Ein Schüler wirft seinen Stimmzettel in die Wahlurne ein.
Bildrechte: Christine Riesenhuber

Ein Schüler wirft seinen Stimmzettel in die Wahlurne ein. Bei der "Juniorwahl" dürfen Kinder und Jugendliche den Wahlakt einmal proben.

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Hier wählt die Jugend: Schüler bereiten sich auf Europawahl vor

Bei der Europawahl am 9. Juni dürfen erstmals Jugendliche ab 16 Jahren abstimmen. Eine große Verantwortung, auf die sich die Schüler an einer Münchner Schule gut vorbereiten wollen. Bei der "Juniorwahl" dürfen die Kinder den Wahlakt proben.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Wie war das nochmal mit dem Wahlzettel? Welche Parteien kann ich wählen – und wie viele Kreuzchen darf ich überhaupt setzen? Fragen, die sich all jene stellen, die zum ersten Mal wählen gehen. Und das könnten bei der diesjährigen Europawahl am 9. Juni einige sein. Denn erstmals dürfen schon Jugendliche ab 16 Jahren bei der Besetzung des Europäischen Parlaments mitbestimmen.

Probewählen für Jugendliche

Um Jugendliche für den großen Wahlsonntag in weniger als drei Wochen vorzubereiten, organisieren diverse Schulen in ganz Deutschland sogenannte Juniorwahlen – also Probewahlen, bei denen die Schüler und Schülerinnen den Wahlakt einmal ausprobieren können. Seit rund 25 Jahren organisiert die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) [externer Link] das Projekt bundesweit.

Ziel: Kinder politisch gut informieren

"Wir sind gerade auf dem Trichter, die politische Bildung an unserer Schule zu stärken", erzählt Christine Riesenhuber. Sie ist Lehrerin an der Europäischen Schule in München-Neuperlach und organisiert gemeinsam mit einigen Kolleginnen die Juniorwahlen an ihrer Schule. Dass die Kinder politisch gut informiert seien, sei gerade angesichts der aktuellen Lage besonders wichtig, sagt sie.

Größte Herausforderung: "Der Papierkram"

Zu einer umfassenden politischen Bildung gehört auch das Wissen, wie das Wählen richtig geht. "Ich glaube, die größte Herausforderung wird heute sein, mit dem ganzen Papierkram zurechtzukommen", erzählt Schüler Henrique. Gemeinsam mit seinen Mitschülern betritt er ein Zimmer neben der Aula, das zum Wahlraum umfunktioniert wurde. Alles sieht genau so aus, als würde es sich um eine offizielle Wahl handeln: Wahlhelfer begrüßen die Schüler, fordern den Wahlzettel von ihnen und händigen ihnen lange blaue Abstimmungsbögen aus. Damit nehmen die Kinder an gut abgeschirmten Tischen Platz und setzen ihr Kreuz – anonym, versteht sich. Am Schluss dürfen sie die Zettel gut gefaltet in die Wahlurne werfen.

Kinder freuen sich über Probewahl und Stimmrecht

Was auffällt: Die Schüler und Schülerinnen nehmen die ganze Sache sehr ernst. "Man war ein bisschen nervös, aber es ist wichtig für die Zukunft des Planeten und deshalb war es eine gute Entscheidung zu wählen", resümiert Schülerin Zoé Maria. Ihr Mitschüler Alex ist froh, den Wahlgang einmal durchspielen zu können, bevor es in drei Wochen ernst wird: "Ich fand das super, dass wir das machen können, damit wir für diesen 9. Juni gut vorbereitet sind."

Auch Kinder unter 16 Jahren dürfen bei der Juniorwahl an der Europäischen Schule im Südosten Münchens mitmachen. Denn auch sie sollen für künftige Wahlen motiviert werden. Aber gerade für ältere Schüler ist die Probewahl in diesem Jahr besonders wichtig.

Wahlrecht ab 16 empfinden Jugendliche als fair

Dass sie das Wahlrecht schon mit 16 Jahren zugestanden bekommen, finden sie hier an der Gesamtschule nur fair: "Wenn man sich jetzt anschaut, wie das mit der Altersverteilung ist, dann hat man sehr viele alte Leute und sehr wenige junge Leute. Das heißt: Junge Leute entscheiden im Normalfall keine Wahl", erklärt Schüler Joshua. Deswegen sei es sehr wichtig, dass die Jugendlichen ab 16 jetzt endlich auch eine Stimme hätten.

Das Argument, 16-Jährige wären noch zu uninformiert oder könnten die Ernsthaftigkeit vieler Probleme noch nicht richtig einschätzen, lässt Joshua nicht gelten: "Es gibt ja auch 40-Jährige, die nicht wählen, weil sie sich noch nie damit auseinandergesetzt haben."

Vorbereitung auf Wahl Teil des Unterrichts

Im Unterricht sprechen die Schüler und Schülerinnen ausgiebig über die EU, die Demokratie und aktuelle Probleme. Sie beobachten besorgt den Rechtsruck in vielen Ländern, beschäftigen sich mit den Kriegen in der Ukraine und in Gaza, fordern mehr Maßnahmen in Sachen Nachhaltigkeit und wollen, das EU-Politik transparenter für alle Bürger und Bürgerinnen wird.

Ergebnisse erst nach der echten Wahl

Gerade hier, an der Europäischen Schule, wo viele verschiedene Nationen zusammenkommen, wissen die Kinder die Europäische Union zu schätzen: "Die EU ist das größte Friedensbündnis der ganzen Welt und es bringt auf jeden Fall extrem viele Vorteile für alle Länder", sagt Schüler Alex, "mir würden wirklich überhaupt keine Nachteile von diesem Bündnis einfallen".

Die Ergebnisse der Juniorwahl darf die Schule erst am Tag nach der offiziellen Europawahl veröffentlichen – damit die Wahlentscheidung der Schüler und Schülerinnen an der echten Wahlurne nicht beeinflusst wird.

Eine Schülerin wirft ihren Wahlzettel in die Wahlurne ein.
Bildrechte: BR/Michaela Bassing
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Die Schüler und Schülerinnen dürfen das Wählen einmal proben, bevor es am 9. Juni ernst wird.

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