Tabletten in einer Verpackungsanlage (Symbolbild)
Bildrechte: pa/dpa/Philipp von Ditfurth

Von Medikamentenherstellern aus Nicht-EU-Staaten will man künftig nicht mehr so stark abhängig sein.

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Arzneimittel: CSU und Freie Wähler für mehr Produktion in Europa

"Großes Problem", "Fehler wie im Energiebereich nicht wiederholen": CSU und Freie Wähler im Landtag drängen darauf, dass wieder mehr Arzneimittel in Europa produziert werden. Der bayerische FDP-Gesundheitspolitiker Ullmann sieht das genauso.

Bestimmte Arzneimittel, die vorübergehend nicht oder nur schwer zu kriegen sind - das kommt in Deutschland immer häufiger vor. Ein großes Problem, sagt Bernhard Seidenath, gesundheitspolitischer Sprecher der CSU-Fraktion im Landtag. Sein Appell an die bayerische Staatsregierung, vor allem aber an den Bund: Mehr tun für die Produktion von Arzneimitteln in Europa, "raus aus der starren Abhängigkeit" - andernfalls drohe massiver Schaden.

Als Beispiel nennt Seidenath die Herstellung von Antibiotika. In Deutschland gebe es seit 2016 gar keine Produktion mehr, in ganz Europa nur noch an einem österreichischen Standort. Alles andere komme aus Indien und China. "Hier müssen wir besser werden", sagt Seidenath. Er betont auch, dass potenziell lebensbedrohliche Entzündungen, die mit Antibiotika behandelt werden können, laut Prognosen weiter zunehmen werden.

Forderung: Mehr Arzneimittel in Europa produzieren

Die bayerischen Regierungsfraktionen CSU und Freie Wähler haben drei Anträge in den Landtag eingebracht. Ein Ziel: Arzneimittel, die in Europa produziert werden, sollen künftig in Deutschland bevorzugt zum Zuge kommen. Ein anderes Ziel: Der Bund soll mehr Fördergeld bereitstellen, "für Technologie-Upgrades bei der Wirkstoff- und Arzneimittelproduktion". Die Anträge der beiden Fraktionen werden als nächstes im Gesundheitsausschuss des Landtags besprochen, wohl im Oktober.

Man wolle "kein Ende der Globalisierung im Arzneimittelbereich, aber eine deutliche Relativierung", fasst CSU-Gesundheitspolitiker Seidenath zusammen. Ihm zufolge ist seine Bestandsaufnahme kein Alarmismus - Europa dürfe aber die Fehler im Energiebereich bei den Arzneimitteln nicht wiederholen. Laut Peter Bauer (Freie Wähler), Patienten- und Pflegebeauftragter der Staatsregierung, war Deutschland mal die "Apotheke der Welt". Künftig müsse man wieder Zugpferd werden.

FDP-Abgeordneter Ullmann: "Showeintrag im Sommerloch"

Die Ampel-Bundesregierung hat das Problem laut dem bayerischen FDP-Bundestagsabgeordneten Andrew Ullmann längst erkannt. Die Vorgängerregierung samt CSU habe dagegen in der Vergangenheit wenig unternommen, sagt Ullmann, gesundheitspolitischer Sprecher seiner Fraktion, auf BR24-Anfrage. In den Anträgen von CSU und Freien Wählern stehe mehrheitlich "nichts anderes, als was wir bereits im Koalitionsvertrag hinterlegt haben". Unterstützung aus Bayern sei schön, der aktuelle Vorstoß sei aber ein "Showeintrag im Sommerloch".

"Wir wollen die Arzneimittel-Rohstoffe und die Hilfsstoffe nach Europa bringen", betont Ullmann. Seiner Ansicht nach ist es zu früh für eine Einschätzung, ob mehr Produktion hierzulande am Ende teurere Arzneimittelpreise bedeuten.

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