Neuer Höchststand bei Krankschreibungen
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Neuer Höchststand bei Krankschreibungen

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Rekord bei Krankmeldungen: Was hinter den Fehlzeiten steckt

Es ist ein neuer Höchststand: Fast die Hälfte der Beschäftigten in Bayern war in der ersten Jahreshälfte schon einmal krankgeschrieben. Das ergab eine aktuelle Statistik der Krankenversicherung DAK. Diese Krankheiten sorgen für die Fehlzeiten.

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Die Krankmeldungen in Bayern lagen in der ersten Jahreshälfte auf einem Rekordhoch: Rund jeder zweite Arbeitnehmer war zwischen Januar und Juni mindestens einmal krankgeschrieben. Im Vergleich zum Vorjahr sind das 45 Prozent mehr Krankschreibungen, das hat die Krankenkasse DAK-Gesundheit ausgerechnet. Sie ist mit 5,5 Millionen Versicherten die drittgrößte Krankenkasse in Deutschland, in Bayern sind 750.000 Menschen bei der DAK versichert.

Mehr Krankmeldungen – dafür aber kürzer

Seit sieben Jahren gibt sie halbjährlich eine Statistik heraus, in der der Krankenstand ermittelt wird. Der aktuell hohe Wert an Krankschreibungen wird laut DAK normalerweise erst zum Jahresende erreicht. "Im ersten Halbjahr 2022 hatten wir bezogen auf 100 DAK-versicherte Beschäftigte rund 62 Krankschreibungs-Fälle, in diesem Halbjahr sind es rund 90 Fälle. Das ist ein enormer Anstieg von 45 Prozent", sagte Sophie Schwab, Landeschefin der DAK-Gesundheit in Bayern. Gleichzeitig waren die Beschäftigten kürzer krankgeschrieben: "Das sehen wir daran, dass die Beschäftigten durchschnittlich nur 9,7 Tage krankgeschrieben sind", so DAK-Landeschefin Schwab. Im selben Zeitraum des Vorjahres waren es hingegen 12,1 Tage.

Diese Krankheiten sorgen für mehr Fehlzeiten

Als Hauptursachen für die Krankschreibungen identifiziert die Krankenkasse vor allem Atemwegserkrankungen wie Husten, Schnupfen und andere Infekte – mit einem Anstieg von 78 Prozent. Ebenso zugenommen (52 Prozent mehr) haben die Muskel-Skelett-Erkrankungen. Auch Depressionen und andere psychische Erkrankungen haben laut DAK-Statistik in Bayern zugenommen und für Krankmeldungen gesorgt. Die Fallzahlen sind nach Angaben der Krankenkasse um 58 Prozent gestiegen, was ungefähr einem Anstieg von 2,5 auf 4 Fälle je 100 Beschäftigte entspricht. Dass psychische Erkrankungen in diesem Jahr allgemein zunehmen, kann auch Peter Brieger, ärztlicher Direktor des kbo-Isar-Amper-Klinikum in Haar für Psychiatrie und Neurologie bestätigen: "Wir sehen eine deutliche Zunahme von Aufnahmen, die das ganze Spektrum an psychischen Erkrankungen abdecken."

Anstieg als Nachwirkung der Pandemie und aufgrund aktueller Krisen

Für ihn ist dieser Anstieg unter anderem auch eine Nachwirkung der Corona-Pandemie, da einerseits der Stress in der Bevölkerung wieder stark zugenommen habe und viele psychische Krankheiten, wie Depressionen oder auch Psychosen, während der Pandemie unbehandelt blieben. Dieser Aufschub würde sich nun rächen, so Brieger. Aktuell gebe es außerdem noch weitere Stressfaktoren, die viele überfordern würden und psychische Erkrankungen förderten: Dazu zählt er das gesamtgesellschaftliche Klima, Krisen wie den Ukraine-Krieg und den Klimawandel sowie auch den Personalmangel in der medizinischen Versorgung.

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