USK-Polizist im Einsatz
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USK-Polizist im Einsatz

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Inside USK: Mit Polizei-Spezialkräften bei der Drogenrazzia

Razzien, Fußballspiele, Amokläufe: Das Unterstützungskommando der Bayerischen Polizei aus Dachau ist vor Ort, wenn das Gewaltpotential besonders hoch ist. Kontrovers hat die Polizei-Einheit exklusiv im Einsatz begleitet.

Über dieses Thema berichtet: Kontrovers am .

Tobi und Leon sind erst seit kurzem Teil des Unterstützungskommandos der Bayerischen Polizei. Vor vier Monaten haben sie die extrem harte USK-Ausbildung bestanden. Seitdem trainierten sie Woche für Woche auf dem Gelände der Bereitschaftspolizei in Dachau für den Ernstfall.

Heute nun steht eine groß angelegte Drogenrazzia in einer Diskothek an. Reporter von Kontrovers – Die Story begleiten exklusiv den Einsatz.

Vor Ort darf nichts schiefgehen

Es ist 20 Uhr. Das Briefing für die Drogenrazzia. Auch Tobi und Leon nehmen teil. In etwa fünf Stunden werden sie gemeinsam mit 100 Kollegen eine Diskothek stürmen. Sie wissen nicht, was sie genau erwartet, wie viele Menschen zu dem Zeitpunkt in dem Club sind, wie die Stimmung ist, und ob sie sogar angegriffen werden. Die Polizei hat den Club schon länger im Visier. Der Verdacht: Drogenhandel- und Missbrauch.

Die Hintergründe zur Diskothek erklärt der stellvertretende Chef des USK Dachau, Andreas Niedermeier, seiner Truppe: "2020 ist eine Person mit 160 Gramm Koks im Außenbereich festgenommen worden. Und es gab einen Gast, der hatte 105 Ecstasy-Tabletten bei sich." Er sei im Außenbereich festgenommen worden, hatte aber noch den Stempel vom Club auf dem Arm.

Vor Ort darf nichts schiefgehen. Gibt es im Club einen Hintereingang? Wo können die Einheiten am besten in das Gebäude eindringen? Bei USK-Neuling Tobi steigt allmählich die Anspannung: "Ein bisschen aufgeregt bin ich jetzt schon, weil in so einer Größenordnung habe ich das jetzt auch noch nie gemacht."

Inside USK: Extreme Polizeieinsätze

Ab jetzt zählt jede Sekunde

Max ist schon seit sechs Jahren beim USK dabei und leitet eine Gruppe mit zwölf Mann. Er weiß, auf was es bei Einsätzen dieser Art ankommt: "Im Gegensatz zu uns wissen die Leute, die Rauschgift versteckt haben, das auch. Und sie versuchen natürlich, die Drogen möglichst schnell wegzuwerfen." Teilweise gebe es auch leichten Widerstand. "Damit rechne ich heute auch." Ziel ist es ihm zufolge, dass möglichst wenige ihre Drogen fallen lassen.

Um 0.30 Uhr trifft die Hundertschaft in der Nähe des Clubs ein. Alles ist bereit zum Einsatz. Ab jetzt zählt jede Sekunde. Die Mannschaft teilt sich in zwei Gruppen auf, die eine stürmt den Haupteingang: "Hände nach oben! Händen aus den Taschen! Stehen blieben! Handy weg! Wir haben einen Durchsuchungsbeschluss der Polizei!" ruft Max in die dunkle Menge.

"Wenn Sie Widerstand leisten …"

Die zweite Gruppe des USK will den Hintereingang des Clubs stürmen. Doch die Tür ist verschlossen. Sie muss aufgebrochen werden. Wertvolle Sekunden gehen verloren. Erst mit kurzer Verzögerung dringen die Männer des USK auf die Tanzfläche vor. Die Razzia dauert mehrere Stunden, deswegen beschwert sich ein Club-Besucher: "Es ist halt einfach nervig. Eigentlich war Tanzen der Plan. Jetzt sitzen wir hier und müssen warten."

