Mitarbeiterin der Bahnhofsmission gibt warme Getränke aus
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Bahnhofsmission München: "Die Armut nimmt zu"

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Bahnhofsmission München: "Die Armut nimmt zu"

In der ökumenischen Bahnhofsmission am Münchner Hauptbahnhof kommen lange nicht mehr so viele Geflüchtete aus der Ukraine an wie im Frühjahr. Sorge macht jetzt die wachsende Armut in der Stadt. Die Folgen spürt auch die Einrichtung am Gleis 11.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in München am .

Die Münchner Bahnhofsmission war zu Beginn der Ukraine-Krieges eine der gefragtesten Anlaufstellen im Süden Deutschlands. Gefragt ist sie immer noch, auch wenn nicht mehr so stark wie im Frühjahr, als bis zu 2.000 Geflüchtete am Tag ankamen. Aktuell sind es täglich allenfalls 50 bis 100 Geflüchtete aus der Ukraine und anderen Ländern. Die Arbeit geht der ökumenisch getragenen Einrichtung, die heuer ihr 125-jähriges Bestehen gefeiert hat, trotzdem nicht aus.

Kostenloser Kaffee und Beratungen

Eigentlich ist immer eine Warteschlange vor der Eingangstür. An diesem Tag hat sich dort zum Beispiel ein Mann eingereiht, der kein Geld mehr hat und sich einen kostenlosen Kaffee holen will, wie er erzählt. Ein anderer hofft auf Hilfe bei der Wohnungssuche. Momentan lebe er in einem Wohnheim, berichtet er. Auf eine Sozialwohnung, so habe man ihm gesagt, müsse er "jahrelang warten“. Von einem "großen Problem mit dem Wohnen" spricht auch eine Frau in gebrochenem Deutsch.

500 Kontakte jeden Tag

Insgesamt haben die Mitarbeitenden der Bahnhofsmission jeden Tag um die 500 Kontakte, darunter 80 Beratungen etwa im Vorfeld eines Behördengangs. Immer wieder schlafen auch Frauen – oft mit Kindern – in der Bahnhofsmission. Es seien zum Beispiel Mütter nach Gewalterfahrungen, erklären die beiden Leiterinnen Bettina Spahn und Barbara Thoma, die von 140 Mitarbeitenden – darunter 110 Ehrenamtlichen – unterstützt werden.

Armut nimmt zu

In der kalten Jahreszeit rechnen sie mit noch mehr Hilfesuchenden. Hohe Energiepreise und die Inflation machen den Menschen zu schaffen. "Die Armut nimmt zu“, stellt Barbara Thoma fest. "Früher sind die Leute Ende des Monats gekommen, jetzt kommen sie schon Mitte des Monats“, weil sie kein Geld mehr haben oder um Lebensmittel bitten wollen. Viele lassen sich auch einfach nur eine Brotzeit oder ein warmes Getränk durch das Fenster neben der Eingangstür reichen.

24-Stunden-Betrieb an Weihnachten

Auch an Heiligabend und an den beiden Feiertagen ist die Bahnhofsmission wie immer rund um die Uhr geöffnet. Es wird also ständig jemand da sein für alle, die Hilfe brauchen. Dabei geht es nicht nur um praktische Unterstützung, sondern auch um Betreuung in einer emotional ohnehin schwierigen Zeit – und natürlich auch um ein bisschen Weihnachtsgefühl.

Kleine Geschenke an Heiligabend

Das gilt auch schon an den Tagen vor Heiligabend, etwa beim Essen. "Es gibt auf jeden Fall ein Update“, lächelt Bettina Spahn: Wiener Würstchen statt Schmalzbrot, Butter statt Margarine, dazu Plätzchen und Süßigkeiten oder auch besondere Hygienepäckchen. Möglich ist all dies nicht zuletzt durch Spenden. Am 24. Dezember um 16 Uhr wird in der alten Schalterhalle, also ganz in der Nähe der Bahnhofsmission am Gleis 11, ein ökumenischer Gottesdienst gefeiert. In der Einrichtung selbst werden danach Brotzeiten und kleine Geschenke verteilt.

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Warteschlange vor der Bahnhofsmission am Gleis 11

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