es Donnerstagnachmittag aus dem Münchner Referat für Arbeit und Wirtschaft (RAW): "Der von Ihnen zitierte Antrag ist dem RAW zur Bearbeitung zugewiesen worden und muss hier zunächst fachlich geprüft werden. Stand heute können daher keine Ergebnisse berichtet werden."

SPD-Stadträtin: Olympiapark München GmbH auf Einnahmen angewiesen

SPD-Stadträtin Julia Schönfeld-Knor wendete ein, dass bei den Rammstein-Konzerten nicht die Stadt Vermieterin gewesen sei, sondern die Olympiapark München GmbH. "Diese steht gerade vor großen Herausforderungen, weil sie die Sportstätten und damit das olympische Erbe München für 500 Millionen Euro sanieren muss."

Die Olympiapark GmbH sei daher dringend auf ihre Einnahmen angewiesen, gerade Open-Air-Konzerte seien ein wichtiger Posten. "Zu fordern, die Einnahmen aus dem Rammstein-Konzert zu spenden, ist daher zwar ein öffentlichkeitswirksamer, aber wenig zielführender Vorschlag." Die Stadt München unterstütze jedes Jahr Organisationen und Initiativen, die sich gegen sexuelle Gewalt einsetzen und um Betroffene kümmern, freiwillig mit viel Geld. "Das sehen wir als sehr wichtige und unverzichtbare Aufgabe an", so Schönfeld-Knor.

Lindemann weist Vorwürfe zurück

In den vergangenen Wochen hatten mehrere Frauen, teilweise anonym, Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann erhoben. Sie schilderten Situationen, die sie teils als beängstigend empfunden hätten. Junge Frauen seien während Konzerten ausgewählt und gefragt worden, ob sie zur Aftershowparty kommen wollten. Dabei soll es nach Schilderungen einiger Frauen auch zu sexuellen Handlungen gekommen sein. Lindemann wies die Vorwürfe gegen ihn zurück.

Die Staatsanwaltschaft Berlin hatte nach Berichten ein Ermittlungsverfahren gegen den Rammstein-Frontmann eingeleitet. Erhält die Staatsanwaltschaft Kenntnis vom Verdacht einer Straftat, muss sie ermitteln. Medienberichte können dafür der Auslöser sein. Bis zum Abschluss der Ermittlungen gilt die Unschuldsvermutung.

Mit Informationen von dpa

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