Elena Schick streichel ein Schottisches Hochlandring am Kopf
Bildrechte: BR/Ralph Wege

Für Elena Schick sind ihre Schottischen Hochlandrinder etwas Besonderes

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Nach Schlacht-Skandalen: Junges Paar zeigt, dass es anders geht

Die Skandale in Schlachtbetrieben am Untermain rücken die Branche in ein schlechtes Licht. Ein junges Ehepaar im unterfränkischen Heustreu zeigt, dass es anders geht – und bringt in der eigenen Metzgerei Tierwohl und Fleischproduktion in Einklang.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Im Sommer hat der Schlachthof in Aschaffenburg für Schlagzeilen gesorgt. Der Vorwurf: Tierquälerei, etwa durch nicht fachgerechte Schlachtungen. Der Betrieb wurde vorübergehend geschlossen. Kurz darauf wurden ähnliche Vorwürfe bekannt, in einem deutlich kleineren Schlachtbetrieb im Landkreis Miltenberg. In beiden Fällen ermittelt nun die Staatsanwaltschaft. All das hat nicht nur Folgen für die Beschuldigten. Sondern solche Skandale fallen auf ganze Branchen zurück. "Wir stehen natürlich genauso im Fegefeuer", berichtete damals ein unterfränkischer Metzger im Gespräch mit BR24.

Doch Fleischproduktion geht auch anders. Ein junges Ehepaar aus Heustreu im Landkreis Rhön-Grabfeld zeigt, wie sie das Metzger-Handwerk mit Tierwohl vereinen.

"Lebenstraum" eigene Metzgerei

"Wir haben uns einen Lebenstraum erfüllt, eine Metzgerei zu eröffnen", sagt Elena Schick. Mit ihrem Ehemann Jochen betreibt sie seit über drei Jahren eine Dorfmetzgerei, die in Heustreu einst leer stand.

Elena und Jochen Schick – beide 26 Jahre alt – sind mit der Landwirtschaft aufgewachsen. "Mein Opa hatte Milchkühe. Wir haben regelmäßig Hausschlachtungen gemacht", erzählt Elena Schick. Auf einer Weide nahe Heustreu halten sie und ihr Mann Schottische Hochlandrinder. Insgesamt haben sie 25 Tiere. Die Rinder stehen das ganze Jahr über auf der Weide. Tierwohl und Fleischproduktion wollen Elena und Jochen Schick so in Einklang bringen.

Schlachtung nach Bedarf und kurze Wege fürs Tier

"Wir wissen, wo die Tiere leben, wo sie herkommen. Wir fahren sie selber lebend zum Schlachthof, können uns die Schlachtstätte selber aussuchen und holen sie geschlachtet dann wieder ab", sagt Elena Schick. Ein Rind wird außerdem erst dann geschlachtet, wenn es von der Kundschaft komplett vorbestellt worden ist.

Die Schlachtung erfolgt rund fünf Kilometer entfernt in Wülfershausen in einem kleinen Betrieb. Anschließend verarbeitet Jochen Schick das Rindfleisch in der Metzgerei. Schweinefleisch gebe es auch. Die Schweine stammen aus nahe gelegenen Betrieben im Umkreis von maximal zehn Kilometern, sagt Schick. Sie werden in Bad Neustadt unweit von Heustreu geschlachtet. Kürzere Wege bedeuten für die Tiere weniger Stress als bei langen Transporten.

Kundschaft schätzt Fleischqualität und Tierwohl

Die einst leerstehende Metzgerei in dem unterfränkischen Ort hat inzwischen wieder Stammkundschaft. Jeden Samstagvormittag ist sie geöffnet. Darüber hinaus gibt es einen überdachten Selbstbedienungsstand im Ortskern.

Die Kundschaft schätzt die Fleischqualität. So sagt zum Beispiel eine Stammkundin: "Ich schätze an dem Konzept, dass es den Tieren gut geht und dass man dies auch immer wieder mal auf Facebook oder WhatsApp sieht."

Spagat zwischen Familie und Betrieb

Gemüseanbau ist für Elena und Jochen Schick ein weiteres finanzielles Standbein, im Herbst sogar ihre Haupteinnahmequelle. Das Geschäft am Laufen zu halten, erfordert viel Einsatz. "Man muss sieben Tage die Woche einsatzbereit sein. Da wir zwei kleine Kinder haben, ist der Spagat zwischen Familie und Betrieb nicht einfach", sagt Elena. Ohne die Unterstützung der Eltern würde das nicht gehen.

In die Zukunft blicken beide aber trotz aller Herausforderungen optimistisch. Der Schwerpunkt in der Metzgerei gehe mittlerweile in Richtung Party- und Eventservice. Das will die Familie weiter ausbauen.

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