Michaela Kaniber (CSU)
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"Mit dem Porsche zu Aldi": Kaniber kritisiert Verbraucher

Das Auto kann viel kosten, beim Essen soll es dagegen möglichst billig sein - eine Mentalität, die Michaela Kaniber missfällt. Das setze auch die Landwirte unter Druck, klagte Bayerns Agrarministerin beim Sonntags-Stammtisch im BR Fernsehen.

Über dieses Thema berichtet: Der Sonntags-Stammtisch am .

Die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) hat beim Sonntags-Stammtisch im BR Fernsehen Kritik an den deutschen Verbrauchern geübt. "Wir haben die höchsten Durchschnittslöhne, aber geben am wenigsten für Lebensmittel aus. Das entrüstet mich", sagte Kaniber. "In Ländern wie Frankreich, Italien oder Kroatien, da fährt man mit dem Fiat 500 zum Markt und kauft beste Ware zu gutem Preis. Die Deutschen fahren mit dem Porsche Cayenne oder mit dem Audi A8 zu Aldi und kaufen das Billigste."

Kaniber äußerte sich auch vor dem Hintergrund der Bauernproteste in Deutschland in den vergangenen Wochen. Die Ministerin erläuterte, dass die Bauern nicht nur durch die geplanten Kürzungen der Ampelregierung beim Agrar-Diesel unter Druck seien. Auch das Konsumverhalten und die niedrigen Lebensmittelpreise in Deutschland seien ein Problem. Bei den Preisen habe man es verpasst, diese ordentlich anzuheben. Die Bauern selbst hätten oft keine Kontrolle darüber, wie diese gestaltet werden.

In Deutschland sind Produkte des täglichen Bedarfs, also Lebensmittel aber auch Drogerieartikel, im EU-Vergleich laut Studien vergleichsweise günstig. Faktoren wie Steuern und Wettbewerb beeinflussen die Preise - in Deutschland besteht der Markt zu etwa 40 Prozent aus Discountern, die günstigere Marken verkaufen. Allerdings sind auch die Lebensmittelpreise im Zuge der Inflation in den vergangenen Jahren enorm gestiegen.

Kaniber kritisiert Bauern-Demos in Brüssel

Kaniber kritisierte beim Stammtisch die vereinzelt aggressive Symbolik im Rahmen der Bauernproteste: "Das geht nicht", sagte die bayerische Landwirtschaftsministerin. Noch deutlicher wurde sie beim Blick nach Brüssel: Dort war es jüngst zu Ausschreitungen gekommen. Anlässlich des Sondergipfels der EU-Staats- und Regierungschefs hatten Landwirte mehrere Straßen blockiert, rund 900 Traktoren legten die Stadt lahm. Die Landwirte durchbrachen Polizeiabsperrungen, zündeten Reifen und Heuballen an und entleerten Güllefässer. Auch Feuerwerkskörper wurden gezündet. Die Landwirte machten damit ihrem Ärger über die EU-Agrarpolitik Luft.

Kaniber monierte in diesem Zusammenhang: "Man bringt damit die gesamte Branche unter Druck, eine Verallgemeinerung findet statt. Man kann nur von Herzen bitten, es nicht auf diese Art und Weise zu tun".

Hilde Gerg war bei Bauernprotesten dabei

Beim Sonntags-Stammtisch diskutierte Kaniber mit den anderen Gästen – dem Schauspieler Jürgen Tonkel, der Wirtschaftsjournalistin Anja Kohl und der ehemaligen Skirennläuferin Hilde Gerg.

Letztere erzählte, dass sie selbst bei den Bauernprotesten in ihrer Heimat Schönau am Königssee dabei gewesen sei: "Man fährt dann halt mal mit einem Traktor ein bisschen langsamer, dass man die Leute blockiert und auf sich aufmerksam macht. Das finde ich schon wichtig, dass man dazu auch steht", sagte sie. Gerg hat zwei Hektar Wiese, elf Hektar Wald, die Agrarpolitik trifft die ehemalige Skirennläuferin somit auch persönlich.

Jeder Mensch habe seine eigenen Bedürfnisse, für die er einstehen müsse, so die Sportlerin, und es sei wichtig, Grenzen zu setzen. Ihre persönliche Grenze im Hinblick auf die Art des Protests habe sie bei den Schildern gezogen: "Ich habe keinen Galgen drauf, das finde ich auch nicht richtig, die Sprache muss passen", so Gerg. Sie spielte damit auf Vorfälle an, bei denen Teilnehmer bei Bauernprotesten etwa Ampeln auf Galgen befestigten, um ihren Unmut über die Agrarpolitik der Bundesregierung zum Ausdruck zu bringen.

Dieser Artikel ist erstmals am 3. März auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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