Leere Schienen in München
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Leere Schienen in München (Symbolbild)

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Bahnstreik: So sind Reisende in Bayern betroffen

Heute morgen hat ein Warnstreik im Fern- und Regionalverkehr begonnen. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat im Tarifstreit zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Auch in Bayern stehen Züge und Busse vielerorts still – ein Überblick.

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Nach dem großen Warnstreik im öffentlichen Verkehr Ende März blieb es für Bahnreisende zuletzt weitgehend ruhig - nun kommt es heute erneut zu erheblichen Einschränkungen im Fern- und Regionalverkehr. Dazu hat die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) aufgerufen.

Der Umfang der Aktionen ist jedoch deutlich geringer als zuletzt. Auf die bayerischen Flughäfen hat der Warnstreik voraussichtlich nur geringe Auswirkungen. Worauf sich Reisende in den bayerischen Regionen heute einstellen müssen:

Oberbayern

In der bayerischen Landeshauptstadt zeigen sich die Auswirkungen des bundesweiten Bahnstreiks deutlich. Am Münchner Hauptbahnhof geht gerade gar nichts mehr: Kein Zug kommt an oder fährt ab. Der Betrieb der S-Bahn ist bis mindestens 11 Uhr eingestellt.

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Am Münchner Hauptbahnhof geht nichts mehr: Kein Zug kommt an oder fährt ab

Neben den Zügen der Deutschen Bahn werden auch die Züge der Bayerischen RegioBahn und die der privaten Anbieter, wie etwa "Go-Ahead", nicht abfahren. Sie können die Schienen der Deutschen Bahn nicht nutzen, weil beispielsweise auch die Fahrdienstleiter streiken. Auch Regionalbusse, die von der RVO betrieben werden, werden bestreikt. Der Streik soll bis 11 Uhr am Vormittag dauern. Sowohl die Bahn als auch die S-Bahn-München rechnen mit Verspätungen und Verzögerungen mindestens bis in den Nachmittag hinein.

Die S-Bahn rät allen Fahrgästen, geplante Fahrten in diesem Zeitraum zu verschieben. Die Münchner U-Bahnen, Busse und Trambahnen sind nicht vom Streik betroffen. Betroffen sind mancherorts auch Schulbusse: Das Landratsamt Erding etwa rechnet mit Ausfällen von bis zu zwölf Buslinien, viele davon sind für den Schülerverkehr zuständig.

Die Schülerbeförderung in den Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land wird fast ersatzlos ausfallen. Das haben die zuständigen Landratsämter mitgeteilt. Zwischen 3 Uhr und 11 Uhr wird kein Bus fahren und auch bei den Regionalzügen werden Ausfälle erwartet. Eltern sollen sich bei der Schule ihrer Kinder erkundigen, ob es Angebote zur Beförderung der Schüler gibt.

Schwaben

In Schwaben trifft der Streik bei der Bahn auch die privaten Anbieter Bayerische Regiobahn (BRB) und Go Ahead. Der Bahnanbieter Go Ahead hat auf mehreren Strecken in Bayern einen Schienenersatzverkehr eingerichtet: in Schwaben auf den Strecken Dinkelscherben - Augsburg, Meitingen- Augsburg und Ulm - Günzburg.

Die BRB teilte im Vorfeld des Streiks mit, genaue Angaben zu den Auswirkungen seien schwierig, da man außer der Uhrzeit der Arbeitsniederlegungen bei der Deutschen Bahn keine Informationen über Details erhalten habe.

Die BRB bereitet sich nach eigenen Angaben vor allem auf die ersten Stunden nach dem möglichen Streik vor. Man will möglichst schnell wieder in den Regelbetrieb übergehen. Dafür wollte die BRB ihre Züge am Donnerstagabend dort abstellen, wo sie zum Streikende um 11 Uhr losfahren könnten, um wieder in den Fahrplan eingegliedert zu werden. Die BRB rechnet in den ersten Stunden nach Streikende mit Verspätungen und Ausfällen.

Allgäu

Im Allgäu betrifft der Warnstreik auch den Busverkehr. Wie das Landratsamt Oberallgäu mitgeteilt hat, werden Linien der RVA (Regionalverkehr Allgäu) zwischen 3 und 11 Uhr bestreikt, sodass der Busverkehr weitgehend zum Erliegen kommen dürfte. Allerdings sei ein Notkonzept erstellt worden, um wenigstens die Kinder und Jugendlichen in die Schulen zu bringen.

