Die Halle 116 ist ein wichtiger Erinnerungs- und Lernort in Augsburg.
Bildrechte: Ruth Plössel/Stadt Augsburg

Die Halle 116 ist ein wichtiger Erinnerungs- und Lernort in Augsburg.

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

"Halle 116" in Augsburg erinnert an Gräueltaten der Nazis

Die "Halle 116" in Augsburg war zur NS-Zeit eine Außenstelle des Konzentrationslagers Dachau. Nun hat die Stadt in dem Gebäude eine Dauerausstellung zur Geschichte des Konzentrationslagers und über die Zwangsarbeit in Augsburg und Schwaben eröffnet.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Lange hatte es gedauert, aber nun ist es so weit: Am Samstagvormittag hat Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) zusammen mit Kultusstaatssekretärin Anna Stolz (FW) den Erinnerungs- und Lernort "Halle 116" auf dem Gelände der ehemaligen Sheridan-Kaserne in Augsburg-Pfersee eröffnet. Dort wird in einer Dauerausstellung die Geschichte der Zwangsarbeit und der Konzentrationslager in Augsburg und Schwaben gezeigt.

Staatssekretärin Stolz: "Halle 116" hat zentrale Bedeutung

Oberbürgermeisterin Eva Weber sagte bei der Eröffnung: "Wir leben in einer Zeit, in der sich Hass, Hetze und Ausgrenzung wieder aus den Sozialen Medien ins Freie, auf die Straßen, bewegen und salonfähig werden. Eine Zeit, in der man das Gefühl hat, dass Geschichte sich wiederholen kann. Alleine in dieser Hinsicht ist die Halle 116 als Ort der historisch-politischen Bildung von besonderer Bedeutung."

Auch die Kultusstaatssekretärin und designierte bayerische Kultusministerin Anna Stolz hob die zentrale Bedeutung des neu geschaffenen Lernortes hervor: "Die schrecklichen Ereignisse in Israel haben eine traurige Wahrheit ans Licht gebracht: Der Judenhass ist nicht tot. Umso entschiedener müssen wir dem entgegentreten: mit einem klaren Nein zu jeder Form von Hass und Hetze."

Vor diesem Hintergrund sei die Einweihung der Ausstellung in der Halle 116 ein starkes Zeichen für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte. "Die Ausstellung zeigt, wozu Fanatismus und Antisemitismus führen: zu Leid, Elend und Schrecken", sagte Stolz.

Menschen wurden in "Halle 116" eingepfercht

"Halle 116" ist ein geschichtsträchtiger Ort, denn die Nazis hatten im Jahr 1944 die Fahrzeughalle der Luftnachrichtenkaserne der Wehrmacht in ein Außenlager des Konzentrationslagers Dachau umgewandelt. Bis zu 2.000 Menschen waren dort gleichzeitig unter menschenunwürdigen Bedingungen eingepfercht – sie mussten in den Werkshallen der Messerschmitt AG an der Haunstetter Straße Zwangsarbeit leisten.

Insgesamt sollen bis zu 4.000 Häftlinge dieses Lager durchlaufen haben, meist waren es Kriegsgefangene aus der Sowjetunion und aus Polen. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte die US-Army das Gelände, nach dem Abzug der Amerikaner wurde die ehemalige Sheridan-Kaserne zu einem neuen Wohnviertel. Einen Abriss der "Halle 116" konnten engagierte Bürgerinnen und Bürger verhindern, Anfang 2020 hat dann die Stadt das Gebäude erworben – und nun wird es zu einem Erinnerungs- und Lernort.

"Halle 116" beherbergt Ausstellung

An der Dauerausstellung wirkten unter der Leitung der Fachstelle für Erinnerungskultur der Stadt Augsburg auch eine zivilgemeinschaftliche Arbeitsgruppe mit, darunter unter anderem die Israelitische Kultusgemeinde Augsburg-Schwaben, das Jüdische Museum Augsburg-Schwaben und der Verein Amerika in Augsburg.

Der neue Erinnerungsort zeigt nicht nur eine Ausstellung zu Konzentrationslagern und Zwangsarbeit in Schwaben und Augsburg, sondern auch die Geschichte Augsburgs nach dem Zweiten Weltkrieg und das Zusammenleben mit den amerikanischen Besatzern. Ein weiterer Teil der Ausstellung greift aktuelle Themen der politischen Bildung rund um Krieg, Frieden und Demokratie auf.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!