Ein buddhistisches Kloster in Franken
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Ein buddhistisches Kloster in Franken

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Oberfranken statt Thailand: Buddhistische Mönche im Waldkloster

Wer an Buddhismus denkt, hat meist prächtige Tempelanlagen in Asien im Kopf. Doch auch in Oberfranken gibt es ein buddhistisches Kloster. Bei Stammbach im Landkreis Hof lebt eine Handvoll buddhistischer Mönche in Deutschlands einzigem Waldkloster.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Franken am .

Drei Mönche in braunen Gewändern knien vor einem Altar mit einer goldenen Buddha-Statue. Sie verbeugen sich mehrmals. In Pali, der Sprache des frühen Buddhismus, zelebrieren sie die Segnung der Speisen, die ihnen an diesem Tag als Almosen gebracht wurden. Einer der Mönche ist Ajahn Cattamalo. Der 58-Jährige kommt ursprünglich aus Duisburg und schloss sich schon im Alter von 22 Jahren einem buddhistischen Kloster in Thailand an.

Eine Klosteranlage samt Hügeldenkmal

Ajahn Cattamalo lebt seit 2008 im buddhistischen Kloster Muttodaya, einem einsam gelegenen Anwesen bei Stammbach im Landkreis Hof. Er hat das Kloster vor 16 Jahren mit einem anderen Mönch gemeinsam gegründet.

Neben dem Klostergebäude fällt ein mehrere Meter hoher Hügel ins Auge, auf dem eine grau schimmernde Buddha-Figur sitzt. Der Hügel symbolisiert den Berg Meru, die Weltenachse, und ist eine Art Hügeldenkmal nach buddhistischem Vorbild.

Fünf Mönche und viele Gäste

Aktuell leben fünf Mönche in dem buddhistischen Kloster in Stammbach, das das einzige Waldkloster in Deutschland ist. Hier wird "Theravada", die älteste der buddhistischen Traditionen, gelebt. Diese existiere bereits seit etwa 2.600 Jahren, erzählen die Mönche. Die Klosterbewohner haben viele Unterstützer, die ihnen im Alltag helfen. Das sind Ehrenamtliche, die für die Mönche Aufgaben erledigen, die diesen aus Glaubensgründen verboten sind. So wie Autofahren oder Kochen zum Beispiel. Das ist ihnen nach der Lehre von Buddha untersagt. Ebenso wie der Umgang mit Geld.

Sven Apenburg ist einer der Unterstützer. Er kommt mindestens einmal pro Woche aus Erlangen nach Stammbach, um den Mönchen unter die Arme zu greifen. An diesem Tag bereitet er gemeinsam mit rund einem halben Dutzend weiterer Unterstützer oder "Laien", wie sich die ehrenamtlichen Helfer selbst nennen, das Essen für die Mönche vor.

Das Essen muss "offeriert" werden

Der Tisch in der Küche des Klosters ist reich gedeckt. Neben Reis und thailändischem Gemüse, das eine Frau aus Nürnberg gekocht und ins Kloster gebracht hat, gibt es Kuchen, Süßspeisen und andere Desserts: alles Spenden für die Mönche. Doch weil die laut den Lehren von Buddha nichts einfach annehmen dürfen, was womöglich einem anderen gehört, können sie sich nicht einfach am gedeckten Tisch bedienen.

Sven Apenburg übernimmt die Aufgabe, den Mönchen die Speisen zu "offerieren". Jede Schüssel muss er den Klosterbewohnern einzeln anbieten, erst dann dürfen sie sich bedienen und ihre Almosenschalen füllen. Sven Apenburg und die anderen Unterstützer helfen gerne und werden im Gegenzug von den Mönchen in den buddhistischen Lehren und in der Meditation geschult.

"Diese Symbiose ist von Buddha gewollt. Wir erhalten Belehrung von den Mönchen und Hilfestellung und wir unterstützen dafür die Mönche. Und die sind uns Inspiration und Vorbild." Sven Apenburg, Unterstützer

Ein Ort der Stille und Entspannung

Helge Sansom aus dem baden-württembergischen Esslingen ist Krankenschwester und kommt seit Jahren immer wieder als Gast zum Meditieren ins Waldkloster nach Stammbach. Sie war wohl schon an die 20 Mal da, schätzt sie. Vor Ort wolle sie sich von den Mönchen inspirieren und anleiten lasen. Die friedliche Atmosphäre, die in dem Waldkloster herrscht, genießt sie sehr. Ebenso die Gastfreundschaft, die die freundlichen Mönche jedem Besucher entgegenbringen. Helge Sansom ist überzeugt: Das Waldkloster ist für sie der perfekte Ort, um zu meditieren, um zu sich zu kommen und innere Ruhe und Ausgeglichenheit zu finden. Gut eine Woche will sie diesmal bleiben, bevor sie wieder zurück nach Baden-Württemberg fährt.

Der Wald als Rückzugsort

Die Abgeschiedenheit ist es, die die Mönche, aber auch ihre Gäste am Waldkloster schätzen. So kann sich jeder zurückziehen, um sich in Ruhe auf sich selbst zu besinnen und in sein Inneres zu horchen, sagen die Mönche. Jeder von ihnen hat seine eigene kleine Hütte. Die Holzhäuser sind unweit des Klostergebäudes im Wald verteilt.

Für Mönch Jaya Dhamma ist das noch etwas recht Neues. Der gebürtige Schwede ist erst seit November im Kloster in Stammbach, möchte sich von den Brüdern hier weiter ausbilden lassen. Der 40-Jährige hat zuvor rund vier Jahre in einem Kloster in Myanmar verbracht und genießt es, nun hier mitten im Frankenwald zu leben. Er genießt die Weite des Waldes und dessen ganz spezielle Atmosphäre. Jaya Dhamma fühlt sich so wohl, dass er überlegt, noch ein paar Monate zu bleiben, bis er wieder nach Myanmar zurückkehrt.

Almosensammeln – die tägliche Arbeit

Zu Jaya Dhammas täglichen Aufgaben gehört auch das Almosensammeln. Da die Mönche kein Geld haben und verdienen dürfen, sind sie auf Lebensmittelspenden der Bürger angewiesen. Und um die zu bekommen, wandert der Schwede jeden Tag mit einem der anderen Mönche in eine der umliegenden Ortschaften. Bei den Menschen in Stammbach, Ludwigschorgast und anderen Ortschaften sind die Mönche schon bekannt und werden von vielen mit reichlich Nahrungsmitteln, manchmal auch mit fertig gekochten Gerichten versorgt. Jaya Dhamma genießt diese Aufgabe des Almosensammelns, denn so lernt er die Gegend und die Menschen noch besser kennen.

Zum Nachhören: Das buddhistische Waldkloster in Oberfranken

Eine Buddha-Statue.
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Aktuell leben fünf Mönche in dem buddhistischen Kloster in Stammbach, das das einzige Waldkloster in Deutschland ist.

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