Impfungen an Schulen: Kritik am Kultusministerium
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Symbolfoto: Impfpass mit Klassenzimmer einer Schule im Hintergrund.

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Impfungen an Schulen: Heftige Kritik an Piazolo und Söder

Impfangebote in den Schulen für alle ab zwölf Jahren – das hat die Staatsregierung für nach den Sommerferien angekündigt. Für die Organisation sind die jeweiligen Schulleiter zuständig. Das ärgert FDP, Grüne, AfD und Lehrervertreterin Fleischmann.

Nach der Ankündigung des bayerischen Kultusministeriums, dass sich die Schulleiter im Freistaat selbst um die Organisation der Impfangebote an den weiterführenden Schulen kümmern müssen, wächst die Kritik. "Die Abgabe der Verantwortung ist Wahnsinn", sagte die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), Simone Fleischmann, dem BR. "Die Organisation ist nicht zu stemmen, die Schulleiter geraten schon am ersten Schultag unter Druck." Die Schulleiter hätten zudem den Eindruck, dass selbst nach eineinhalb Jahren Krisenmanagement das Ministerium nicht verstanden habe, wer eigentlich welche Aufgabe bewältigen solle.

Schreiben an die Schulleiter

Das Kultusministerium hatte den Schulen am 19. August in einem Schreiben mitgeteilt, man bitte die Schulleiter, "zeitnah Kontakt mit dem für Sie örtlich zuständigen Impfzentrum aufzunehmen und noch in den Sommerferien die notwendigen Vorbereitungen zu treffen". Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte Ende Juli angekündigt: "Ab Anfang September werden wir Angebote auch in und mit den Schulen machen über die mobilen Dienste der Impfzentren."

Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) hatte die Impfangebote seinerzeit ebenfalls für die Zeit nach dem Schulstart angekündigt - "wenn Impfzentren, Schulen und Schulaufwandsträger sich darauf verständigen".

FDP: Schulen "sträflich im Stich gelassen"

Am inzwischen festgelegten Vorgehen gibt es auch von der Landtags-FDP massive Kritik. Der gesundheitspolitische Sprecher der Fraktion, Dominik Spitzer, sagte dem BR: "Anstatt die Organisation für niederschwellige Impfangebote vor Ort durch mobile Impfteams selbst in die Hand zu nehmen, hat man die Arbeit den Schulaufwandsträgern und den Schulen aufs Auge gedrückt."

Die Staatsregierung habe die Schulen sträflich im Stich gelassen. Gerade bei den Schülern müsse wegen des in dieser Altersgruppe hohen Infektionsgeschehens niederschwellig geimpft werden, sagte Spitzer, "völlig egal, ob im Klassenzimmer, der Turnhalle oder auf dem Schulparkplatz".

Grüne: Söder soll sich darum kümmern

Die Grünen im Landtag halten das Vorgehen der Staatsregierung ebenfalls für ein Unding. Die bildungspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Gabriele Triebel, sagte dem BR: "Wenn Herr Söder beim Impfen Gas geben will, dann soll er sich darum kümmern." Dass die Schulleiter jetzt in der Verantwortung seien, bringe das Fass zum Überlaufen.

Der bildungspolitische Sprecher der AfD-Fraktion im Landtag, Markus Bayerbach, forderte die Staatsregierung auf, "den Schulleitern keine organisatorischen Arbeiten aufzunötigen, für die sie gar nicht zuständig sind, sondern sie lieber bei der Bewältigung der Lockdown-Politik zu unterstützen". Ohnehin seien Corona-Impfungen bei Kindern und Jugendlichen in den allermeisten Fällen überflüssig und mit unnötigen Risiken verbunden. Wenn überhaupt, sollten Impfungen von den Haus- oder Kinderärzten vorgenommen werden, erklärte Bayerbach.

Freie Wähler: "Künstliche Schnappatmung"

Aus den Reihen der Freien Wähler (FW) wird die Kritik an Piazolo und Söder dagegen zurückgewiesen. Er verstehe "die künstliche Schnappatmung mancher" bezüglich der freiwilligen Impfangebote an Schulen überhaupt nicht, erklärte der bildungspolitische Sprecher der FW-Fraktion, Tobias Gotthardt.

"Erster und richtiger Ansprechpartner für die Impfung von Kindern und Jugendlichen ist und bleibt der Hausarzt", sagte Gotthardt. "Darüber hinaus können Schulen das Angebot der Staatsregierung nutzen und der Schulleiter - vereinfacht gesagt - mit einem Anruf beim Landrat den Impfbus vor die Schule bestellen. Wo ist das Problem?"

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