Einer der wichtigsten Orte für Dealer und Konsumenten: die Toiletten. Hier werden die Drogen verkauft und auch schnell weggeworfen. Tobi vom USK belehrt währenddessen einen anderen Clubbesucher: "Bei Ihnen besteht der Verdacht, dass sie Handel betrieben haben mit Betäubungsmitteln. Sie werden aktuell von mir gefesselt, damit sie nichts wegschmeißen können. Wenn sie bei der Fesselung Widerstand leisten, muss ich Gewalt anwenden und sie machen sich zudem strafbar. Haben Sie das verstanden?"

"Die Lage schnell einfrieren"

Kurze Zeit später werden die ersten Verdächtigen nach draußen gebracht und gründlich durchsucht. Gruppenführer Max ist mit dem bisherigen Einsatz zufrieden: "Bis jetzt lief es ganz gut. Wir konnten die Lage schnell einfrieren, das dauert immer ein bisschen. Man hat ja vorher keine Übersicht, wie viele Leute da sind. Und jetzt dauert es einfach, bis alle abgearbeitet sind."

Auch Leon muss einen mutmaßlichen Straftäter durchsuchen. Bei ihm wurde er fündig, deswegen muss Leon den Verdächtigen fotografieren lassen und checken, ob ein Haftbefehl vorliegt. Für den Festgenommenen geht es dann weiter zur Staatsanwältin.

Drogenfunde bei 25 Clubbesuchern

Leon ist zufrieden mit seiner ersten Club-Razzia: "Also, ich glaube, keiner geht hier tiefenentspannt rein. Eine gesunde Anspannung gehört dazu. Aber dadurch, dass wir da als Team reingehen, muss man da keine Angst haben." In dem Club haben die USK-Beamten einiges an Drogen gefunden: Koks, Ecstasy, Cannabis und auch Pillen, die sie nicht zuordnen können. Diese werden im Labor untersucht. Nach fünf Stunden ist der Einsatz beendet. Aus Sicht des USK ist die nächtliche Razzia gut gelaufen: Sie haben bei 25 Clubbesuchern Drogen gefunden.

Festnahmen sind Spezialgebiet des USK

Das Unterstützungskommando kommt dann zum Einsatz, wenn es für einen normalen Streifenpolizisten zu gefährlich ist. Das USK ist eine Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit. Das Spezialgebiet der USK-Einheiten sind Festnahmen. Sie nehmen zum Beispiel Personen fest, die starken Widerstand leisten. Deswegen sind sie häufig bei Demonstrationen oder Fußballspielen dabei, bei denen Ausschreitungen erwartet werden.

Dem USK wird oft vorgeworfen, bei ihren Einsätzen brutal vorzugehen. USKler Max sagt, dass ihn Gewalt immer Überwindung koste: "Man wächst da in gewisser Weise hinein. Man denkt immer drüber nach. Ich finde es auch wichtig, dass man sich danach noch damit beschäftigt und das auch reflektiert." Auch der Schlagstock-Einsatz sei immer schwierig, erklärt Max. "Ich probiere immer möglichst wenig unmittelbaren Zwang anzuwenden. Das heißt, wenn es geht, probiere ich es mit Schieben und Drücken, so nennen wir das umgangssprachlich."

Sechsmonatige Zusatzausbildung für USK

Es gibt USK-Einheiten an verschiedenen Standorten in Bayern: in Dachau, Nürnberg und Würzburg. Diese drei gehören zur Bereitschaftspolizei. Außerdem gibt es zwei USK bei den Polizeipräsidien München und Mittelfranken. Um beim USK zu arbeiten, müssen Polizisten eine sechsmonatige Zusatzausbildung durchlaufen. Das schaffen nicht alle Anwärter. Bisher haben es auch nur sieben Frauen zum USK Dachau geschafft. Das USK begründet die extrem niedrige Frauenquote unter anderem mit den hohen körperlichen Anforderungen, beginnend beim Einstellungstest.

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