Wegkreuz zwischen Bäumen am Abend
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Buß- und Bettag: Zeit zum Innehalten - oder zur Kinderbetreuung?

Am Mittwoch begehen Protestantinnen und Protestanten in Deutschland den Buß- und Bettag. Bußzeiten gab und gibt es in fast allen Religionen der Welt. Viele Eltern in Bayern haben wegen des "halben Feiertags" aber ein Betreuungsproblem.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

"Trotz Dem", so heißt das Motto der diesjährigen Buß- und Bettags-Aktion in den evangelischen Landeskirchen. Damit wollen diese dazu aufrufen, trotz der Krisen, Kriege und des Klimawandels die Hoffnung nicht aufzugeben.

Buß- und Betreuungstag?

Der einst arbeitsfreie Buß- und Bettag wurde 1994 abgeschafft – als Beitrag zur Finanzierung der Pflegeversicherung. Die evangelische Kirche bezeichnet die Abschaffung bis heute als Fehlentscheidung. Viele Kirchengemeinden laden meist für den frühen Abend zu Andachten ein, um Berufstätigen die Teilnahme zu ermöglichen. Sachsen ist das einzige Bundesland, in dem der Buß- und Bettag als gesetzlicher Feiertag weiterexistiert. In Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen, Sachsen-Anhalt sowie im Saarland gilt außerdem ein Tanzverbot.

In Bayern haben die Schülerinnen und Schüler an diesem "halben Feiertag" unterrichtsfrei, viele Kitas haben geschlossen. Arbeitnehmer mit Kindern haben am Buß- und Bettag deshalb häufig ein Betreuungsproblem und müssen Urlaub nehmen.

Fast zwei Drittel der Menschen in Deutschland wünschen sich daher wieder einen bundesweiten gesetzlichen Feiertag. 62 Prozent bejahten dies in einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov. 21 Prozent sprachen sich dagegen aus, 17 Prozent zeigten sich unentschlossen.

Kein Unterricht: Evangelische Lehrer müssen Gottesdienst besuchen können

Schulfrei an dem Tag gibt es deshalb, weil das Kultusministerium evangelischen Lehrkräften den Besuch eines Gottesdienstes ermöglichen muss. "Die Lehrkräfte haben an diesem Tag unterrichtsfrei, nicht aber dienstfrei", hieß es aus dem Ministerium. An vielen Schulen gebe es sogenannte pädagogische Tage, um "aktuelle Aspekte aus Bildung und Erziehung" zu thematisieren. Allerdings bleibe die Vorgabe, dass Lehrerinnen und Lehrer, die in den Gottesdienst wollen, dies auch können.

Uniklinik Augsburg organisiert Programm für Mitarbeiter-Kinder

Einige Arbeitgeber versuchen, das Problem von Eltern mit den geschlossenen Schulen aufzufangen, zum Beispiel die Augsburger Uniklinik. Hier dürfen die Mitarbeitenden ihre Kinder mit ins Krankenhaus bringen. Das zuständige Familienbüro hat für den Nachwuchs ein Programm zusammengestellt. Dabei gibt es unter anderem einen Rundgang durch die Kinderklinik, das sogenannte Teddybärenkrankenhaus in der Akademie für Gesundheitsberufe.

Außerdem auf dem Programm: Eine Runde Sport mit den Sporttherapeuten der Uniklinik sowie eine Führung auf dem Hubschrauberlandeplatz, ganz oben auf dem Dach der Augsburger Uniklinik. Zu diesem Programm des Krankenhauses haben sich heuer 66 Kinder im Alter zwischen sechs und elf Jahren angemeldet.

Erste Predigt von neuem Landesbischof Kopp an wichtigem Feiertag

Der Buß- und Bettag gilt für evangelische Christinnen und Christen als ein Tag der Besinnung und Neuorientierung. Der neue Landesbischof Christian Kopp feiert am Mittwoch um 10 Uhr einen Gottesdienst in der Münchner Matthäuskirche. Es ist seine erste Predigt als Landesbischof an einem für die Kirche wichtigen Feiertag nach seiner Amtseinführung Ende Oktober.

Bußzeiten gab und gibt es in fast allen Religionen der Welt. Dabei sollen häufig Notsituationen und mögliche Strafen Gottes durch eine gemeinsame Besinnung auf Schuld abgewendet werden. In Deutschland wurden Bußtage seit dem Mittelalter beispielsweise in Zeiten von Pestseuchen anberaumt. Auch im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) und angesichts der Türkenkriege im 15. und 16. Jahrhundert setzten Kirchen und weltliche Macht immer wieder regionale Bußtage fest.

Früher mehr als 40 regional unterschiedliche Bußtage in Deutschland

Noch im 19. Jahrhundert gab es in den evangelischen Gebieten Deutschlands mehr als 40 regional unterschiedliche Bußtage. Die Festlegung des Buß- und Bettags deutschlandweit auf den Mittwoch vor dem letzten Sonntag des Kirchenjahres geht auf die Initiative der Eisenacher Kirchenkonferenz im Jahr 1852 zurück. Sie wurde jedoch erst 1934 durchgesetzt, ehe die Nationalsozialisten den Feiertag 1939 auf einen Sonntag verlegten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Buß- und Bettag als gesetzlicher Feiertag wieder auf einen Mittwoch im November verlegt.

Mit Informationen von epd, dpa und KNA

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