Blick auf Strommasten.
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Der Strompreis wird wohl kaum sinken: Blick auf Strommasten.

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Strom bleibt teuer - Siemens-Chef fordert mehr Investitionen

Wie der Strompreis sich entwickelt, daran hängt viel. Die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft hat darum eine entsprechende Studie in Auftrag gegeben. Ergebnis: Energie bleibt teuer. Siemens-Chef Busch fordert mehr Investitionen in Sachen Energie.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Strom wird in Deutschland nach Einschätzung des Prognos-Instituts auch in den nächsten Jahren teuer bleiben. Die durchschnittlichen Großhandelsstrompreise könnten demnach trotz leichten Rückgangs in den nächsten Jahren höher liegen als 2019/2020 vor Beginn des rapiden Energiepreisanstiegs. Davon gehen die Fachleute des Beratungsinstituts in ihrer am Mittwoch veröffentlichten Einschätzung aus. Auftraggeber war die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) in München.

Studie: Emissionshandel wird Strom verteuern

Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass für die Stromerzeugung nach wie vor Gas benötigt wird. und dass die Gaspreise nach zwischenzeitlichem Rückgang wieder steigen werden, unter anderem, weil der Emissionshandel mit CO2-Zertifikaten teurer wird.

Das Institut erwartet ab Mitte des Jahrzehnts außerdem einen steigenden Stromverbrauch in Deutschland. Dieser sei einerseits bedingt durch steigende Zahlen an Elektroautos und Wärmepumpen sowie durch den Strombedarf für die Herstellung von Wasserstoff andererseits.

Energie nur mit Gas aus Russland wieder billiger

Das Institut hat drei "Preispfade" berechnet: einen oberen, einen wahrscheinlichen und einen unteren. Einen dauerhaften Rückgang der Strompreise halten die Studienautoren in ihrem unteren Preisszenario nur dann für wahrscheinlich, wenn Russland das restliche Europa wieder wie vor dem Ukraine-Krieg in vollem Umfang mit Gas beliefern würde.

Industriestrompreis soll Wirtschaftsstandort sichern

Die bayerische Wirtschaft als Auftraggeber verknüpfte das mit dem Appell an die Bundesregierung, ihre angekündigten Strompreishilfe für die Industrie auch umzusetzen: "Nur mit Hilfe eines Industriestrompreises kann sich der Wirtschaftsstandort Deutschland während der Transformation im internationalen Wettbewerb behaupten", sagte der Auftraggeber der Studie, vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.

Energieverbrauch dürfte weltweit weiter steigen

Weltweit dürfte die Nachfrage nach Energie mittelfristig wieder anziehen. Die Internationale Energieagentur (IEA) geht im laufenden Jahr davon aus, dass die weltweite Nachfrage nach Strom nur um etwas weniger als zwei Prozent steigt. Gründe dafür seien die anhaltende Konjunkturabschwächung sowie die Auswirkungen der Energiekrise in vielen Industrieländern, teilte die IEA am Mittwoch in Paris in ihrem Strommarktbericht mit. In den USA, Japan und Europa wird 2023 eine sinkende Stromnachfrage erwartet. Der Stromverbrauch in der EU sinkt voraussichtlich auf ein Niveau, das zuletzt 2002 erreicht wurde. Energieintensive Industrien der EU hätten sich noch nicht vom Produktionseinbruch des letzten Jahres erholt, hieß es. Bei verbesserten Aussichten für die Weltwirtschaft wird im kommenden Jahr jedoch wieder mit einer Steigerung der Nachfrage nach Strom um 3,3 Prozent gerechnet.

Anteil Erneuerbarer Energien steigt

Angetrieben wird der Anstieg der Stromnachfrage dem IEA-Bericht zufolge durch die Elektrifizierung im Bemühen, klimaschädliche Emissionen zu reduzieren. Außerdem würden wegen steigender Temperaturen mehr Klimaanlagen genutzt, was den Stromverbrauch zusätzlich in die Höhe treibe. Nicht zuletzt steigt die Nachfrage auch in den Schwellenländern. Der Mehrbedarf an Strom werde allerdings schon durch Erneuerbare Energien gedeckt.

Insgesamt gesehen werde die Verwendung fossiler Energiequellen zur Energieerzeugung in den kommenden Jahren abnehmen, so die IEA-Prognose.

Siemens-Chef Busch: Hohe Investitionen nötig

Was Deutschland betrifft, geht der Chef des Siemens-Konzerns, Roland Busch, für die nächsten Jahre von steigenden Strompreisen aus, wie er der "Bild"-Zeitung sagte, und er ruft zum Handeln auf: "Wir kommen von einem Energiesystem mit niedrigen Investitionen, aber teuren Betriebskosten." Für das kommende Energiesystem gelte nun aber: Windräder und Solar-Anlagen lieferten in Zukunft zwar "praktisch umsonst" Strom - aber erst, "wenn sie gebaut sind". Davor seien teure Investitionen nötig. Parallel müsse weiter in die Grundlast investiert werden, "um das System sicher zu halten", sagte Busch der Zeitung. Auch die Stromnetze müssten ausgebaut und Speicherkapazitäten erweitert werden. "Das alles macht es erst mal sehr teuer. Wir werden ein Strom-Importland sein und bleiben."

Schnellere Genehmigungsverfahren nötig

Der Siemens-Chef geht davon aus, dass Deutschland noch lange fossile Energieträger wie Kohle und Gas verwenden wird. "Wir werden auch 2030 auf fossile Brennstoffe angewiesen sein", sagte Busch. Es werde "immer enger, die Ausbau-Ziele für Erneuerbare zu erreichen". Deutschland stehe an einem Scheidepunkt. "Wenn wir jetzt nicht die Geschwindigkeit deutlich erhöhen, wird es schwierig."

Busch kritisierte Defizite in den Sektoren Transport, Energie und Kommunikation. "Da fallen wir zurück und müssen dringend nacharbeiten. Wir brauchen schnellere Genehmigungsverfahren und müssen Überregulierung vermeiden", sagte der Siemens-Chef. "Wir brauchen eine starke Infrastruktur."

Mit Informationen von dpa und AFP

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