raunes Hinweisschild mit weißer Schrift auf das Caritas-Alten- und Pflegeheim in Seeg im Landkreis Ostallgäu
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Das Caritas-Alten- und Pflegeheim in Seeg im Landkreis Ostallgäu

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Caritas hält Betrugsvorwürfe in Seeg für hochproblematisch

Als „hochproblematisch“ bezeichnet der Augsburger Diözesan-Caritasdirektor Andreas Magg den Vorwurf des Betrugs gegen den Seeger Bürgermeister und den Leiter des Caritaszentrums. Das Heim habe sich aber schon seit Langem von der Caritas entfernt.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Von den Betrugsvorwürfen gegen den Seeger Bürgermeister und den Leiter des örtlichen Caritasheims hat der Augsburger Caritas-Direktor Andreas Magg nach eigenen Angaben erst am Tag der Verhaftung der beiden erfahren. Er hält sie für "hochproblematisch" Das Pflegeheim in Seeg habe sich aber schon seit Jahren von der Caritas entfernt.

Ausschlussverfahren lief bereits

Weil die Mitarbeiter in Seeg schon seit geraumer Zeit nicht mehr nach kirchlichem Arbeitsrecht bezahlt und behandelt wurden, hat der Diözesan-Caritasverband bereits im Herbst das Ausschlussverfahren gegen den Caritas-Stiftungsverein vor Ort als Träger eingeleitet. "Das Verfahren ist aber noch nicht abgeschlossen", sagte der Augsburger Diözesan-Caritasdirektor Andreas Magg im Interview mit dem BR. "Darum ist der Namensentzug noch nicht erfolgt."

Allerdings ist in Seeg lediglich die Caritas-Stiftung, die inzwischen laut Magg nur noch Immobilienbesitzer ist, Mitglied in der Caritas. Um den Betrieb kümmern sich seit einiger Zeit die Ulrichspflege GmbH und drei weitere, privatwirtschaftliche Gesellschaften, die 2020 gegründet wurden. In der Stiftung ist Bürgermeister Markus Berktold (CSU) Vorsitzender, in den GmbHs alleiniger Gesellschafter und Geschäftsführer. Diese Struktur habe er äußerst kritisch gesehen, sagt Diözesan-Caritasdirektor Magg.

Keine wirtschaftliche Kontrolle durch die Caritas

Eine wirtschaftliche Prüfung der Seeger Einrichtung durch den Diözesan-Caritasverband habe nicht stattgefunden, sagte Magg. Die Caritas sei als Wohlfahrtsverband organisiert. "Das ist eine Verbandsstruktur mit Mitgliedern, die eigenständig sind", sagt der Augsburger Caritas-Direktor Magg. "Die Satzung regelt das Miteinander und sieht keine Prüfrechte vor." Der Verband hat in der Diözese Augsburg nach eigenen Angaben knapp 500 Träger als Mitglieder mit 1.184 Einrichtungen und rund 29.000 Mitarbeitenden. Sie betreuen 284.000 Menschen.

Betrugsverdacht gegen Bürgermeister und Heimleiter

Seit zwei Wochen sitzen der Leiter der Seeger Einrichtung und der Bürgermeister der Ostallgäuer Gemeinde in Untersuchungshaft. Die beiden Männer stehen im Verdacht, über Scheinrechnungen die Pflegekasse gemeinsam um mehr als 1,1 Millionen Euro betrogen zu haben. Laut Staatsanwaltschaft sollen sie Corona-Mehraufwendungen über den Pflegerettungsschirm abgerechnet haben, die tatsächlich nie angefallen waren. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen gewerbsmäßigen Betrug vor. Der Anwalt des Bürgermeisters hat gegen den Haftbefehl inzwischen Beschwerde eingelegt.

Anhörung bei der Caritas in Augsburg

Wenige Tage vor der Festnahme des Einrichtungsleiters und des Seeger Bürgermeisters am 11. Januar fand in Augsburg noch eine Anhörung beim Caritasverband im Rahmen des Ausschlussverfahrens statt. Bei dem Gespräch habe Bürgermeister Markus Berktold ihm zugesichert, sich für eine interne Revision beim Caritasheim in Seeg einzusetzen, sagt Caritas-Direktor Magg. Deshalb sei das Ausschlussverfahren zunächst ausgesetzt worden.

Heim soll im Caritasverband bleiben

Nach Bekanntwerden der Betrugsvorwürfe will der Augsburger Diözesan-Caritasverband laut seinem Direktor nun der Gemeinde und der Pfarrei helfen, das Heim und die Pflege in Seeg neu aufzustellen. "Ich möchte diese Einrichtung wirklich in der Caritas halten", sagt Magg. "Ich habe den örtlichen Akteuren juristischen Beistand zugesichert. Und wir loten auch im Caritasverband aus, ob wir mit eigenem Personal gegebenenfalls bei Notständen eine Notversorgung mittragen können und mittragen müssen."

Heim soll wieder zukunftssicher gemacht werden

Die Struktur im Heim müsse aber gänzlich neu aufgestellt und die vom Bürgermeister geschaffenen GmbHs zerschlagen werden. "Das Ziel wäre, das wieder auf so gute und solide kirchliche Füße zu stellen, dass die Menschen gut versorgt werden, das Ganze zukunftssicher ist, die Mitarbeiter unter guten Arbeitsbedingungen leben, und die Seeger wieder sagen können: Es ist unser Haus", so Diözesan-Caritasdirektor Magg.

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