Fränkische Saale und umgestürzte Bäume
Bildrechte: BR/Jan Limpert

Die Fränkische Saale ist für Kanusportler und Stand-Up-Paddler gesperrt.

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Paddel-Verbot auf der Fränkischen Saale – Wie geht es weiter?

Schlechte Nachrichten für Wassersport und Tourismus: die Saale bleibt im Landkreis Bad Kissingen bis auf wenige Ausnahmen für den Bootsverkehr gesperrt. Grund sind zahlreiche einsturzgefährdete Bäume am Ufer. Hilft nur ein Kahlschlag?

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Der Aufschrei war groß, als bekannt wurde, dass es mit dem Paddeln auf der Fränkischen Saale in diesem Jahr nichts wird. Anfang Februar hatte der Landkreis Bad Kissingen eine entsprechende Allgemeinverfügung erlassen. Grund ist die akute Gefahr von umstürzenden Bäumen. Bootsverleiher und Gastronomiebetriebe fürchten nun um ihre Umsätze. Auch Sportler und Verbände sind empört. Der Bayerische Kanuverband startete sogar eine Petition gegen die Flusssperrung.

Doch Bad Kissinger Landratsamt und Wasserwirtschaftsamt sehen die Sicherheit stark bedroht. Deshalb ist der Bootsverkehr auf der Saale im Landkreis Bad Kissingen bis auf wenige Ausnahmen verboten. Wer dagegen verstößt, muss mit einer Geldbuße von bis zu 50.000 Euro rechnen.

Klimawandel, Biber und Unterspülung führten dazu, dass die Wurzeln zahlreicher Bäume freiliegen und damit auf die Wasserfahrbahn stürzen könnten. Der Gehölz-Zustand ist überaltert. Risiken, die Landratsamt und Wasserwirtschaftsamt für nicht mehr tragbar halten.

2023 noch befahrbar, jetzt unzumutbar

Das Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen prüfte zwischen August und Mitte Oktober 2023 die Saale an vier 400 Meter langen Abschnitten auf potenzielle Risikofaktoren. Insgesamt 99 Bäume wurden als gefährlich eingestuft. 59 umgestürzte Bäume mussten in diesem Zeitraum aus dem Fahrwasser entfernt werden.

Das Landratsamt Bad Kissingen ergriff in seiner Rolle als Sicherheitsbehörde nun direkte Maßnahmen und sperrte die Saale offiziell für den Bootsverkehr. Verletzt wurde bislang jedoch niemand.

2023 reichte noch das Aufstellen von Warnschildern für Bootsfahrende aus, um auf mögliche Gefahren durch herabstürzende und die Fahrrinne blockierende Bäume hinzuweisen. Jetzt aber nicht mehr, deshalb greifen Landratsamt und Wasserwirtschaftsamt hart durch. Ein naturgegebenes Eigenrisiko für Bootsfahrende sehen die Behörden nicht mehr gegeben. Die vor kurzem erlassene Allgemeinverfügung des Landratsamts richtet sich an kleine Fahrzeuge ohne eigene Triebkraft. Dazu zählen unter anderem Kajaks, Kanus, Schlauchboote und Stand-Up-Paddle-Boards.

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Schlechte Nachrichten für Wassersportler und Tourismus: die Saale bleibt im Landkreis Bad Kissingen für den Bootsverkehr gesperrt.

Nur wenige Ausnahmen

Ausgenommen vom Bootsverbot sind nur zwei kleinere Abschnitte: rund 3,4 Kilometer zwischen Saline und Lindesmühle sowie eine 800 Meter-Strecke zwischen Morlesau und der Kreisgrenze. Auch die zwei sogenannten "Dampferle" dürfen weiterhin Touristen von Ostern bis Oktober zwischen Rosengarten und Saline transportieren.

Auch Schwimmern und Anglern bleibt die Saale erhalten. Sie dürfen sich weiterhin in bzw. am Fluss aufhalten. Das Landratsamt sieht für Angelfreunde keine Gefahr, da diese sich ja lediglich am Ufer aufhielten und somit nur einem minimierten Risiko ausgesetzt seien. Beim Schwimmen an Badestellen seien die entsprechenden Gemeinden für die Sicherheit der Badegäste zuständig.

Gericht könnte Verbot kippen

Um das Verbot aufzuheben, müsste Klage eingereicht werden. Die Prüfung durch ein Gericht könnte den Gefahrenzustand der Saale neu einstufen und damit die Entscheidung des Landratsamtes kippen.

Der Gräfendorfer Bürgermeister Johannes Wagenpfahl kündigte gegenüber BR24 an, dass er im Eilverfahren Klage einreichen werde, sollte das Landratsamt seine Allgemeinverfügung nicht zurücknehmen. "Wir pflegen hier den sanften Tourismus und da gehört das Kanufahren dazu", so der Bürgermeister. 

Tausende Bäume müssten gefällt werden

Welche Maßnahmen ergriffen werden können, um die Saale wieder befahrbar zu machen, ist noch unklar. Denkbar wären die Entfernung von potenziell gefährlichen Bäumen oder die Entfernung aller Bäume in Ufernähe. Bei einem Kahlschlag müssten jedoch tausende Bäume gefällt werden. Beide Optionen würden zudem einen hohen Arbeits- und Kostenaufwand sowie eine enge Absprache mit Bund Naturschutz und dem Bayerischen Ministerium für Umwelt- und Verbraucherschutz erfordern.

Lösungen durch gemeinsames Gespräch erarbeiten

Am Mittwoch den 28. Februar lädt das Landratsamt Bad Kissingen die Betroffenen zu einem gemeinsamen Gespräch ein. Landrat Thomas Bold, Anwalt Thomas Schoenwald aus der Abteilungsleiter Baurecht und Umwelt sowie die Leiterin des Wasserwirtschaftsamts Bad Kissingen, Birgit Imhof stellen sich den Fragen der Betroffenen. Ziel sei es, Verständnis für die Entscheidung des Landratsamtes zu schaffen und zukunftsorientierte Lösungen zu erarbeiten.

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