Chiara und Johannes tanzen bei der Demo gegen das Tanzverbot an "Stillen Tagen" vor der Bavaria auf der Theresienwiese.
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Chiara und Johannes tanzen bei der Demo gegen das Tanzverbot an "Stillen Tagen" vor der Bavaria auf der Theresienwiese.

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Stille Tage: Rund 800 Menschen demonstrieren gegen Tanzverbot

Laut und friedlich haben Menschen auf der Theresienwiese in München gegen das Tanzverbot an den sogenannten stillen Tagen in Bayern protestiert. Die Polizei spricht von rund 800 Teilnehmenden. Dazu aufgerufen hatte der "Bund für Geistesfreiheit".

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Die sogenannten stillen Tage sollen in Bayern abgeschafft werden. Deshalb hatte der Münchner "Bund für Geistesfreiheit" (bfg) am Gründonnerstag zur Demo auf der Theresienwiese aufgerufen. Nach Angaben der Polizei kamen rund 800 Menschen, vor allem viele Junge. Sie protestierten friedlich mit Tanz, Umzug und weithin hörbarer Musik. Nach der Kundgebung zogen viele weiter zu einem Club im Westend, wo weitergefeiert beziehungsweise protestiert werden sollte.

"Wir wählen Politiker und keine Kirchenvertreter", sagte Richard Meinl, Geschäftsführer von RaveStreamRadio und Veranstalter der Demonstration. Mit bunten Frisuren, schwarzen lässigen Jeans und extravagantem Make-up wandten sich die jungen Erwachsenen gegen das Tanzverbot. "Von der heutigen Demo erwarte ich mehr Freiheit beim Tanzen, denn das ist meine Katharsis", erzählte die 18-jährige Alicia. "Nicht jeder in unserer Gesellschaft und vor allem in unserem Alter geht morgen in die Kirche", ergänzte die 25-jährige Sabine. Die Demonstranten und Demonstrantinnen seien nicht gegen die Feiertage, sondern gegen gesetzliche Verbote, hieß es auf der Veranstaltung.

Neun sogenannte stille Tage in Bayern

Im Freistaat gibt es insgesamt neun der stillen Tage: Aschermittwoch, Gründonnerstag, Karfreitag, Karsamstag, Allerheiligen, Volkstrauertag, Totensonntag, Buß- und Bettag und Heiligabend. Das Bundesverfassungsgericht hatte allerdings 2016 entschieden, dass die bayerischen Feiertagsgesetze mit der Glaubens- und Versammlungsfreiheit unvereinbar sind.

Geklagt hatte der "Bund für Geistesfreiheit", dem die Stadt München seit 2007 das Feiern von "Heidenspaß"-Partys am Karfreitag untersagt hatte. Ein generelles Verbot sei unverhältnismäßig, so das Urteil, es müsse auch Möglichkeiten für Ausnahmen von der Pflicht zur Stille geben.

Raves und Partys in der Nacht auf Karfreitag

Mit dem Urteil kann der Münchner "Bund für Geistesfreiheit" auch in der Nacht auf Karfreitag ein Programm mit Musik und Tanz anbieten. Musiker und Musikerinnen, darunter DJs und DJ-Kollektive, werden ab Mitternacht Raves und Partys in ganz München veranstalten.

Die Münchner bfg-Vorsitzende, Assunta Tammelleo, forderte im Vorfeld der Demo, die neun "Stillen Tage" samt Tanzverbot ganz abzuschaffen. Es könne nicht Aufgabe des Staates sein, den Menschen Vorschriften zu machen, wie sie ihre Freizeit verbringen sollen, sagte Tammelleo. Gleichzeitig betonte sie, dass Gläubige an Karfreitag des Todes Jesu Christi in Stille und Trauer gedenken sollen und dürfen. "Diese Regelung ist aus der Zeit gefallen und muss endlich abgeschafft werden", sagte auch der FDP-Landtagsfraktionschef Martin Hagen.

Rückendeckung vom Hotel- und Gaststättenverband

Auch der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband beklagt das Tanzverbot. "Die derzeitige Regelung kommt einem Berufsverbot gleich", sagte Verbandspräsidentin Angela Inselkammer. Die Folge sei "Disko-Tourismus" nach Tschechien, Österreich, Baden-Württemberg, Thüringen und Sachsen. Der wirtschaftliche Schaden für Clubs und Diskotheken sei immens, sagte Verbandsgeschäftsführer Thomas Geppert. Seit 2017 seien, auch wegen Corona, 29 Prozent dieser Betriebe vom Markt verschwunden.

Mit Informationen von dpa

Dutzende Menschen tanzen zur Musik im Club Kantine in Ravensburg.
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Karfreitag ist ein sogenannter stiller Tag, an dem verschiedene öffentliche Veranstaltungen verboten sind.

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