Kanadagänse im Freibad in Kitzingen.
Bildrechte: privat/Elke Cäsar

Neben Nilgänsen tauchen im Kitzinger Freibad auch immer wieder Kanadagänse auf. Beides sind Wildgänse.

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Mit Vierbeinern gegen die Gänse-Plage im Freibad

Wildgänse breiten sich seit einigen Jahren kontinuierlich in Bayern aus. Das Freibad im unterfränkischen Kitzingen belagern in dieser Saison 50 Nilgänse. Gegen sie und ihre Hinterlassenschaften werden jetzt sogar Jagdhunde eingesetzt.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Das Kitzinger Freibad hat ein Problem. 50 Nilgänse und etwa 20 Kanadagänse belagern seit über einer Woche als ungebetene Gäste die Liegewiesen und hinterlassen dort und im Wasser Kot. Laut dem Freibad hat es bereits viele Beschwerden gegeben. Einige Gäste kommen gar nicht mehr. Und die, die da sind, könnten auch gut auf die Federtiere verzichten. Besucher Hans Will sagt: "Ja, es stört. Vor allem die Hinterlassenschaften. Wenn man zum Beispiel da hinten auf der Wiese sein Handtuch hinlegt, dann ist das innerhalb einer Stunde unten grün. Das ist nicht schön." Und Wilma Doll ergänzt: "Es ist halt fürs Kinderbecken, fürs Planschbecken unangenehm. Eltern mit Kindern fühlen sich wahrscheinlich nicht so wohl."

Hunde schaffen Unruhe

Ende der Woche beginnen in Bayern die Sommerferien. Dann soll das Freibad gänsefrei sein und es auch bleiben. Dafür sind seit über einer Woche abwechselnd vier Jagdhunde im Einsatz. Ari, Chili, Bruno und Maximus verscheuchen die Wildgänse. In der Jagdsprache heißt das Vergrämung, wie Jägerin Elke Cäsar erklärt: "Aufgrund ihrer Präsenz und ihrer tollen Nasenleistung spüren die Hunde die Nilgänse auf und bringen die ins Laufen oder ins Fliegen. Damit die Gänse einfach merken: Da ist Unruhe, da sind mehrere Hunde, mit denen wollen wir nichts zu tun haben. Sodass sie dann verschwinden." Die 57-Jährige jagt seit elf Jahren, seit fünf in Begleitung ihres Jagdterriers Chili.

Kluge Gänse: Vergrämung zu unterschiedlichen Uhrzeiten

An diesem Tag beginnt die Vergrämung morgens um sechs Uhr. Die ausgebildeten Jagdhunde stöbern im Unterholz nach den Gänsen, welche sehr lern- und anpassungsfähig sind. Deshalb kommen die Jägerinnen und Jäger immer zu unterschiedlichen Uhrzeiten. Die Arbeit ist ehrenamtlich, ihnen geht es vor allem um die Praxis für die Hunde, wie Cäsar betont: "Chili hat das ja auch in den Genen. Und dementsprechend macht er auch viel von sich aus, aber Disziplin ist das A und O."

Bildrechte: BR/Carlotta Sauer
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Jägerin Elke Cäsar mit ihrem Jagdterrier Chili.

Nilgänse breiten sich schnell in Bayern aus

Laut dem Gänsekoordinator der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, Christian Wagner, steigen die Wildgansbestände seit einigen Jahren in Bayern kontinuierlich an. Nilgänse brüten erst seit knapp 30 Jahren in Bayern, würden sich unter den Wildgänsen aber am schnellsten ausbreiten. Besonders in der Landwirtschaft komme es zu Fraßschäden und Minderung der Ernte, an Badestellen zu Verunreinigung durch Kot. Die ursprünglich aus dem afrikanischen Raum stammende Gänseart zählt in der Europäischen Union zu den invasiven Arten, die laut Wagner "mit ihrer Ausbreitung Lebensräume, Arten oder Ökosysteme beeinträchtigen und daher der biologischen Vielfalt schaden können." Deshalb stehen sie nicht unter Schutz – von August bis Mitte Januar dürfen Nilgänse sogar gejagt werden. Je nach Ort wäre dafür aber eine Sondergenehmigung notwendig, zum Beispiel im Kitzinger Freibad.

Gesundheitsrisiko: Umgang mit Nilgänsen

Der grüne Kot der Gänse verteilt sich hier über alle Liegewiesen, besonders schlimm ist es hinter dem Sprungturm. Vom Gesundheitsamt Würzburg heißt es: "Grundsätzlich ist es möglich, dass mit dem Kot von Tieren auch Krankheitserreger ausgeschieden werden können. Der Kot kann also gesundheitliche Risiken darstellen, insbesondere für Kinder, die mit dem Kot in Kontakt kommen könnten. Das Risiko der Übertragung von viralen oder bakteriellen Erregern oder Parasiten von Gänsen auf den Menschen ist aber mit dem anderer Vögel vergleichbar." Um eine Veränderung der Wasserqualität zu verhindern, empfehle sich unter anderem, die Tiere nicht zu füttern. Weiter heißt es vom Gesundheitsamt: "Nach Kontakt mit dem Kot sollten die üblichen Hygienemaßnahmen wie gründliches Waschen der betroffenen Stellen und eine gute Handhygiene vor Verzehr von Speisen oder Getränken eingehalten werden."

Deutliche Verbesserung durch Jagdhunde

Die Freibadbetreiber hoffen, dass solche Vorsichtsmaßnahmen in Kitzingen bald nicht mehr nötig sein werden. Bademeister Christian Böttcher sagt: "Es hat vor zwei Jahren ruhig mit einer Gänsefamilie gestartet und hat sich dann im Laufe der zwei Jahre gesteigert. Und ist sehr nervig! Für uns ist das sehr viel Arbeit, fast eineinhalb Stunden mehr Arbeit, um den ganzen Gänsekot zu entfernen." Dennoch spüre er eine enorme Erleichterung durch die Hunde, immer seltener ließen sich die Federtiere blicken. Böttcher hofft, dass das bis zum Ende der Saison so bleiben wird. Dafür werden die ausgebildeten Jagdhunde das Freibad weiterhin regelmäßig besuchen.

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