Der Klimawandel wirkt sich auf die Gesundheit aus.
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Der Klimawandel wirkt sich auf die Gesundheit aus.

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Klimawandel: Wie Städte und Gemeinden sich vorbereiten können

Die Folgen des Klimawandels schädigen die Gesundheit. So steigt bei Hitze die Zahl der Herzinfarkte. Kommunen sollten sich vorbereiten und etwa mehr Defibrillatoren bereithalten. Eine Studie des Landesamts für Umwelt zeigt, wo gehandelt werden muss.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Der Klimawandel hat vielfältige Auswirkungen auf den Menschen. So leiden Pollen-Allergiker künftig verstärkt unter Asthmaattacken, wer Neurodermitis hat, bekommt stärkere Symptome. Außerdem könnten Stechmücken und sogar Fledermäuse aus wärmeren Regionen neue Krankheitserreger nach Bayern bringen. Aber auch das Herzinfarkt-Risiko steigt.

Die Änderung unseres Klimas stellt die Städte und Gemeinden vor Herausforderungen, die auf den ersten Blick nicht unbedingt erkennbar sind. Unter anderem stellt sich die Frage, ob genügend Defibrillatoren in allen Ortsteilen verfügbar sind. Denn Experten gehen davon aus, dass durch die Erderwärmung die hitzebedingten Herzinfarkte zunehmen. Daher wollen Behörden möglichst überall Geräte verfügbar machen, mit denen bei einem Herzstillstand der Patient von Ersthelfern wiederbelebt werden kann. Mittlerweile hängen viele Defibrillatoren frei zugänglich an zentralen Plätzen, damit sie schnell zur Hand sind.

Augsburg hat "Klimawandel-Anpassungskonzept"

Die Augsburger Verwaltung hat Anfang dieses Jahres ein "Klimawandel-Anpassungskonzept" erstellt und sich darin beispielsweise auch mit der Defibrillatoren-Dichte in Bayerns drittgrößter Stadt beschäftigt. Die Innenstadt sei "sehr engmaschig" mit den technischen Lebensrettern ausgestattet, hieß es in dem Bericht. "Im Augsburger Westen, in Kriegshaber und in Pfersee sind demgegenüber nur sehr wenige Geräte vorhanden", war hingegen die Beurteilung über Stadtteile in Randlage.

Letztlich sind die Defibrillatoren nur ein Detail. Die Kommunen müssen viel mehr Aspekte im Blick haben, um den Herausforderungen zu trotzen, die Hitze und Trockenheit mit sich bringen. Dieser Sommer gibt mit seinen seltenen Regentagen und wiederkehrenden Hitzeperioden einen Eindruck davon, was wohl kommen wird.

Hitze schon für viele Gebiete in Bayern problematisch

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In Südbayern ist es in den Ballungszentren München und Augsburg schon jetzt zu heiß

Damit die Behörden bei künftigen Entscheidungen eine Faktenbasis haben, hat das Landesamt für Umwelt zwischen 2019 und 2021 eine "Schutzgutkarte Klima/Luft" erstellt. Bei dieser Studie sei "die klimawandelbedingte Hitzebelastung des Menschen erstmals flächendeckend für ganz Bayern untersucht" worden, berichtet das Landesamt. Die Karte veranschauliche, welche Gebiete schon heute belastet seien und wie sich das Problem verschärfen werde. Berechnet wurden dabei Daten für die beiden Szenarien: eines schwachen und eines starken Klimawandels.

Wie verändert geplante Bebauung die Luftströmungen?

Die Karte soll künftig überall bei der sogenannten Landschaftsrahmenplanung eingesetzt werden. Bei der Erstellung eines Umweltberichts für ein geplantes Gewerbegebiet an der Autobahn 9 in Allershausen (Landkreis Freising) wurde kürzlich bereits darauf zurückgegriffen. Es ging darum, ob das Gewerbegebiet eine Beeinträchtigung von Winden und Luftströmungen in benachbarten Wohngebieten bedeuten würde. Gewisse Einschränkungen könne es geben, jedoch keine wesentlichen Änderungen, hieß es. "Eine geringe Erhöhung der Lufttemperatur von einzelnen Kelvin sind mit dem verringerten bodennahen Luftaustausch, bei Kaltluftbedingungen, nicht auszuschließen", wurde in dem örtlichen Umweltbericht konkretisiert.

Denn gerade die Frage von Luftschneisen in Ortschaften gehört zu den wichtigen Themen, um einer zu starken Erhitzung der Innenstädte vorzubeugen. "Um ein gesundes Klima im Siedlungsbereich zu erhalten, die Aufheizung der Luft zu vermindern, einem gesundheitsgefährdenden Hitzestress vorzubeugen und Luftverunreinigungen abzubauen, muss ein möglichst ungehinderter Luftaustausch mit der freien Landschaft gewährleistet werden", fordert daher auch das bayerische Landesentwicklungsprogramm.

Belüftungsproblem: Neubau in Ingolstadt abgelehnt

Diese Diskussion wird inzwischen auch in der Bevölkerung geführt. Im Juli zeigte sich dies bei einem Bürgerentscheid in Ingolstadt über den Neubau eines Theaters. Kurz vor dem Urnengang wurde bekannt, dass der Gebäudeblock negative Auswirkungen für die Belüftung des Stadtzentrums haben könnte.

Die Kritiker der geplanten Kammerspiele hatten dadurch sofort ein weiteres Argument gegen das Projekt. Letztlich lehnten die Ingolstädter den Neubau mit etwa 60 zu 40 Prozent ab, nun muss die Stadtverwaltung neu planen.

In Augsburger Schlafzimmern war es oft zu heiß

In der landesweiten Studie des Umweltamtes waren auch die nächtlichen Wärmebelastungen ein besonderer Schwerpunkt. Denn der Klimawandel ist längst in den Schlafzimmern angekommen. Dies zeigt auch eine Untersuchung, die die Universität Ulm mit mehreren Partnern im Sommer 2019 in Augsburg durchgeführt hatte. Es wurden in rund 550 Haushalten die Wohnungstemperaturen gemessen, zudem wurden mehr als 460 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach ihren Problemen mit der Hitze befragt.

Nur 5,5 Prozent der Befragten hätten angegeben, dass sie niemals unter gesundheitlichen Problemen während einer Hitzewelle litten, heißt es im Abschlussbericht. Die Messungen ergaben, dass es in den Schlafzimmern oftmals um 25 Grad warm war, manchmal mehr als 30 Grad. Der vom Bundesumweltamt empfohlene Wert von 17 bis 20 Grad wurde nur gelegentlich erreicht.

Mehr Tropennächte in München

Wissenschaftler blicken besonders auf die sogenannten Tropennächte, wenn das Thermometer auch in der Nacht draußen nicht unter 20 Grad fällt. Aktuell gibt es in der besonders aufgeheizten Stadt München beispielsweise im Durchschnitt etwa vier Tropennächte pro Jahr.

Bei einem schwachen Klimawandel könne sich die Zahl dieser heißen Nächte im Freistaat verdoppeln, bei einem starken Klimawandel vervierfachen, heißt es in der Untersuchung der Landesbehörde.

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