Bildungsausschuss: Weiter Kritik an "mehr Deutsch und Mathe"
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Klaus-Dietmar Gabbert

Bildungsausschuss: Weiter Kritik an "mehr Deutsch und Mathe"

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Weniger Kunst und Musik? Petition gegen Bayerns Grundschulplan

Weniger Musik, Kunst und Werken an Grundschulen - die Kritik daran ebbt nicht ab. Im Bildungsausschuss möchte man mehr Stunden. Kritiker haben eine Petition gegen ein "Zusammenlegen der Fächer" gestartet. Die Kultusministerin verteidigt ihr Vorhaben.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Begeisterte Kinder, die tanzen und singen: Kunst und Musik sind nicht nur schön zum Anhören und Anschauen. Sie fördern emotionale Ausgeglichenheit, besseres Sprachgefühl, mehr Selbstbewusstsein und stärken das Gemeinschaftsgefühl – so die Kernbotschaft einer Petition, die gestern startete. Die Petition mit dem Titel "Stoppe die Zusammenlegung der Fächer Kunst, Musik und Werken in den Grundschulen in Bayern" fordert die bayerische Staatsregierung auf, die "geplante Zusammenlegung der kreativen Fächer" zu überdenken.

Keine Zusammenlegung der Fächer geplant

Tatsächlich aber möchte das Kultusministerium diese drei Fächer gar nicht "zusammenlegen". Am Vormittag hat Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) im Bildungsausschuss klargestellt: Dass Kunst, Musik und Werken zu einem zusammengefasst werden, sei falsch. "Jedes Fach gibt noch einzeln."

Mit "mehr Deutsch und mehr Mathe" wolle die Staatsregierung die bayerischen Grundschüler fitter machen in den Grundkompetenzen Lesen, Schreiben, Rechnen. Eine Reaktion auf die deutschlandweit immer schwächeren Pisa-Ergebnisse. Dafür muss anderweitig in der Stundentafel gestrichen werden.

Englisch, Kunst, Musik, Werken: Wo gekürzt wird, können Lehrer entscheiden

Wo genau, das dürfen die Schulen entscheiden - bei Englisch kann gekürzt werden und beim Fächerverbund Kunst-Musik-Werken-Gestalten. Diese Fächer sollen lediglich in einem Verbund zusammengefasst sein, in dem Lehrer die dafür vorgesehen Stunden flexibel einteilen können. Aber sie sollen weiterhin getrennt unterrichtet werden.

Am Ende handle es sich trotzdem um "eine Streichung" der kreativen Fächer, sagt die stellvertretende Vorsitzende des Bildungsausschusses, Gabriele Triebel (B'90/Die Grünen). Alles andere sei Schönreden.

Grüne: Warum nicht einfach zusätzlicher Unterricht?

Dass die Stärkung von Deutsch und Mathematik auf Kosten der kreativen Fächer geht, sei nicht gut für die ganzheitliche Bildung und fördere eine "Zweiklassengesellschaft". Denn Kinder aus sozial schwachen Familien würden daheim seltener ein Instrument lernen und hätten auch weniger Möglichkeit, sich kreativ auszuprobieren.

Der Schule komme hier ein wichtiger Part in Sachen Persönlichkeitsentwicklung zu. Es dürfe deshalb keine Streichungen geben. Triebel hält es im Gegenteil für sinnvoller, zusätzliche Unterrichtsstunden einzuführen.

Prognose: Künftig genug Lehrer an Schulen

"Ja, wir sind jetzt im Lehrermangel drin, aber der ist absehbar", begründet Triebel ihre Idee. Tatsächlich geht auch das bayerische Kultusministerium in seiner aktuellen Bedarfsprognose davon aus, dass es ab dem Schuljahr 2026/27 genug Lehrer an bayerischen Grundschulen geben wird - der Bedarf dann "vollständig und dauerhaft gedeckt werden kann".

Eine Prognose der Bertelsmann Stiftung rechnet bis 2035 sogar mit einem deutschlandweiten Lehrerüberschuss von knapp 46.000 fertig ausgebildeten Lehrkräften. Grund seien die sinkenden Geburtenzahlen.

AfD: Völlig sinnlose dritte Religionsstunde

Die AfD hatte heute im Bildungsausschuss angeregt, lieber die "völlig sinnlose dritte Religionsstunde" zu kürzen. Es werde an der falschen Stelle gespart, sagt Markus Walbrunn von der AfD.

Für die Petition "Stoppe die Zusammenlegung der Fächer Kunst, Musik und Werken in den Grundschulen in Bayern" sind Stand Donnerstag, 16:30 Uhr, rund 57.000 Stimmen zusammengekommen. Da damit mehr als 50.000 Unterschriften erreicht wurden, muss sich der Petitionsausschuss im Bayerischen Landtag mit dem Anliegen beschäftigen. Weil eine "Zusammenlegung" aber gar nicht geplant sei, könnte die Petition auch einfach ins Leere laufen.

Im Video: Weniger Kunst und Musik? Das ist geplant

Ab dem nächsten Schuljahr soll es weniger Kunst- und Musik-Unterricht geben.
Bildrechte: Bayerischer Rundfunk 2024
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Ab dem nächsten Schuljahr soll es weniger Kunst- und Musik-Unterricht geben.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!