Ein Forstmitarbeiter fällt einen vom Borkenkäfer befallenen Baum (Archivbild).
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Ein Forstmitarbeiter fällt einen vom Borkenkäfer befallenen Baum im Frankenwald (Archivbild).

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Welche Bäume braucht der Wald in Bayern?

Der Klimawandel setzt die Wälder in Bayern unter Dauerstress. Besonders in Franken leiden sie unter Trockenheit, Borkenkäfer und Wildverbiss. Andere Bäume und ein anderes Waldkonzept könnte den Forst in Franken widerstandsfähiger machen.

Über dieses Thema berichtet: Die BR24 Reportage am .

Förster Daniel Schenk markiert in atemberaubendem Tempo Bäume mit einer orangenen Sprühdose. 80 Prozent der Buchen sollen gefällt werden. Ein sogenannter Mittelwald soll entstehen. Eine radikale Methode, um den Wald insgesamt widerstandsfähiger gegen Trockenheit zu machen.

Die Besitzerin des noch dichten und dunklen Buchenwaldes im Landkreis Forchheim, Oberfranken, Sonja Siebenhaar, war zuerst sehr skeptisch, dann aber willigt sie in die Umbaumethode des Försters ein. Ab Herbst geht es los, zunächst ein halbes Fußballfeld, alle fünf Jahre ein weiteres. Der Mittelwald ist im Grunde eine alte Bewirtschaftungsform.

Alte Methode gegen verdurstende Wälder

Es gibt bereits einige dieser Mittelwälder im Landkreis Forchheim, die von Daniel Schenk betreut werden. Dem Förster geht es dabei nicht um die Bewahrung einer Tradition, sondern um eine Zukunft für verdurstende Wälder. Wenn ein Buchenwald nämlich kräftig gelichtet wird, haben die verbliebenen Bäume mehr Wasser und Nährstoffe zur Verfügung. Studien belegen, dass sie resilienter sind. "Ein gesunder Einzelbaum mit einem großen Blätterdach, einem großen Wurzelwerk ist mit Sicherheit widerstandsfähiger gegenüber Trockenstress-Phänomenen", sagt Daniel Schenk.

Zum Vergleich zeigt der Förster den Gemeindewald von Leutenbach. Dort ist der radikale Eingriff bereits fünf Jahre her: Ein Meer von Grün, Bäume in verschieden Stufen, mal kniehoch, mal mannshoch, dazwischen wenige alte Buchen, die wie Leuchttürme emporragen. Am Boden blühen Blumen und Schmetterlinge flattern umher. Der Lichteinfluss ist entscheidend, den es in einem geschlossenen so nicht gibt.

Der Wald von Sonja Siebenhaar wird sich ebenfalls stark verändern – um zu überleben. Ahorn und Linden werden nachwachsen und den Klimawandel besser aushalten. Der Wald der Zukunft wird auf jeden Fall gemischter und vielfältiger sein. Laubbäume fallen nicht so schnell Schädlingen zum Opfer. Fichtenwälder dagegen werden allzu häufig vom Borkenkäfer zerstört.

Baumarten aus Italien, Frankreich oder der Türkei

Aber die Hoffnungträgerin Buche schwächelt. Auch weil sie kein Tiefwurzler ist und in Trockenperioden schlecht Wasser findet. 14 Prozent der bayerischen Bäume sind Buchen. Muhidin Seho vom Bayerischen Amt für Waldgenetik forscht generell, welche Baumarten aus noch trockeneren Regionen Gene mitbringen, die sie widerstandsfähiger machen. Das Saatgut aus Italien, Frankreich oder der Türkei wird in Plantagen ausgebracht. Die jungen Pflanzen können die Staatsforsten oder privaten Waldbesitzer dann in "Praxisanbauversuchen" testen. "Wir haben sehr wohl Lösungen, die bayerischen Wälder fit zu machen für den Klimawandel", sagt Muhidin Seho.

Jagd kann den Bäumen helfen

Eine andere Methode ist es, Buchen mit anderen Baumarten zu umgeben. Der Plan: Unterschiedlich tief wurzelnde Bäumen erhöhen nicht nur die Stabilität des Waldes, sie nehmen sich gegenseitig auch nicht das Wasser weg. Buchen zusammen mit Eichen, Ahornen oder Ulmen sind also wesentlich widerstandsfähiger als im Reinbestand. Junge Eichen werden im Gegensatz zu jungen Buchen allerdings stark vom Wild verbissen.

Thomas Rabe aus Obersteinach im Steigerwald plädiert deshalb für eine "waldorientierte Jagd", die es den jungen Bäumen ermöglicht, auch ohne einen Schutzzaun aufzuwachsen. Zäune sind teuer und engen den Lebensraum des Wildes immer mehr ein, so der Förster.

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