Wie hier in Offenburg im Juli 2023, führen Superzellen zu starkem Regen. Auch bei den Unwettern von Nürnberg waren Superzellen ursächlich.
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Wie hier in Offenburg im Juli 2023, führen Superzellen zu starkem Regen. Auch bei den Unwettern von Nürnberg waren Superzellen ursächlich.

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Heftige Unwetter in Bayern: Was haben Superzellen damit zu tun?

Mehrere Dutzend Liter Wasser pro Quadratmeter, unwetterartige Gewitter: Dazu führen – wie bei den Unwettern in Franken von Donnerstagabend – sogenannte Superzellen. Aber wie entstehen sie? Und was haben sie mit dem Klimawandel zu tun?

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Überall in Deutschland kommt es derzeit zu heftigen Gewittern mit schwerem Regen. Am Donnerstagabend zog eine Gewitterfront mit einzelnen, sehr starken Gewitterzellen, sogenannten Superzellen über Franken und führte zu verheerenden Schäden und Überschwemmungen vor allem in der Stadt Nürnberg. Aber was ist eine Superzelle? Und warum haben wir es derzeit so häufig damit zu tun? BR-Wetterexperte Michael Sachweh beantwortete im BR24live alle Fragen rund um das Wetterphänomen.

Superzellen sind einzelne, sehr starke Gewitterzellen. Diese machten Wetterprognosen sehr schwer, da sie sich auch gegenseitig beeinflussen können und nicht klar vorhersagbar sind, so Michael Sachweh.

Warum treten Superzellen derzeit so häufig auf?

"Hier ist kein klarer Trend erkennbar", sagt Sachweh. Wir dürften nicht vergessen, dass die erste Sommerhälfte sehr warm und sonnig gewesen sei, gefolgt von kühleren, fast herbstlichen Temperaturen. "Seit dem Wochenende haben wir diese schwül-warme Witterung mit der Neigung zu Gewittern", erklärt der BR-Wetterexperte. Das Zusammenspiel dieser Faktoren führt zu den schweren Unwettern.

Sachweh: Verbindung zum Klimawandel gegeben

Dennoch könne man eine Verbindung zum Klimawandel herstellen, so Sachweh. Denn Superzellen entstünden aus Luft mit hohem Wasserdampfgehalt, die uns oft aus der Mittelmeerregion erreichten, erklärt er. Durch den Klimawandel stiegen auch die Wassertemperaturen, der Wasserdampfgehalt sei höher. "Das bedeutet, dass wir im Zuge des Klimawandels auch immer mehr solcher Luftmassen bekommen, die einen höheren Wasserdampfgehalt haben und das bedeutet auch eine größere Ergiebigkeit von Gewittern und auch eine größere Unwetterträchtigkeit von Gewittern", erklärt Michael Sachweh im BR24live.

Superzellen sind offenbar schwer vorherzusagen - warum?

Die Höhenwinde, die ein Gewitter transportieren, seien sehr schwach gewesen, erklärt der BR-Wetterexperte Sachweh. Deswegen habe sich viel Regen auf wenig Strecke entladen: "Bei dieser Wetterlage, wo die Winde nur sehr schwach sind und sich alle Gewitter nur sehr langsam entwickeln und nur punktuell unwetterartig sind, ist es nur sehr schwer vorherzusagen, wo sich diese lokal entladen. Außerdem beeinflussen sich die einzelnen Superzellen innerhalb einer Gewitterlinie gegenseitig", so Sachweh.

Sachweh: "Es hätte per Cell Broadcast gewarnt werden müssen"

Die Unwetter von Donnerstagabend über Nürnberg sind laut Sachweh in keinster Weise überraschend gewesen: "Bei dieser explosiven Luftmasse war es klar, dass es ordentlich krachen wird. Dass es früher oder später zu unwetterartigen Gewittern kommt, das war klar." Er zeigte daher umso mehr entsetzt über die Tatsache, dass Warnnachrichten von Cell Broadcast oder anderen Apps nicht ausgelöst wurden: "Es hätte definitiv gewarnt werden müssen. Gestern muss irgendwas schiefgelaufen sein", erklärt der Wetterexperte.

Bei den kräftigen Gewittern mit Starkregen sind in Franken mehrere Menschen verletzt worden. In Nürnberg gingen Hunderte Anrufe bei Polizei und Feuerwehr ein. Viele Keller und Tiefgaragen liefen nach Angaben der Nürnberger Polizei voll Wasser, ebenso mehrere Straßenunterführungen. Laut einem Feuerwehrsprecher konnten sich Menschen über die Fenster der Autos selbst befreien. Die Aufräumarbeiten halten am Freitag weiter an, Feuerwehrleute und Rettungskräfte sind unentwegt im Einsatz.

Mit Informationen von dpa

Im Video: BR-Wetterexperte Sachweh erklärt Grund für starke Unwetter in Nürnberg

BR-Wetterexperte Michael Sachweh im BR24-Studio
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BR-Wetterexperte Michael Sachweh erklärt den Grund für das starke Unwetter von Nürnberg.

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