Nach dem Zugunglück in Burgrain bei Garmisch-Partenkirchen Anfang Juni  werden die letzten Zugteile geborgen.
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Nach dem Zugunglück in Burgrain bei Garmisch-Partenkirchen Anfang Juni werden die letzten Zugteile geborgen.

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Zugunglück Burgrain: Betonschwellen-Hersteller gibt sich bedeckt

Nach dem Zugunglück in Burgrain im Kreis Garmisch-Partenkirchen lässt die Bahn bundesweit rund 200.000 Betonschwellen überprüfen. Sie vermutet, dass sie fehlerhaft konstruiert sein könnten. Der Hersteller gibt sich indes bedeckt.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Mehr als zwei Monate nach dem schweren Zugunglück bei Garmisch-Partenkirchen geht die Suche nach den Ursachen weiter. Die Bahn lässt nun bundesweit rund 200.000 Betonschwellen überprüfen und austauschen. Sie vermutet, dass diese fehlerhaft konstruiert sein könnten. Ab Mitte September soll die Bahnstrecke vorübergehend wieder befahrbar sein.

Gutachten unabhängiger Prüfer legten diesen Verdacht nahe, teilte das Unternehmen am Freitag schriftlich mit und sprach von Unregelmäßigkeiten in der Materialbeschaffenheit – und das möglicherweise an 165 Stellen bundesweit, vor allem in Bayern und Ostdeutschland. Der mutmaßliche Hersteller gab sich auf BR-Anfrage bedeckt.

  • Zum Artikel: "Spekulationen um Zugunglück: Fehlplanung in Burgrain?"

Hersteller: Über vorläufige Untersuchungsergebnisse informiert

Die Leonhard Moll Betonwerke in München teilen schriftlich mit, sie seien von der Deutschen Bahn über - so wörtlich - "vorläufige Untersuchungsergebnisse" informiert worden. Diese werde man eingehend prüfen. Darüber hinaus will sich das Unternehmen nicht äußern. Auf ihrer Homepage schreiben die Leonhard Moll Betonwerke, sie hätten bereits millionenfach Betonschwellen hergestellt. Das Fertigungsprogramm entspreche den strengen Qualitätsanforderungen der Deutschen Bahn.

Die Bahn allerdings vermutet, dass ein Herstellerfehler vorliegt. Nach eigenen Angaben will sie nun an den 165 Stellen im Bahnnetz, an denen die möglicherweise fehlerhaften Betonschwellen verbaut sind, die Züge vorsichtshalber langsamer oder überhaupt nicht mehr fahren lassen. Die Schwellen sollen ausgetauscht werden, die Arbeiten werden sich bis kommendes Jahr hinziehen. Die Bahn spricht von Kosten in dreistelliger Millionenhöhe.

Staatsanwaltschaft ermittelt weiter gegen DB-Mitarbeiter

Ob damit wirklich die Ursache für das Unglück bei Garmisch-Partenkirchen mit fünf Toten gefunden ist, bleibt unklar. Die Staatsanwaltschaft München II ermittelt weiterhin gegen vier Mitarbeiter der Deutschen Bahn.

Die Einschätzung der Bahn bezüglich der Schwellen habe auf den jetzigen Ermittlungsstand keinen Einfluss, teilt eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft München II auf BR-Anfrage mit. Aus den möglicherweise fehlerhaften Betonschwellen lasse sich noch keine Entlastung der Bahnmitarbeiter ableiten. Die Beweissicherung an der Strecke ist inzwischen abgeschlossen, auf die Ergebnisse der Gutachter warte man aber noch.

Bahnstrecke soll Mitte September für drei Wochen befahrbar sein

Am heutigen Montag sind nun laut Bahn die Hauptarbeiten zur Instandsetzung der Bahnstrecke bei Burgrain gestartet, nachdem die vorbereitenden Arbeiten abgeschlossen sind. Zum Schulbeginn Mitte September sollen über die Unglücksstelle wieder für drei Wochen Züge rollen. Danach soll es auf der Gesamtstrecke von Weilheim nach Garmisch-Partenkirchen bis etwa Mitte November länger geplante umfangreiche Gleisbauarbeiten geben.

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