Der Münchner Christkindlmarkt auf dem Marienplatz
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Der Münchner Christkindlmarkt auf dem Marienplatz

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Christkindlmärkte: Spagat zwischen Atmosphäre und Sicherheit

Während Behörden vor einer hohen Anschlagsgefahr durch Islamisten warnen, starten in Bayern viele Christkindlmärkte. BR24 hat sich umgehört, was Veranstalter und Kommunen zur Sicherheit der Gäste in diesem Jahr unternehmen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Mit Freunden oder der Familie warm eingepackt über den Weihnachtsmarkt spazieren und inmitten einer Menschentraube eine heiße Tasse Glühwein oder Früchtepunsch trinken – viele Menschen freuen sich auch heuer wieder auf die Christkindlmärkte. Allerdings warnen das Bundesamt für Verfassungsschutz und das Bundesinnenministerium derzeit vor einer hohen Gefahr von Terroranschlägen durch islamistische Gewalttäter auf öffentlichen Veranstaltungen. Viele Weihnachtsmärkte in Bayern haben Sicherheitsvorkehrungen getroffen.

München und Rosenheim haben wieder Zufahrtswege gesichert

Für den Christkindlmarkt auf dem Münchner Marienplatz, den größten und ältesten Weihnachtsmarkt der bayerischen Landeshauptstadt, hat die Veranstaltungsleitung gemeinsam mit den Sicherheitskräften der beteiligten Behörden ein Sicherheitskonzept erarbeitet. Wie in den Jahren zuvor sind auch heuer die Zufahrtswege durch Absperrungen gesichert. Weitere Maßnahmen sind nach Angaben der Stadt nicht vorgesehen. Allerdings seien die beteiligten Behörden in ständigem Austausch, um die Sicherheitslage im Blick zu behalten und gegebenenfalls reagieren zu können.

Auf dem Rosenheimer Christkindlmarkt werden die Sicherheitsmaßnahmen wieder auf Vor-Corona-Niveau hochgefahren. Laut Veranstalter, dem Wirtschaftlichen Verband, sind an den Zugängen Poller aufgestellt, sodass große Lastwagen nicht durchkommen, für Rettungsfahrzeuge aber noch Platz bleibt.

Betonsperren und Polizei - Ostbayern mit gleicher Sicherheit wie im Vorjahr

In Niederbayern und der Oberpfalz wird auf den meisten Weihnachtsmärkten an den bereits im vergangenen Jahr erhöhten Sicherheitsmaßnahmen festgehalten.

Laut einer Sprecherin der Stadt Regensburg wird der Christkindlmarkt auf dem Neupfarrplatz an den Hauptzufahrten wieder mit Betonsperren abgesichert. Außerdem gebe es regelmäßige Kontrollen durch Polizeikräfte und andere Sicherheitseinheiten.

Auf dem Straubinger Christkindlmarkt gibt es zur allgemeinen Abgrenzung des Veranstaltungsbereichs ein Schrankensystem. Wie die Stadt Straubing auf BR-Anfrage mitteilte, sind einige Seitenstraßen des Stadtplatzes zudem mit Sperrböcken versehen. Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes patrouillieren ab den Nachmittagsstunden und überwachen den Markt auch in der Nacht. Die Polizei wird verstärkt mit Streifen vor Ort sein. Unterstützung soll es durch die Straubinger Sicherheitswacht geben.

Auf dem Nikolausmarkt in Dingolfing werden Polizeikräfte in Zivil unterwegs sein. Besucher müssen mit stichprobenartigen Taschenkontrollen rechnen. Die Städte Amberg und Weiden kündigten für die dortigen Christkindlmärkte keine besonderen Sicherheitsvorkehrungen an.

Nürnberg immer möglicher Gefahren gewahr

In Mittelfranken startete am Freitag der wohl bekannteste aller Weihnachtsmärkte, der Nürnberger Christkindlesmarkt.

