Blick auf Weinberge im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim.
Bildrechte: BR/Ulrike Nikola

Der Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim ist geprägt von der Landwirtschaft, dem Weinanbau und den Teichen im Aischgrund.

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Mit diesen Maßnahmen will ein Landkreis klimaresilient werden

Die extreme Trockenheit im Sommer 2022 hat den Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim aufgerüttelt. Seitdem sammelt und testet man dort Maßnahmen, um sich gegen Trockenperioden zu wappnen. Das Ziel: Der Landkreis soll klimaresilient werden

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Der Trockensommer 2022 war wie ein Weckruf. Damals verdorrten im mittelfränkischen Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim Felder und Wälder, immer wieder flammten Brände auf – so wie in vielen anderen Landstrichen in Bayern auch. Spätestens da war den Verantwortlichen klar: Es ist Zeit zu handeln.

Das Ziel: Als erster Landkreis Bayerns möchte der Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim klimaresilient werden. Das heißt: Er will sich den Wetterveränderungen durch den Klimawandel stellen und widerstandsfähig werden. Insbesondere soll der Trockenheit getrotzt werden.

Maßnahmen für vier Bereiche entwickelt

"Das war viel Zeit und viel Engagement von allen Seiten. Deshalb freue ich mich, dass wir jetzt schon so viele Maßnahmen in der Praxis sehen, die sich hier im Landkreis entwickelt haben", sagt Heiko Moßhammer vom Wasserwirtschaftsamt Ansbach, der von Anfang an dabei war.

Seit der extremen Trockenheit im Sommer 2022 hat man im Landkreis versucht, Wege zu finden, um sich gegen künftige Trockenperioden aufzustellen. In Workshops entwickelten und diskutierten Vertreter der Kommunen und des Landkreises, des Amtes für ländliche Entwicklung Mittelfranken und dem Wasserwirtschaftsamt Ansbach viele Ideen.

Herausgekommen ist eine lange Liste an möglichen Maßnahmen, gegliedert in vier Bereiche: Gewässer und Talaue, Land- und Forstwirtschaft, Sonderkulturen und Teichwirtschaft sowie Siedlung und Infrastruktur.

Ungenutzte Becken sollen Regen speichern

Die erste Maßnahme, die Heiko Moßhammer heute der Öffentlichkeit vorstellte, gehört in den Bereich Siedlung und Infrastruktur. Hinter Moßhammer liegt ein Wasserbecken, das satte 300 Kubikmeter Wasser fasst. Es ist eine stillgelegte Teichkläranlage, die als Wasserspeicher umgenutzt wird. "Das Wasser, das hier gesammelt wird, das ist für die Öffentlichkeit", erklärt der Ergersheimer Bürgermeister Dieter Springmann (Wählergemeinschaft Ergersheim). "Die Landwirte, die Wasser benötigen, können da auch Wasser holen." Ebenso könne die Kommune das gesammelte Wasser zum Gießen verwenden.

"Tropfen auf dem heißen Stein"

Es sei zwar nur "ein Tropfen auf dem heißen Stein", aber dennoch eine gute Idee und eine sinnvolle Verwendung für das sonst ungenutzte Becken, meint Bürgermeister Dieter Springmann. Dies sei ein kleiner Versuch, Wasser in regenreichen Zeiten für regenarme Perioden zu speichern, findet Heiko Moßhammer vom Wasserwirtschaftsamt in Ansbach. Die Speicherung in vorhandenen Becken sei ein wichtiger Baustein in einem großen Maßnahmenpaket. "Der Landkreis hat ein Förderprogramm aufgestellt, um stillgelegte Güllegruben hier umzunutzen und letztlich als Wasserspeicher zu verwenden", so Moßhammer. Hierzu habe es schon viele Anfragen von Landwirten gegeben.

Gehölze sollen Uferbereich schattig halten

Und auch in einem zweiten Bereich – Gewässer und Talaue – gibt es bereits konkrete Umsetzungen: An einem kleinen Nebenarm der Aisch pflanzen zwei Mitarbeitende des Wasserwirtschaftsamtes Gehölze ein: Schwarzpappeln, Flatterulmen und Winterlinden. Noch sind sie klein, doch in ein paar Jahren werden sie echte Multitalente sein. "Sie sorgen einerseits für einen Lebensraum am und im Wasser, und sie beschatten unsere Gewässer, damit wir dort an heißen Sommertagen Abkühlung bekommen", erläutert Heiko Moßhammer. Rund 1.500 Gehölze habe man deshalb im letzten Halbjahr bereits eingepflanzt.

Umweltminister Glauber: Wasser bleibt "Zukunftsfrage"

Die Liste an möglichen Ideen und Maßnahmen ist noch lang: von der Dach- und Fassadenbegrünung in den Dörfern und Städten im Landkreis über den Einsatz von hitzebeständigeren Rebsorten im Weinbau bis hin zur Naturverjüngung im Wald. Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) zeigte sich bei der Vorstellung der Ideen beeindruckt. "Uns ist es ganz wichtig, dass man nicht nur von der ingenieurmäßigen Seite des ganz Großen rangeht", so Glauber. "Man muss eben auch die kleinen Dinge tun, um Wasser in der Fläche zu behalten." Auf einer Veranstaltung im Blauen Schloss in Obernzenn, bei der die verschiedenen Maßnahmen vorgestellt wurden, betonte er, das Thema Wasser werde eine Zukunftsfrage bleiben. Er sei jedoch froh, dass der Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim nun auf dem Weg zur Klimaresilienz vorangegangen sei.

Der Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim will das gesammelte Wissen auch anderen Landkreisen zur Verfügung stellen. Ergebnis der Workshops war eine Broschüre, die als Leitfaden gegen Trockenheit dienen soll.

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