Im Oberallgäu sei vor allem im Bereich Oberstdorf, Fischen, Ofterschwang und Balderschwang davon auszugehen, dass nahezu alle Busse bis zum Streikende ausfallen werden, erklärt das Landratsamt. Der "mona-Verbund" (Mobilitätsgesellschaft für den Nahverkehr im Allgäu) teilt darüber hinaus mit, dass alle Linien im Bereich Füssen sowie die Strecken Kempten - Obergünzburg - Kaufbeuren und Obergünzburg - Markt Rettenbach - Sontheim während des Streiks nicht bedient werden.

Mittel- und Oberfranken

Der Warnstreik der Bahngewerkschaft EVG wird in Mittel- und Oberfranken sowohl den Bahnverkehr als auch große Teile des Busverkehrs in Oberfranken lahmlegen. Wie Manfred Rupp, Sprecher des Nürnberger Verkehrsverbundes (VGN), BR24 sagte, werden alle S- und Regionalbahnen stillstehen. Auch nach Ende des Warnstreiks um 11 Uhr werde es dauern, bis sich der Verkehr wieder normalisiert habe. Verspätungen und Zugausfälle werden sich bis zum Nachmittag hinziehen.

Zudem sind auch die Strecken der privaten Betreiber "agilis" und "Go-Ahead" betroffen, die Strecken in Oberfranken, der Oberpfalz und nach Baden-Württemberg bedienen. Denn auch diese Betreiber nutzen das Schienennetz der DB, das ebenfalls bestreikt wird. Go Ahead hat auf mehreren Strecken in Bayern einen Schienenersatzverkehr eingerichtet. In Mittelfranken betrifft das die Strecke Ansbach - Treuchtlingen.

Auch das Regionalbusunternehmen "Omnibusverkehr Franken" (OVF), das viele Linien vor allem in Oberfranken bedient, gehört zur DB. Deshalb sind auch die Mitarbeiter des OVF zum Streik aufgerufen. Das Unternehmen will einzelne Fahrten mit Privatunternehmen abdecken. Fahrgäste werden gebeten, sich vor Fahrtantritt zu informieren, ob ihre Linie fährt.

Nicht betroffen vom Streik sind die kommunalen Stadtverkehre. Das heißt, die U- und Straßenbahnen in Nürnberg sowie die Busverkehre in Nürnberg, Fürth und Erlangen und anderer privater Unternehmen im Großraum Nürnberg fahren wie gewohnt.

Unterfranken

Auch in Unterfranken ist heute mit massiven Ausfällen zu rechnen. Bestreikt werden die Unternehmen "Omnibusverkehr Franken" (OVF), "Verkehrsgesellschaft Untermain" (VU), "DB Netz Würzburg", die "Westfrankenbahn", "DB Regio Unterfranken", die "Erfurter Bahn", "DB Vertrieb", "DB Sicherheit", "DB Station & Service", "DB Cargo" und "DB Fernverkehr".

EVG-Tarifsprecher Uwe Reitz sagte im Gespräch mit BR24: "Wenn es uns gelingt, dass vor allem die Fahrdienstleiter die Stellwerke bestreiken, wird in ganz Unterfranken am Freitag von 3 bis 11 Uhr kein Schienenverkehr stattfinden." Die Stadtbusse in Schweinfurt und Würzburg sowie die Straßenbahnen sind vom Warnstreik hingegen nicht betroffen.

Auch am Untermain wird es zu Ausfällen bei Bus und Bahn kommen. Darauf weist die "Verkehrsgemeinschaft am Bayerischen Untermain" (VAB) hin, deren Tarifgebiet Stadt und Landkreis Aschaffenburg und den Landkreis Miltenberg umfasst. Die VAB erwartet demnach umfassende Fahrtausfälle im gesamten Netz, auch bei den Schulbussen. Auch im Bahnverkehr der Kahlgrundbahn werde es zu Einschränkungen kommen. Busfahrten, die von den privaten Unternehmen im Auftrag der VAB durchgeführt werden, seien nicht von dem Ausstand betroffen, heißt es in der Mitteilung. Ebenso von dem Warnstreik ausgenommen sind demnach Buslinien der Stadtwerke Aschaffenburg.

Im Landkreis Rhön-Grabfeld betrifft der Warnstreik ausschließlich die vom OVF betriebene Linie 821 Elstalbus (Fladungen/Oberelsbach – Bastheim – Bad Neustadt) und die vier NESSI-Linien im Stadtgebiet von Bad Neustadt. 

Niederbayern und Oberpfalz

Auf den Bahnlinien in Ostbayern droht wegen des Streiks ein kompletter Stillstand. Die Züge von Alex, Oberpfalzbahn und Waldbahn werden voraussichtlich alle ausfallen. Das kündigte der Betreiber, das Viechtacher Bahnunternehmen "Länderbahn", an. Gleiches gilt für sämtliche Agilis-Züge auf der Strecke Passau-Regensburg-Neumarkt.

