Eine Frau schreibt ein Testament
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Eine Frau schreibt ein Testament (Symbolbild)

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Pflegerin will Millionenerbe – Jetzt wurde sie festgenommen

Der Krimi um das Millionenerbe von Niels Kampmann, Leiter einer Firma aus Passau und Schwiegersohn des bekannten Dichters Hans Carossa, ist um ein Kapitel reicher. Die Pflegerin, die Anspruch auf das Erbe erhoben hatte, wurde jetzt festgenommen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Im Herbst 2021 starb Niels Kampmann. Der langjährige Leiter einer Hefefabrik in Passau und Schwiegersohn des bekannten Dichters Hans Carossa hinterlässt einen zweistelligen Millionenbetrag. Vor dem Nachlassgericht erhob eine Pflegerin von Kampmann Anspruch auf das Erbe und legte handschriftliche Notizen vor, die angeblich vom Verstorbenen stammen. Darin wird sie als Erbin eingesetzt. Das Gericht witterte einen Betrug und schaltete die Staatsanwaltschaft ein. Jetzt - über ein Jahr später - scheint sich der Verdacht erhärtet zu haben – die Pflegerin wurde festgenommen.

Staatsanwaltschaft: Pflegerin ist Erbschleicherin

Die Staatsanwaltschaft Passau geht davon aus, dass die Pflegerin, die sich um den Schwiegersohn des Dichters Hans Carossa gekümmert hatte, eine Erbschleicherin ist. Wie die Ermittlungsbehörde mitteilt, sitzt die Pflegerin in Untersuchungshaft.

Anfang der Woche durchsuchten Polizisten noch mal die Räume der Frau. Der Verdacht: Urkundenfälschung und versuchter Betrug. Die Leiterin des mobilen Pflegedienstes soll das Testament von Carossa-Schwiegersohn Niels Kampmann gefälscht haben. Es geht um ein Vermögen im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich. Laut Oberstaatsanwalt Walter Feiler hätten grafologische Gutachten ergeben, dass die Zeilen nicht von Kampmann stammen. Demnach wurde aber noch kein Geld an die Pflegerin ausgezahlt.

Abgleich der Handschriften kompliziert

Seit Herbst 2021 ermittelt die Staatsanwaltschaft in der Sache. Die Ermittlungen hätten deshalb so lange gedauert, weil noch Vergleichsschriften von Kampmann für die Gutachter aufgetrieben werden mussten.

Nils Kampmann, der ehemalige Fabrikleiter der Passauer Hefefabrik Wieninger, hatte einst ein Testament beim Notar hinterlegt. In dem wurde die Pflegerin nicht berücksichtigt. Als es um das Abwickeln des Erbes ging, tauchten handgeschriebene Schriftstücke auf. In denen vermachte Kampmann der Pflegerin zum Dank sein Vermögen und den Nachlass des Dichters Hans Carossa.

Nachlass dürfte auch den Freistaat Bayern interessieren

Generell können Pfleger mobiler Dienste erben – in Bayern auch dann, wenn sie vorher vom anstehenden Erbe wussten. "Dass in Passau die Staatsanwaltschaft ermittelt, ist ein besonderer Fall", sagt Jan Bittler, Geschäftsführer der deutschen Vereinigung für Erbrecht und Vermögensnachfolge. "In der Regel wird vor dem Zivilrichter gestritten." Was hier aber eine Rolle spielen dürfte: Kampmann hat keine Kinder, der dichterische Nachlass von Carossa dürfte auch den Freistaat Bayern interessieren.

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