Eine Lawine ist zwischen Berggipfeln abgegangen.
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Ein Lawinenabgang kann für Wintersportler und -sportlerinnen tödlich sein.

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Nach Lawinenunglück: Gefahr in den Alpen ist weiterhin hoch

In Zermatt ist am Ostermontag genau das eingetreten, wovor Experten gewarnt hatten: Eine Lawine löste sich und riss drei Wintersportler in den Tod. Die Gefahr in den Alpen bleibt weiterhin bestehen, auch in Bayern, Österreich und Italien.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Nach dem tödlichen Lawinenunglück am Riffelberg in Zermatt gibt es noch keine Entwarnung für Wintersportlerinnen und -sportler abseits von gesicherten Pisten. Das Schweizer Institut für Schnee- und Lawinenforschung schätzt die Lawinengefahr für das Gebiet vom Wallis bis nach Graubünden Richtung Österreich nach wie vor als erheblich ein. Es gilt die Gefahrenstufe drei auf der fünfstufigen Skala. Im schweizerischen Lawinenbulletin wird vor den Gefahren der Niederschläge an den vergangenen Tagen gewarnt. "Viel Neuschnee und Triebschnee von Ostern sind teils noch störanfällig. Einzelne Wintersportler können noch vereinzelt Lawinen auslösen. Die Lawinen können teilweise groß werden."

Steigende Lawinengefahr in Bayern

In Bayern liegt derzeit zwischen Berchtesgaden und Allgäu auf Höhen über 1.500 Metern noch reichlich Schnee bei derzeit geringer Lawinengefahr, doch das kann sich schnell ändern: "Am Wochenende steigen die Temperaturen und damit möglicherweise auch die Gefahrenstufe, weil wir wegen der Wärme ein Nassschnee-Problem bekommen können", sagt Thomas Feistl vom Lawinenwarndienst Bayern.

Langfristige Prognosen sind grundsätzlich schwierig, aber eine steigende Gefahr am Wochenende ist auch in den Tiroler Bergen denkbar. Dort herrscht aktuell die Lawinenwarnstufe 2, denn in den hohen Lagen und im Hochgebirge bleibe ein Triebschneeproblem erhalten, heißt es seitens des Lawinenwarndienstes Tirol.

Temperaturanstieg sorgt für Probleme

Die Triebschneeansammlungen stabilisieren sich mit den milden Temperaturen zusehends, doch es gibt vereinzelte Gefahrenstellen im sehr steilen bis extrem steilen und schattigen Gelände. "Lawinen können hier noch von einzelnen Skifahrern ausgelöst werden und erreichen die Größe 2. Das ist die typische Skifahrerlawine", sagt Christoph Mitterer vom Lawinenwarndienst Tirol. Die warmen Temperaturen lassen die Gefahr von nassen Lawinen am Wochenende vermutlich auch in Tirol ansteigen, sodass es eher nicht bei der mäßigen Gefahrenstufe bleiben wird, so Mitterer. In Italien sollte sich derzeit niemand in ungesichertem Gelände bewegen, denn in der Lombardei gilt in höheren Lagen die Gefahrenstufe 4 und auch im Trentino ist die Gefahr bei Stufe 3 als erheblich einzuschätzen.

Unglück in Zermatt

Am Riffelberg in Zermatt waren beim Abgang einer großen Lawine am Montag vier Menschen von den Schneemassen mitgerissen worden. Drei kamen ums Leben, eine vierte Person wurde verletzt gerettet und ins Krankenhaus gebracht.

Die jungen Männer waren zum Freeriding abseits der Piste gefahren, als sie von den Schneemassen erfasst wurden. Warum sie die Lawinengefahr nicht richtig eingeschätzt haben, darüber kann man nur spekulieren. Fälschlicherweise fühlen sich Skifahrer und -fahrerinnen abseits von Pisten oftmals sicher, weil sie auch das freie Gelände zum Skigebiet zugehörig halten. Das ist jedoch nicht richtig.

Das Unglück war in einem Variantengebiet passiert, wo es keine präparierten und überwachten Pisten gibt. Dort fahren die Wintersportler und -sportlerinnen im Tiefschnee, sodass Lawinenunfälle passieren können. In vielen Skigebieten werden an den Einfahrten ins freie Gelände extra Warnschilder aufgestellt und Absperrbänder gezogen. Markierte Pisten werden gesperrt, wenn oberhalb Lawinengefahr besteht.

Absperrungen werden ignoriert

Eine vorherige Einschätzung der Lage mithilfe der Lawinenwarndienste ist eine unerlässliche Voraussetzung für alle, die sich abseits von Skipisten bewegen. Das gilt auch für Schneeschuhwanderer. Manche ignorieren jedoch sogar Warnschilder und Gefahrenhinweise oder nehmen die Gefahr sogar in Kauf. In sozialen Medien erscheinen Gefahren oft gering, weil Pulverschnee und Sonnenschein auf den Hochglanzbildern darüber hinwegtäuschen, welche Gefahren in den Bergen lauern können.

Allerdings sind die Ursachen und Gründe, warum sich Menschen bewusst oder unbewusst in Gefahr begeben, sehr unterschiedlich und gleichzeitig individuell. "Man sollte nichts verallgemeinern", sagt Thomas Feistl vom Lawinenwarndienst Bayern, denn die genauen Umstände ließen sich von außen meist nicht beurteilen. Grundsätzlich gilt beim Freeriding ebenso wie beim Skitourengehen, dass jeder die notwendigen Kenntnisse und Lawinenausrüstung besitzen sollte.

Im Audio: Bayerische Skitourengeherin stirbt nach Lawinenabgang

Der Notarzthubschrauber Gallus 1 in verschneiter Landschaft - Archivbild eines Trainingseinsatzes
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Der Notarzthubschrauber Gallus 1 war am Dienstag bei der Rettung eines Lawinenopfers aus Bayern im Einsatz. (Archivbild)

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