Massen-Unfall auf der A3 bei Würzburg
Bildrechte: News5

Massenunfall auf der A3 mit Toten – Extremfall für Einsatzkräfte

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Massenunfall auf der A3 mit Toten – Extremfall für Einsatzkräfte

Chaotisch, außergewöhnlich, furchtbar. So beschreiben Einsatzkräfte den folgenschweren Massenunfall auf der A3 bei Würzburg, bei dem eine Frau und ein Kleinkind ums Leben kamen. Für Helferinnen und Helfer sind es traumatisierende Anblicke.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit hat schwere Folgen: Am Sonntag kam es auf der A3 bei Würzburg zu einer Reihe von Auffahrunfällen. Eine 52-Jährige und ein zweijähriges Kind starben. 27 weitere Personen wurden teils schwer verletzt, darunter auch ein zwölfjähriges Kind. Es kam mit lebensbedrohlichen Verletzungen ins Krankenhaus, ist laut Polizei aber inzwischen außer Lebensgefahr. Einsatzkräfte, die vor Ort waren, beschreiben die Vorfälle als chaotisch, außergewöhnlich und furchtbar.

"Es geht nicht spurlos an mir vorbei"

Schon bei der Anfahrt hatten die Rettungskräfte lichterlohe Flammen und Verletzte auf der Straße gesehen. Gerade, weil Kinder in die Unfälle verwickelt waren, sei der Einsatz besonders gewesen, berichtet zum Beispiel Paul Justice. Er war als Einsatzleiter des Bayerischen Roten Kreuzes mit vor Ort. "Es geht nicht spurlos an mir vorbei", sagt er und erzählt auch von seinen Kolleginnen und Kollegen. Viele Einsatzkräfte sind selbst Mütter und Väter – "natürlich ist da die Betroffenheit um ein Vielfaches größer". Ihm seien auch nach dem Einsatz die betroffenen Kinder ständig durch den Kopf gegangen.

Auch die Polizei erzählt, dass die Anblicke vor Ort für die Beteiligten tragisch und außergewöhnlich waren. "Anblicke wie ein getötetes Kind an einer Unfallstelle sind natürlich traumatisierend", sagt Polizei-Pressesprecherin Carmen Aufmuth.

Chaotisches Bild in den ersten 60 Sekunden

Für Paul Justice war der Massenunfall auf der A3 einer der größten Verkehrsunfälle, den er in seiner Laufbahn erlebt hat. Er ist 60 Jahre alt und blickt auf eine Vielzahl an Einsätzen zurück. Gerade die ersten 60 Sekunden seien für ihn am Sonntag erst einmal chaotisch gewesen. "Notärzte wiesen auf verschieden schwer verletzte Patienten an verschiedenen Orten hin", beschreibt Paul Justice. So habe etwa ein Mann, der versucht hatte, Verunglückte aus einem brennenden Auto zu ziehen, selbst schwere Verletzungen erlitten.

Für die Einsatzkräfte waren schnelle Entscheidungen nötig: Wer wird wohin gebracht, wer zuerst behandelt? Glücklicherweise habe es viele ehrenamtliche Kräfte gegeben, weil der Unfall an einem arbeitsfreien Sonntagnachmittag passiert war, erklärt Paul Justice weiter. Auch ein Rettungshubschrauber war schnell an der Unfallstelle. Insgesamt waren allein von Seiten der Rettungsdienste – also von Deutschem und Bayerischem Roten Kreuz, Maltesern und Johannitern – etwa 200 Personen vor Ort, plus Notfallmediziner, Polizei und Feuerwehr.

Gut strukturiert – auch dank einer Übung

Vor Ort sei es gut gelungen, die Lage zu strukturieren – also besonders die Schwerverletzten schnell zu versorgen. Ein Grund dafür dürfte auch gute Vorbereitung auf solche Massenkarambolagen gewesen sein. Paul Justice vom BRK sagt: "Gerade dieses Szenario haben in den letzten drei Monaten wirklich nur ein paar Kilometer weiter in Richtung Waldbrunn mehrfach geübt – in Führungs-Simulationen, an der Tafel, am Tisch, mit Magnetkarten, mit Polizei und Feuerwehr". Dadurch waren die Abläufe bei solch einem Ereignis bekannt und die Zusammenarbeit der Helferinnen und Helfer vor Ort hat sehr gut geklappt.

"Ich bin froh, dass wir gut ausgebildet sind", sagt Paul Justice. Es gebe gute Strukturen, um solch fordernde Einsätze nachzubesprechen – taktisch und auch mit Blick auf das Wohlergehen der Rettungskräfte.

Auffahrunfälle wohl wegen abgelenkten Fahrern

Erster Auslöser für die Unfall-Reihe war vermutlich, dass einige Fahrer durch ein beschädigtes Fahrzeug am Straßenrand abgelenkt waren. So beschreibt es die Polizei. Dadurch kam es wohl zu einem ersten Auffahrunfall mit 17 beteiligten Fahrzeugen. Der nachfolgende Verkehr musste daraufhin bremsen und wenige hundert Meter später kam es nochmal zu einem Auffahrunfall, diesmal mit 13 beteiligten Fahrzeugen. Ein Auto fing Feuer, die Flammen griffen am Ende auf drei weitere Fahrzeuge über.

Die Polizei spricht von insgesamt vier Unfallstellen und rät: "Wenn man auf ein Stauende auffährt, dann sollte man auf jeden Fall seine Geschwindigkeit reduzieren, dann am besten sofort die Warnblinkanlage einschalten, um den nachfolgenden Verkehr zu warnen und dann noch eine Rettungsgasse bilden."

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!