Jennifer Söder vor dem Stall, in dem die beiden anderen Pferde der Familie stehen
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Jennifer Söder vor dem Stall, in dem die beiden anderen Pferde der Familie stehen

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Rissen Wölfe in der Rhön ein Pferd? Was der Labortest ergab

Für Familie Söder war es ein Schock, als sie ihr Pferd vor zehn Tagen tot auf der Weide in der Rhön fanden. Ein Labortest sollte zeigen, ob ein Wolf das Tier getötet hat. Nun ist das Ergebnis da: Eine eindeutige Zuordnung bringt es jedoch nicht.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Zehn Tage sind vergangen, seit Johann Söder das Pferd seiner Familie, einen 500 Kilo schweren Traber, tot auf der Weide bei dem kleinen Dorf Kilianshof am Fuße des Kreuzbergs in der Rhön gefunden hat. Die Familie fühle sich hilflos, erklärt Ehefrau Jennifer Söder im Gespräch mit BR24: "Genius war 15 Jahre bei uns, er war wie ein bester Freund für uns. Er fehlt uns jeden Tag." Das tödlich verletzte Tier zu sehen, sei sehr schmerzhaft gewesen. "Es war traumatisierend, weil wir eben auch die Kampfspuren gesehen haben."

Zwei Wölfe wiederholt an der Weide gesichtet

Jennifer und Johann Söder waren sich von Anfang an sicher: Ein Wolf muss ihren 25 Jahre alten "Genius" gerissen haben. Jede Nacht hielt die Familie nach dem tragischen Vorfall Wache an der Weide.

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Hat ein Wolf den 25-jährigen Genius auf der Weide bei Kilianshof in der Rhön getötet? Das bleibt auch nach der Labor-Untersuchung unklar.

Das Ehepaar hatte Angst, dass ein Wolf auch ihre beiden anderen Pferde angreifen könnte – schon in der ersten Nacht habe Jennifer Söder ein Wolfspärchen in der Nähe des getöteten Pferds gesehen. Auch in der zweiten Nacht kamen zwei Wölfe nachts an die Weide, berichtet Jennifer Söder: "Mein Mann hat geschrien, geklatscht, mit einem Megafon diese lauten Signaltöne gemacht – aber die Wölfe haben sich nicht vertreiben lassen! Sie standen einfach nur da und haben ihn angestarrt." Erst als er mit einem Traktor anrückte, flüchteten die Wölfe, so die Pferdebesitzerin.

Laborergebnis nicht eindeutig: Wolf oder Hund

Hatte wirklich ein Wolf das Pferd gerissen und getötet? Eine Labor-Untersuchung des Landesamts für Umwelt sollte Klarheit bringen. Das Ergebnis ist jedoch nicht so eindeutig wie erhofft: Auch ein Hund könnte hinter dem Riss stecken.

Die Qualität der analysierten Proben sei nicht ausreichend, wie das Landesamt für Umwelt am Dienstag mitteilte. Lediglich die Gattung des Verursachers habe das Labor demnach ermitteln können: Dabei könnte es sich sowohl um einen Wolf als auch einen Hund handeln.

Pferde-Besitzer Johann Söder glaubt trotz des unklaren Ergebnisses weiterhin, dass ein Wolf sein Pferd getötet hat. Eben, weil nicht nur bei der ersten Nachtwache, sondern auch in der zweiten Nacht ein Wolfspaar zur Koppel gekommen sei. Seitdem stehen die Pferde der Söders nun sicherheitshalber in einer Halle in Kilianshof, sagt er am Dienstag zu BR24.

Wolfsexperte: 2022 bundesweit 30 Pferde von Wölfen gerissen

Tatsächlich haben in der Rhön Wölfe zuletzt mehrfach Nutztiere gerissen. Dass Wölfe Pferde reißen, sei laut Uwe Friedel, Wolfsexperte vom Bund Naturschutz, generell selten. Bisher sei ein derartiger Fall in Bayern zumindest nie eindeutig ermittelt worden.

Über Bayern hinaus gab es nach seinen Angaben bundesweit jedoch bereits mehrere nachgewiesene Wolfsrisse bei Pferden. So seien im Jahr 2022 in Deutschland 30 Pferde von Wölfen gerissen worden. Vor allem Ponys und neugeborene Fohlen seien Wölfen zum Opfer gefallen, manchmal auch größere Pferde.

Wölfe ernähren sich in Deutschland überwiegend von Wildtieren. Nur zwei Prozent ihrer Nahrung seien Nutztiere, so Friedel. Rund 90 Prozent davon seien Schafe und Ziegen und es habe beim Großteil der gerissenen Nutztiere kein Herdenschutz bestanden - beispielsweise durch einen wolfabweisenden Elektrozaun, betont Friedel. Die 30 Risse von Pferden im Jahr 2022 entsprechen dem Experten zufolge 0,67 Prozent der Nutztierrisse in dem Jahr.

Triggerwarnung – Foto des gerissenen Pferdes

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Hat ein Wolf den 25-jährigen Genius auf der Weide bei Kilianshof in der Rhön getötet? Das bleibt auch nach der Labor-Untersuchung unklar.

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