Drei Hirten mit ihren Schafen in einer Krippenszene im slowenischen Postojna.
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Drei Hirten mit ihren Schafen in einer Krippenszene im slowenischen Postojna.

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Hirten auf dem Feld: Was machen Schäfer heute an Weihnachten?

Die Engel verkünden den Hirten auf dem Feld die Geburt Jesu. So kann man es gerade in vielen Weihnachtskrippen sehen. Eine romantische Szenerie, die das Herz des Betrachters erwärmt. Doch was machen heutige Schäfer an Weihnachten eigentlich wirklich?

Über dieses Thema berichtet: Theo.Logik am .

Dass der Engel den Hirten die Nachricht von Jesus Geburt brachte, ist eine Szene, die jeder kennt, der Weihnachten feiert. Unzählige Male wurde sie gemalt, vertont und beschrieben. Dies alles soll sich mitten in der Nacht abgespielt haben, als die Hirten bei ihren Tieren wachten.

Und heute? Ein Besuch bei einem Schäfer nördlich von München kurz vor Weihnachten. Rund um den Hof von Familie Hoyler – kein Schaf auf dem Feld. Alles ruhig. Mehr als 1.000 Tiere sollen die Hoylers haben, die hier in Hochmutting seit mehr als sechzig Jahren Schafe hüten.

Schäferin: "Man muss die Einsamkeit mögen"

"Jetzt sind sie alle daheim, wir haben die letzten nachhause geholt, weil so viel Schneefall war", sagt Helga Hoyler. Knietiefer Schnee, wie vor zwei Wochen, gebe es hier selten im Dezember. Normalerweise blieben die Schafe noch etwa bis Weihnachten draußen, dieses Jahr nicht, weil das Futter fehle.

Sie stamme aus einer Schäferfamilie, habe ihr ganzes Leben mit Schafen verbracht, erzählt die inzwischen über 80-Jährige. Es sei eine Siebentagewoche, anstrengende Arbeit. Man müsse ein "bestimmter Schlag Mensch sein, wenn man das machen will", sagt Helga Hoyler: "Die Einsamkeit auch mögen, allein mit den Hunden sein, das hat auch seinen Reiz."

Vor Weihnachten ist Lamm-Zeit

Thomas Hoyler, Helgas Sohn, führt heute den Betrieb der Familie. Auch wenn – oder gerade weil – die Schafe jetzt alle im Stall sind, hat er viel zu tun: 1.000 Schafe füttern. Das ist Arbeit, auch mit Futterbändern. Und: Jetzt, vor Weihnachten, ist auch noch Lamm-Zeit.

Familie Hoyler lebt vom Fleischverkauf. Tiere, die jetzt geboren werden, können dann als Osterlamm geschlachtet werden. Es könnten schon mal 50 Lämmer an einem Tag geboren werden, sagt Thomas Hoyler. "Also ich hab um 20 Uhr und um 22.30 Uhr noch nachgeschaut. Und dann haben wir ein paar Stunden Freilauf, weil irgendwann muss man auch schlafen."

Wolle ist nichts mehr wert – "ein Abfallprodukt"

Neben dem Fleisch produzieren Schafe natürlich auch noch jede Menge Wolle. Doch diese sei heute nichts mehr wert – "ein Abfallprodukt". "Das ist schade, weil die Merinowolle ein super Produkt ist, aber es ist einfach zu viel Angebot da", so Thomas Hoyler. Genauso sehe es bei den Fellen aus. Auch die ließen sich nicht mehr verkaufen – ungegerbt, als Rohware.

Der Schäfer in Hochmutting lebt heute vom Lammfleisch und von der Landschaftspflege. Davon, dass seine Schafe die karge Schotterebene nördlich von München abgrasen. Weil in diesem Jahr wegen des vielen Schnees schon alle Tiere zu Hause auf dem Hof sind und kein Schaf mehr draußen, können die Hoylers in der Heiligen Nacht daheim zusammensitzen.

Nur ab und zu muss jemand im Stall nach den trächtigen Tieren schauen: "Es ist ja auch unser Geld und unser Geschäft, nicht nur Romantik", sagt der Schäfer. "Wenn eine Schwergeburt kommt oder ein Lamm rückwärts drin ist, dann muss ich ja auch Geburtshilfe leisten."

Zwillingsgeburt im Schafstall

Thomas Hoyler schaut regelmäßig nach den Tieren. Die Ställe sind riesig, groß wie Hallen. Über 200 Schafe fressen da in aller Ruhe gerade ihr Heu. Auch ein schwarzes ist dabei. Die Ruhe während des Fressens sei für ihn entspannend, sagt der Schäfer. Doch schon im nächsten Stall, in dem die ganz kleinen Lämmer und die schwangeren Schafe sind, wird es lauter.

Erst vor wenigen Minuten kamen Zwillinge zur Welt. Sie versuchen unbeholfen aufzustehen – wanken, schwanken auf den kleinen Beinen. "Die ersten Stunden sind wichtig, dass sich Lamm und Mutter zusammenfinden, dann schlecken die sich ab und wissen ein Leben lang, dass sie Mutter und Kind sind", erklärt Thomas Hoyler.

Für einen Schäfer wie Thomas Hoyler ist es ein alltägliches Ereignis, wenn ein Lamm geboren wird. Für Außenstehende ist es ein Geschenk, bei einer Geburt im Stall dabei sein zu können. Das fühlt sich nach Weihnachten an.

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