P-Seminar-Gruppe des Würzburger Riemenschneider-Gymnasiums
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P-Seminar-Gruppe des Würzburger Riemenschneider-Gymnasiums

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Preiswürdig: Würzburger Gymnasiasten keltern eigenen Wein

Steillage statt Schulbank – 15 Schülerinnen und Schüler des Riemenschneider-Gymnasiums Würzburg haben in einem Projektseminar einen eigenen Wein produziert und bekommen dafür nun eine Auszeichnung. Ob die Jugendlichen ihren Wein auch trinken dürfen?

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

In einer Steilhanglage in Randersacker haben die Schülerinnen und Schüler des Würzburger Riemenschneider-Gymnasiums im Herbst 2022 die Silvanertrauben für ihren Abiturwein von Hand gelesen. Zusammen mit ihrem Chemie-Lehrer Klaus Perneker haben sie den Wein dann auch gekeltert und chemisch analysiert. 1.500 Bocksbeutel haben sie am Ende abgefüllt. Sogar die Etiketten für die Flaschen hat der Kurs selbst entworfen. Ein preiswürdiges Projekt, findet das Bayerische Kultusministerium: Heute bekommt die Gruppe den sogenannten "P-Seminar-Preis 2022/24" überreicht. "Ich freue mich natürlich riesig, dass dieses Projekt, das von den Schülerinnen und Schülern mit großem Engagement durchgeführt wurde, jetzt diese Prämierung erhält", freut sich Chemie-Lehrer Klaus Perneker im Gespräch mit BR24.

Chemie-Unterricht mitten im Weinberg

Für die 18-jährige Philippa war die Weinlese in Randersacker der Höhepunkt dieses besonderen Seminars. Ebenfalls eine besondere Erfahrung: In Gruppenarbeiten den Schwefel- und Restzuckergehalt des Weines mit chemischen Tests zu ermitteln. Und ein Mitschüler ergänzt: "Ich verfolge eh das Ziel, in den Weinbau zu gehen. Deshalb war es für mich nochmal eine Bestätigung, dass es das Richtige für mich ist."

Und genau so ist so ein P-Seminar, also ein Projektseminar, auch gedacht. Nach Angaben des Kultusministeriums belegen Schülerinnen und Schüler an bayerischen Gymnasien in der Oberstufe solche Projektseminare und arbeiten dabei unter Begleitung einer Lehrkraft an einem Projekt. So gewinnen sie ganz praktische Einblicke in die Arbeitswelt.

Zusammenarbeit mit Coaches aus der Praxis

Die Ausarbeitung der Projektseminare ist den Schülerinnen und Schülern zwar weitgehend selbst überlassen. Doch neben der Lehrkraft unterstützen dabei auch Coaches aus der Praxis. So hat das Würzburger Seminar für den Abiturwein mit einem Weingut in Randersacker und dem Lehrstuhl für Chemiedidaktik an der Universität Würzburg zusammengearbeitet.

Dadurch konnten die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten bei dem Seminar zugleich auch in die Arbeitsläufe in Weingut und Universität hineinschnuppern. Der Wein, der am Ende ihres Projekts herauskam, kann sich offenbar sehen lassen: Er hielt sogar der offiziellen Qualitätsweinprüfung der Regierung von Unterfranken stand.

Alkohol für Jugendliche im Unterricht?

Anfangs hätten manche Eltern und Großeltern zunächst belustigt auf das Projekt reagiert, berichtet der Kurs – schließlich waren die Schülerinnen und Schüler noch nicht volljährig. Wein trinken dürfen Jugendliche in Bayern allerdings bereits mit 16 Jahren. So durften sie den Wein und den Traubensaft während des Seminars zu Versuchszwecken laut Lehrer Klaus Perneker auch immer wieder in ganz kleinen Mengen probieren. Ein gemeinsames Gläschen Wein sei aber dennoch nicht drin gewesen. Vielleicht ist es bei der Abiturfeier Ende Juni so weit, wenn zur Feier des Tages der selbst produzierte Silvaner serviert wird.

Besonders bei den praktischen Teilen des Seminars, etwa bei der Weinlese, habe der Bio- und Chemielehrer auch auf die Risiken des Alkoholkonsums, etwa für Autofahrten, hingewiesen. "Mir ist ganz wichtig, den Wein als Kulturgut Frankens, als Genussmittel, das man nur in Maßen trinkt, zu verstehen", betont er im BR-Gespräch.

Allgemein ist der Alkoholkonsum unter Jugendlichen nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung stark rückläufig. In einer im Sommer 2022 veröffentlichten Studie heißt es, dass 8,7 Prozent der Zwölf- bis 17-Jährigen nach eigenen Angaben mindestens einmal pro Woche Alkohol trinken. Im Jahr 2011 seien es noch rund 14 Prozent und bei der ersten Erhebung im Jahr 1979 noch ein Viertel der Befragten gewesen, so die Bundeszentrale.

P-Seminare: Weitere Preisträger aus Unterfranken

Bei der Auswahl der insgesamt 27 regionalen Preisträger der bayerischen P-Seminare hat das Kultusministerium Kreativität, Konzept, Motivation und Eigenständigkeit der Schülerinnen und Schüler bewertet. Außerdem floss ein, wie gut die externen Partner einbezogen wurden. All das haben neben dem Würzburger Riemenschneider-Gymnasium mit dem Abiturwein auch zwei weitere Schulen aus Unterfranken erfüllt.

So gehen auch Preise an das Kitzinger Armin-Knab-Gymnasium für das Kunst-P-Seminar "Inszenierungen – Projektionsräume möglicher Geschichten" sowie das Würzburger Friedrich-Koenig-Gymnasium für das Geschichte-P-Seminar "Im stillen Gedenken? Auf den Spuren der Würzburger Kriegsgräberstätten". Am 11. März haben die drei unterfränkischen Preisträger Chancen auf den Landessieg. Dann wird Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) aus den 27 Regionalsiegern nochmals vier Landessieger küren.

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P-Seminar Abiturwein des Würzburger Riemenschneider-Gymnasiums

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