Weinberge bei Iphofen
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Weinberge bei Iphofen

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Streit um Mainwasser: Gegner der Wein-Wasser-Leitung unterliegen

Trockene Sommer sind ein Problem für Winzer. Im unterfränkischen Iphofen gibt es deshalb Pläne für eine Wasserleitung vom Main in die Weinberge. Doch erst müssen andere zustimmen. Eine Abstimmung in Kitzingen bringt das Projekt nun weiter.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Die Winzer im Landkreis Kitzingen hatten zuletzt immer wieder mit trockenen Sommern zu kämpfen. Viele von ihnen sagen: Ohne künstliche Bewässerung wird der Weinbau in den Steillagen künftig nicht mehr funktionieren. Doch während viele Weinorte direkt am Main liegen, also eine Wasserquelle vor der Haustür haben, ist die Lage in Iphofen komplizierter. Der Main liegt etwa zehn Kilometer entfernt bei Kitzingen. Die Stadt Iphofen und Winzer wollen eine Leitung bauen – um Wasser aus dem Main in ihre Weinberge zu pumpen. Doch daran gibt es Kritik. Der Stadtrat in Kitzingen hat nun einen Antrag abgelehnt, mit dem die geplante Wasserleitung gestoppt werden sollte.

Mehr Befürworter als Gegner der Wein-Wasser-Leitung

In Kitzingen hatte die Grünen-Fraktion gefordert, dass die Rohre nicht über kommunale Grundstücke der Stadt führen sollen. Mehrfach wurde die Entscheidung vertagt. Nun haben sich 16 Stadträte gegen den Antrag der Grünen ausgesprochen, zwölf Stadträte stimmten dafür.

Hätte der Kitzinger Stadtrat die Nutzung gemeindlicher Flächen untersagt, wäre die Umsetzung der Leitung für die Stadt Iphofen und die beteiligten Winzer deutlich erschwert gewesen. Sie hätten sich dann noch an andere Gemeinden entlang des Main wenden können – oder mit privaten Grundstückseigentümern verständigen müssen.

Kritik an Wasserentnahme aus dem Main

Dabei sind sich Befürworter und Gegner der Leitung in einem zentralen Punkt durchaus einig: Maßnahmen, um auf den Klimawandel zu reagieren, seien notwendig. Doch über das Wie wurde zuletzt gestritten.

Die Gegner des Projekts fordern, die Iphöfer Winzer sollten mehr Regenwasser als bislang sammeln – oder durch Bodenbewirtschaftung verhindern, dass künstliche Bewässerung nötig ist. Außerdem verweisen sie auf die hohen Gesamtkosten von etwa 20 Millionen Euro. Der Freistaat will bis zu 10 Millionen Euro davon übernehmen.

Die Befürworter des Pilotprojektes argumentieren: Regenwasser und Bodenbewirtschaftung genügen nicht mehr, um den Weinbau in trockenen Sommern zu sichern. Außerdem soll das Wasser ausschließlich in Wintermonaten aus dem Main gepumpt werden. Die Winzer in Iphofen planen mit einer Menge von bis zu 195.000 Kubikmeter pro Jahr. Zum Vergleich: Der größte Wasserentnehmer in Unterfranken darf bis zu 60 Millionen Kubikmeter jährlich aus dem Main pumpen. Wobei das Wasser in diesem Fall zu Kühlzwecken verwendet wird, anschließend also wieder in den Main fließt.

Umstrittenes Pilotprojekt geht langsam voran

Längst denken in Unterfranken auch andere Kommunen darüber nach, Wasser für Landwirtschaft oder Weinbau im größeren Stil aus dem Main zu pumpen. Das Pilotprojekt in Iphofen gilt somit als richtungsweisend. Doch seit der Förderzusage des Freistaats vor knapp drei Jahren kommt das Vorhaben nur langsam in die Gänge.

Denn auch mit der jetzigen Entscheidung der Kitzinger Stadträte gibt es noch keine Gewissheit, ob und ab wann die Leitung gebaut wird. Genauso ist weiterhin offen, ob auch andere Gemeinden, Winzer, Gemüsebauern oder Feuerwehren von dem Wasser etwas abbekommen. Mehrere Beteiligte haben dazu schon ihre Bereitschaft signalisiert. Doch fest steht auch: Die Kitzinger wollen von "ihrem" Mainwasser etwas haben. Der Stadtrat hat sich also nicht zum letzten Mal mit der Leitung beschäftigt.

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