Das zuständige Polizeipräsidium sieht aufgrund der aktuellen Warnungen keinen Grund, das vorhandene Sicherheitskonzept zu ändern. Eine "abstrakte" Gefährdungslage gebe es für den Nürnberger Christkindlesmarkt und ähnliche Großveranstaltungen seit Jahren, sagte ein Polizeisprecher. Man stehe in engem Kontakt mit den Verfassungsschutzbehörden. Die Polizei sei vor Ort präsent, generelle Rucksack- und Taschenkontrollen werde es aber nicht geben. Nach dem Willen der Stadt soll der Markt "normal" stattfinden, da es keine Hinweise auf eine konkrete Bedrohungslage gebe, teilte ein Sprecher mit.

Neben dem Christkindlesmarkt startet in der Frankenmetropole auch der Markt der Partnerstädte mit seinen 22 Buden. Dort stehen seit Jahren auch die Stände der israelischen Stadt Hedera und der palästinensischen Stadt Nablus. Die Betreiber stellen sich eigenen Angaben zufolge auf heftige politische Diskussionen mit den Besuchern ein. Auch auf antisemitische Anfeindungen sei man vorbereitet. Angst vor einem möglichen islamistischen Anschlag habe aber niemand, heißt es.

Unterfranken: Poller und Polizei sichern Weihnachtsmärkte

Um die Sicherheit auf ihren Weihnachtsmärkten zu gewährleisten, setzen die Städte Würzburg und Schweinfurt auf Polizeipräsenz und private Sicherheitsdienste.

Wie eine Sprecherin der Stadt Würzburg mitteilt, wird der kommunale Ordnungsdienst täglich auf dem Weihnachtsmarkt präsent sein. Polizeikräfte werden in Uniform und in Zivil Kontrollgänge machen. Zudem sollen die Sicherheitswacht sowie abends beziehungsweise nachts ein Sicherheitsdienstleister den Markt kontrollieren. Poller sollen den Würzburger Weihnachtsmarkt nach außen abschirmen.

In Schweinfurt wird es nach Angaben der Stadt auf dem diesjährigen Weihnachtsmarkt mehr Security geben als in den Jahren zuvor. Wie bei den letzten Weihnachtsmärkten werden auch dort wieder Poller aufgestellt, um die Durchfahrt mit einem Fahrzeug zu verhindern.

Die Stadt Aschaffenburg hat ihr Sicherheitskonzept für den Weihnachtsmarkt, der bereits seit vergangenem Samstag geöffnet hat, nicht verschärft. Die Verantwortlichen setzen wie in den Vorjahren auf eine Kombination aus Polizei und privaten Sicherheitskräften.

Augsburg und Lindau seit Breitscheidplatz-Terror gewappnet

Die Stadt Augsburg sieht ihren Christkindlesmarkt ausreichend gegen Terrorgefahr geschützt. Man habe in Absprache mit Polizei und Rettungsdiensten ein Sicherheitskonzept erarbeitet, heißt es. Die Zufahrten sind demnach durch Barrieren versperrt, um Anschläge wie am Berliner Breitscheidplatz vor sieben Jahren zu verhindern. Eigens dafür abgestellte Sicherheitskräfte sollen die Absperrungen für Anwohner und Lieferanten bei Bedarf öffnen.

In Lindau gibt es seit dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt verstärkte Sicherheitsvorkehrungen. An diesen wolle man auch heuer festhalten, teilte die Stadt mit. Details wurden nicht genannt, um keine Möglichkeiten zu schaffen, diese Vorkehrungen zu umgehen, hieß es.

Am 19. Dezember 2016 war an der Gedächtniskirche in Berlin ein islamistischer Terrorist mit einem entführten Lastwagen in den Weihnachtsmarkt gerast. Durch die Tat starben insgesamt 13 Menschen, einer von ihnen Jahre später an den Folgen. Nach Einschätzung der Berliner Innenverwaltung gibt es derzeit keine konkreten Hinweise auf drohende Terroranschläge in der Hauptstadt.

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