Monika Müller steht der Schock noch ins Gesicht geschrieben. Die junge Frau betreibt den Campingplatz "Waldsee" im Rother Ortsteil Wallesau zusammen mit ihrem Vater. Der Platz liegt idyllisch an einem kleinen See, mitten im Wald. Nun aber sind viele Parzellen direkt am Ufer eine Schutthalde - nach einem verheerenden Großfeuer in der Nacht zum Sonntag.
"Man kann nur weinen, man kann wirklich nur weinen", sagt Monika Müller mit Tränen in den Augen. "Es sind so viele Existenzen, so viele betroffen."
- Zum Artikel: Sieben Verletzte bei Brand auf Campingplatz bei Roth
Viele Dauercamper hatten gerade investiert
Monika Müller war übers Wochenende mit ihrer Familie in Hamburg, ihr Vater im Urlaub. Mitten in der Nacht seien sie von der Gaststätte am Campingplatz angerufen worden, dass ein Feuer ausgebrochen sei. Sofort hätten sie ihre Koffer gepackt und seien zurück nach Roth gefahren. Als Monika Müller ankam, war der Brand schon gelöscht. Umso besser konnte sie erkennen, was die Flammen alles zerstört hatten.
Das Feuer war dort ausgebrochen, wo es sich viele Dauercamper zu Beginn der Saison schön eingerichtet hatten: Sie hatten ihre Wohnwagen mit Holz oder Planen verkleidet, kleine Gärten angelegt, ihre Parzelle umzäunt. "Die Leute haben nichts mehr. Geldbeutel, Papiere, Klamotten, alles weg. Viele haben auch gerade investiert gehabt, hatten Werkzeug hier gelagert, weil sie was erneuern oder richten wollten."
Verletzter Familienvater auf der Intensivstation
Seit Stunden sitzt Monika Müller am Telefon, spricht mit Versicherung, Feuerwehr, Polizei oder den betroffenen Familien. Heute Vormittag erreichte sie dann eine gute Nachricht: Der 39-jährige Familienvater, in dessen Wohnwagen das Feuer ausbrach und der bei dem Brand schwer verletzt wurde, liegt zwar noch auf der Intensivstation. Aber er ist wohl über den Berg. Seine Frau konnte die Klinik bereits wieder verlassen.
Drei Männer retteten Familie
Aus Sicht der Polizei ist die Brandursache geklärt. Aus einem mit Gas betriebenen Katalytofen im Wohnwagen der Familie eine Stichflamme aus, als der Ofen bewegt wurde. Sofort geriet das Fahrzeug in Brand, der Familienvater, seine Frau und das Kind kamen nicht mehr heraus. Drei Männer hörten zuerst ein Pfeifen, sahen dann die Stichflamme und reagierten blitzschnell. Sie rissen die Holzverkleidung um den Wohnwagen herum ab, warfen das Fenster ein und halfen dem Ehepaar und seinem Kind ins Freie. Anschließend holten sie die Bewohner der umliegenden Wohnwagen aus ihren Betten – noch bevor die Feuerwehr eintraf. Insgesamt wurden sieben Menschen verletzt.
Feuerfontänen schossen in die Luft
"Es war schon Spitz auf Knopf", berichten Jens und Anneliese Büttner. Das Feuer habe sich rasend schnell ausgebreitet. Viele Gasflaschen seien explodiert, die Verschlüsse meterhoch geflogen, Feuerfontänen in die Luft geschossen, die Wohnwagen regelrecht geschmolzen. "Der Kunststoff hat zu Laufen angefangen, da hat man gemeint, die haben Vorhänge dran. Dabei war das das Fenster, das zerlaufen ist."
Das Ehepaar selbst wurde nicht verletzt. Die Feuerwehr brachte beide weg vom Brandort in Sicherheit.
Campingplatz-Betreiberin schätzt Schaden höher als die Polizei
Insgesamt zerstörten die Flammen nach Angaben der Polizei zwischen 15 und 17 Parzellen, alle belegt von Dauercampern. Den Sachschaden schätzen die Beamten auf 150.000 bis 200.000 Euro. Aus Sicht von Campingplatzbetreiberin Monika Müller ist das zu niedrig angesetzt. Das Feuer habe mindestens 20 Parzellen in Mitleidenschaft gezogen.
"Da steht nichts mehr, höchstens noch das Gestell vom Wohnwagen." Sie hofft darauf, dass die Versicherungen kulant sind und die Schäden ohne Probleme übernehmen. Dennoch würden die Betroffenen sicherlich auf Kosten sitzenbleiben. Deshalb will Monika Müller noch in dieser Woche ein Spendenkonto einrichten.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!