Die Länderbahn und Agilis planen nach eigenen Angaben, den Betrieb auf ihren Strecken in Niederbayern und der Oberpfalz nach Streikende schrittweise wieder aufzunehmen. Es könne aber auch im Laufe des weiteren Tages noch zu Behinderungen kommen, warnen beide Anbieter.

Vom Warnstreik könnten auch einzelne Buslinien in Niederbayern betroffen sein. Eine Umfrage des Landratsamtes Dingolfing-Landau bei den Busunternehmern hat ergeben, dass es voraussichtlich auf einer Linie zu Ausfällen kommen wird. Demnach findet eine morgendliche Fahrt nach Landau und die Rückfahrt nach Straubing nicht statt. Insbesondere sind die Schülerinnen und Schüler in Richtung Landau betroffen, so das Landratsamt in einer Mitteilung.

Auch das Landratsamt Passau rechnet mit Ausfällen. Laut Regionalbus Ostbayern RBO sind der Linienverkehr im Landkreis Passau und die Schülerbeförderung betroffen. Wie schon bei der letzten Streikaktion Ende März, berührt das voraussichtlich ausschließlich Fahrten, welche die RBO selbst bedient. Auftragsfahrten von anderen Verkehrsunternehmen für die RBO sind wahrscheinlich nicht betroffen.

Flughäfen München, Nürnberg und Memmingen

Auf die bayerischen Airports hat der Streik eher geringe Auswirkungen. Die Flughäfen in Memmingen und Nürnberg sind überhaupt nicht betroffen. Memmingen bietet bereits seit Jahren keine innerdeutschen Flugverbindungen mehr an. Von Nürnberg aus ist innerhalb Deutschlands nur das Lufthansa-Drehkreuz in Frankfurt angebunden. Die täglichen vier Starts und vier Landungen finden statt, sagte Flughafensprecher Christian Albrecht zu BR24.

Am Münchner Flughafen lassen sich die Auswirkungen des Streiks noch nicht einschätzen: Ob und wie viele Flüge am Freitag gestrichen werden, war am Donnerstag noch unklar. Die betroffenen Passagiere sollen sich an ihre Airlines wenden. Verdi hatte für Donnerstag und Freitag einen Streik an den Flughäfen Köln/Bonn, Hamburg und Düsseldorf angekündigt. Dort streikt an beiden Tagen das Sicherheitspersonal. Am Flughafen Stuttgart soll laut Verdi erst am Freitag gestreikt werden.

Das sagt der EVG-Chef

"Ich glaube wir handeln sehr verantwortungsvoll", verteidigte EVG-Chef Martin Burkert die Streik-Pläne im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk. Damit meinte er die begrenzte Streik-Zeit bis 11 Uhr. Man habe die wichtigen Ereignisse an diesem Tag berücksichtigt, etwa das Ende der Osterferien in Hessen oder die Schülerinnen und Schüler in Nordrhein-Westfalen, die zu den verschobenen Abiturprüfungen anreisen müssen. "All die Sorgen haben wir wahrgenommen", so Burkert. Allerdings müssten die Arbeitgeber wissen, "dass wir es ernst meinen".

Die EVG fordert in den Verhandlungen mit der Branche für die Beschäftigten mindestens 650 Euro mehr pro Monat oder zwölf Prozent bei den oberen Einkommen sowie eine Laufzeit von zwölf Monaten für den Tarifvertrag. Ein Schlichterspruch schlägt 5,5 Prozent vor - für die Bahn vorstellbar, für Burkert allerdings nicht. "Wir haben große Sorge, dass wir in der Lohnentwicklung abgehängt werden", sagte er. Die Fachkräftemangel sei schon heute erkennbar.

Bahn bietet Kulanzregelungen

Die Deutsche Bahn rät für den gesamten Freitag von einer Fernreise ab. Bereits erworbene Fahrkarten können unter bestimmten Umständen erstattet werden. Die Regelungen im Detail lesen Sie in diesem Artikel oder Sie rufen bei einer für den Streiktag eingerichteten Kundenhotline der Bahn an.

  • Die kostenlose Streikhotline der Deutschen Bahn: 08000 99 66 33

Bitte beachten Sie, dass regionale Hotlines der Deutschen Bahn am Freitagvormittag ebenso bestreikt werden.

Mit Meldungen der BR-Korrespondenten und Reporter Sandra Demmelhuber, Lisa Westhäußer, Julia Demel, Wolfram Hanke, Roswitha Polaschek, Andreas Mack und Uli Scherr sowie der Nachrichtenagentur dpa.

Portrait Martin Burkert
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EVG: Martin Burkert

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