Streit um Olympia-Attentat.
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Ein bewaffneter Polizeibeamter am 05.09.1972 im Olympischen Dorf in München an dem Block, in dem Terroristen die israelischen Geiseln festhalten.

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Olympia-Attentat von 1972: Grüne fordern mehr Entschädigung

Seit Jahrzehnten gibt es Streit um eine angemessene Entschädigung für die Opferfamilien des Olympia-Attentats. Teile der Grünen drängen nun auf eine Lösung. Der Umgang mit Hinterbliebenen sei unsensibel, kritisiert Fraktionsvize von Notz.

Mit Blick auf den anstehenden 50. Jahrestag des Münchner Olympia-Attentats von 1972 fordert die Bundestagsfraktion der Grünen eine angemessene Entschädigung für die Opferfamilien. "Der staatliche Umgang mit dem schrecklichen Attentat, den Opfern und Hinterbliebenen nach dem Anschlag war unsensibel und völlig unzureichend und ist es bis zum heutigen Tag", sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Konstantin von Notz der Mediengruppe Bayern.

Grüne: Antisemitischer Hintergrund nicht ausreichend aufgearbeitet

"Weiterhin müssen die gesamten Hintergründe des Anschlags lückenlos aufgeklärt werden", sagte der Grüne. "Weder die Tragweite, noch der antisemitische Hintergrund des Attentats wurden ausreichend begriffen oder aufgearbeitet", fügte die Abgeordnete und parteiinterne Antisemitismus-Beauftragte Marlene Schönberger hinzu.

Spaenle: "Beschämend" für Deutschland

Der Antisemitismus-Beauftragte der bayerischen Staatsregierung, Ludwig Spaenle (CSU), fordert einen sensibleren Umgang und eine höhere Entschädigung. Deutschland müsse seine historische Verantwortung annehmen und die Angehörigen der ermordeten Terror-Opfer sowie die Überlebenden angemessen entschädigen. "Alles andere ist wegschieben und beschweigen", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. So wie bislang könne man die Opfer und deren Familien nicht behandeln. "Das ist ein Weg, der ist beschämend für die Bundesrepublik Deutschland."

Zuvor hatte die Sprecherin der Opferfamilien, Ankie Spitzer, ihre Teilnahme an einer Gedenkveranstaltung am Dienstagabend in München abgesagt. Spaenle kündigte daraufhin den gesamten Termin ab. Spitzer habe diesen Schritt mit der immer noch ungeklärten Frage einer angemessenen Entschädigung von Überlebenden und Angehörigen der Opfer begründet, sagte Spaenle, der zu dem Gedenken eingeladen hatte.

Elf Mitglieder der israelischen Olympiamannschaft getötet

Bei dem von Palästinensern verübten Attentat waren am 5. September 1972 elf Mitglieder der israelischen Olympiamannschaft und ein bayerischer Polizist getötet worden. Deutschland hatte daraufhin 3,2 Millionen Mark (rund 1,64 Millionen Euro) an Israel gezahlt. 2002 bekamen die Angehörigen der Opfer drei Millionen Euro, als humanitäre Geste, wie die Bundesregierung, der Freistaat Bayern und die Stadt München damals erklärten. Zuvor hatten die Familien bereits rund eine halbe Million Euro Spenden erhalten. Eine Klage auf Schadenersatz in Höhe von rund 40 Millionen Mark (rund 20,45 Millionen Euro) unter Verweis auf massive Fehler beim Polizeieinsatz war aber gescheitert.

(mit Agenturmaterial)

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